Wednesday, December 12, 2012

Weihnachtsgrüsse aus Chaguaramas in Trinidad

Dienstag, der 11. Dezember 2012
Liebe Freunde,
 
 
Sehr weihnachtlich sieht es hier in Chaguaramas allerdings nicht aus, zumal es tropisch heiß und feucht ist.  Da unsere Freunde Arno & Peter uns eine kleine Klimaanlage geliehen haben, ist es in unserem Boot sogar erträglich.  Seit dem 19. November stehen wir hier bei Powerboats an Land und ohne dieses Wunder der Technik wären wir hier wohl schon längst durchgedreht. 
 
Aber nun mal ganz von vorne.
 
Vor einem Jahr lagen wir noch mit einer gebrochenen Want in Richards Bay, Südafrika.  Der Törn um das Kap der Guten Hoffnung herum war einer der haarigsten, den wir je gemacht haben. Es ist zwar nichts weiter schreckliches passiert, aber eine Zitterpartie war es trotzdem.  Und ausgesprochen teuer!  Bei den harten Bedingungen dort unten geht einfach mehr kaputt als woanders.  Kurscomputer, Steuerseile, Ruderquadrant, ein Saildrive und noch vieles weitere mehr.  Wir waren froh als wir endlich in Houtbay in dem kleinen Yachthafen lagen.  Liping benannte die Ecke um in "Howling Bay", da die Fallwinde bei Sturm ziemlich schnell und oft Orkanstärke erreichen.  Kalt war es auch und zwar richtig, aber trotzdem gefiel uns Houtbay gut. 
 
Weiter ging es nach Sankt Helena - dieses Mal allerdings nicht mit Absicht.  Bei der schweren See dort unten brach ein Stutzen an unserer Süßwasserdruckpumpe und all unser Wasser landete in der Bilge.  Wir hatten nur noch den Notvorrat in Kanistern.  Auch mal was neues.  Dieses Mal - und überhaupt zum allerersten Mal - segelten wir zusammen mit einem anderen Boot und zwar der SALSA von Kirk.  Während wir allerdings mit 25 Knoten genau von hinten ein sehr angenehmes Segeln nur unter Genua hatten, so rollte die kleine Alberg 30 ganz fürchterlich. 
 
Sankt Helena war angenehm, wenn auch der Ankerplatz mitten im Ozean lag.  Mit Grausen stelle ich mir vor was passieren würde, wenn der Außenbordmotor einmal streiken sollte.  Tat er aber nicht und so ging es recht bald weiter nach Brasilien.  Nach Salvador de Bahia sind wir überhaupt nicht gefahren, sondern gleich daran vorbeigesegelt nach Itaparica, wo die Kriminalität wesentlich niedriger ist als in der Großstadt. 
 
Furchtbar lange haben wir es dort auch nicht ausgehalten und so ging es weiter nach Trinidad.  Das dauerte unverhältnismäßig lange, denn wir sind zu weit aufs Meer raus gefahren und kamen in eine starke Gegenströmung gekoppelt mit Flaute.  Doldrums oder Intertropical Convergence Zone (ITCZ).  So kam es daß die viele kleinere SALSA schon drei Tage vor uns am Ziel war.  Der krönende Abschluß unserer Weltumsegelung war ein Sturmbö mit 50 Knoten und Sicht Null, natürlich alles bei strömendem Regen und äußerst regem Schiffsverkehr. 
 
Kirk ist inzwischen schon in Cartagena, ein paar Freunde sind hier und ein paar kommen demnächst an.  Ansonsten muß ich sagen, daß das Ende einer Weltumsegelung eher enttäuschend ist.  So ziemlich der einzige der wirkliche Begeisterung zu erkennen gab, war unser alter Kumpel Jörn Grote aus Hamburg, der schon seit ewigen Zeiten hier lebt und selbst auch eine Weltumsegelung plant.  "Der Weg ist das Ziel" (Konfuzius) - so läßt sich das ganze Projekt am besten beschreiben. 
 
Wir vermissen (Jetzt schon!) Madagaskar, Chagos, Neuseeland, Kiribati, die Marschallinseln, die Tuamotus, die Marquesas, unsere Freunde dort und diverse Segelfreunde und gucken uns Bilder von den San Blas Inseln an.  Ich bekomme fast schon Lust alle Vernunft in den Wind zu schlagen und einfach weiterzusegeln...   Die Frau von Capt'n Fatty Goodlander hatte uns schon vor der Post Partum Depression gewarnt, was allerdings nichts genützt hat.  Leider hatte sie nur all zu Recht.  Cool war daß unser guter Kumpel Michael Herbst von der TANOA für seine langjährige Weltumseglung und seine Fahrt um Südaustralien und Tasmanien herum die begehrte Auszeichnung von Trans Ocean verliehen bekommen hat.  Glückwunsch, Michael!!!
 
Die Preise sind hier ganz enorm gestiegen, so daß man Trinidad nicht mehr billig nennen kann.  Karibik ist genausowenig unser Fall wie Brasilien, scheint es.  In Sachen Boot, Ersatzteile und Reparaturen ist es sogar ganz extrem teuer geworden!  Die Saildrives bekommen heute neue Lager, die beiden Driveplates sind schon eingebaut und bald geht es weiter mit dem Antifouling und dann zurück ins Wasser.  Unsere Freunde Arno & Peter aus Holland haben ganz wunderbare Fiberglasarbeiten an dem Mittelrumpf (Nacelle) geleistet und die Ecke neu gespritzt.  Den Rest können wir auch im Wasser machen.  Sobald unser Boot wieder halbwegs vernünftig aussieht, werden wir ernsthaft mit dem Verkauf beginnen und vielleicht sogar einen Yachtmakler anheuern. 
 
Aurora Ulani ist in der 4. Klasse in der Calvert School und nach wie vor eine gute Schülerin.  Lust hat sie allerdings keine mehr, zumal sie ja auch noch Pusteblume 3 für Deutsch, sowie ihre Chinesischen Schularbeiten machen muß.  Vor kurzem erfuhr ich, daß ich meine permanente Aufenthaltsgenehmigung für Taiwan (PARC) nun garantiert verloren habe und somit den ganzen Kram von vorne beantragen müßte.  Das gleiche gilt für Liping in Deutschland.  Es ist also klar, daß mal wieder ein gewaltiger Papierkrieg auf uns zukommt.  Deutschland fällt wahrscheinlich aus finanziellen Gründen aus - wir können uns ein Leben dort nicht mehr leisten.  Also werden wir wohl früher oder später wieder in Taiwan leben und kleine chinesische Kinder unterrichten.  Etliche unserer ehemaligen Schüler sind inzwischen verheiratet. 
 
Mit zwei Yachtmaklern war ich schon in Kontakt und mir wurde gleich auf Anhieb gesagt, daß wir uns keinen schlechteren Zeitpunkt für den Bootsverkauf ausgesucht haben.  Auch vom Ort her ist Trinidad ziemlich unten auf der Liste.  Fast alle sind der Ansicht, daß wir woanders wesentlich bessere Chancen hätten,vor allem in Australien.  Es ist aber nicht geplant, daß wir dorthin segeln, es sei denn hier wird uns wirklich kein vernünftiges Angebot gemacht.  So kommen wir vielleicht doch noch zu den San Blas Inseln und können auch ein paar alte Freunde wieder treffen.  : -)
 
Jetzt wünschen wir euch allen erst einmal ein schönes Weihnachtsfest sowie einen guten Rutsch ins Neue Jahr!
 
Viele liebe Grüße schicken euch
 
Holger, Liping & Aurora Ulani Jacobsen
Catamaran DHARMA BUM III
HolgPhone:   +18683995675
LipingPhone: +18683325494
Powerboats, Chaguaramas, Trinidad, 10°40'51.70"N 061°38'02.71"W

Saturday, October 20, 2012

Weltumsegelung beendet - DHARMA BUM III ist wieder in Chaguaramas, Trinidad

Weltumsegelung beendet - DHARMA BUM III ist wieder in Chaguaramas, Trinidad

Sonnabend, der 20. Oktober 2012
 
Wir verließen Itaparica zusammen mit SALSA und PARPAR.  Während Kirk und Henry relativ nahe an der Küste segelten, gingen wir sofort auf Abstand.  An der Küste gibt es oft viele kleine Fischerboote, flache Stellen, Felsen, Riffe und andere unangenehme Dinge.  Anfangs zischten wir auch richtig gut ab, denn der starke und beständige Passat ist genau das Richtige für unser Boot.  Später jedoch starb der Wind und wir waren umgeben von Regenschauern, Böen und einem bleiernem Himmel.  Doldrums.  Dazu kam noch eine starke Gegenströmung, die uns unausweichlich immer weiter ins Schlamassel trieb.  Kirk sah was Sache war und fing an Richtung SO zu steuern.  Nahe an der Küste bekam er leichten Wind, was für die kleine SALSA optimal ist.  Wir dagegen hingen fest.  So kam es, dass SALSA schon drei Tage vor uns in Trinidad ankam.  Henry wollte von vornherein erst nach Surinam & Französisch Guyana. 
 
Draußen im Atlantik brachte das Blauwassersegeln wie immer viel Spaß, aber zwischen Trinidad und Tobago sah die Sache dann anders aus.  Der Schiffsverkehr nahm drastisch zu und niemand nahm auch nur die geringste Notiz von uns.  Ich bekam keine Antwort auf UKW Kanal 16 und keinerlei Reaktion, als ich die Jungs mit meinem starken Halogen-Suchscheinwerfer anblinkte.  Es scheint tatsächlich noch schlimmer als früher zu sein, so dass die Leute auf den großen Pötten sich nur noch auf ihre Bildschirme, ihr AIS, ihr Radar und generell auf ihre Elektronik verlassen.  Wenn ich jetzt noch einmal losfahren würde, dann hätte ich einen AIS-Transponder, ein Radar (nicht so sehr um zu sehen, sondern mehr um gesehen zu werden) und ein Sprechfunkgerät mit DSC an Bord.  Es ist schlicht und einfach zu haarig ohne.  Dabei machen wir immer abwechselnd unsere sechs-Stunden-Wache.  Dazu kam wieder einmal starke Strömung und zu guter Letzt hatten wir noch eine Bö von 50 Knoten (Windstärke 10), die unser Bimini noch weiter zerlegte.  Ein weiterer Job für nach unserer Ankunft. 
 
Wunderbar war allerdings die Tierwelt.  Eine Schule großer Delphine begleitete uns fast einen ganzen Tag lang.  Oben flogen verschiedene Sorten Fregattvögel als auch Greifvögel und Pelikane herum, im Wasser gibt es große bunte Hornhechte (etwa 1 m lang) als auch deren Jungfische, während es an Land von wahrhaft riesigen Nachtfaltern, Leguanen, Brüllaffen und vielen anderen Tieren geradezu wimmelt.  Perfekt für Aurora Ulani. 
 
 
 
Als ich bemerkte, dass wir in meiner Freiwache durch die Enge zwischen der Insel Monos und Trinidad selbst durchfahren würden, hatte ich einen Zahn zugelegt.  Normalerweise fahren wir nirgendwo nachts rein, aber wir waren ja 2006 schon einmal sieben Monate in der Gegend gewesen und außerdem waren uns draußen einfach zu viele Schiffe, zu starke Strömung und zu viele Böen.  Eine Stunde nach Mitternacht fiel der Anker und wir verkrochen uns in die Koje. 
 
Als wir wieder aufwachten, sahen wir um uns herum die grünen Hügel von Trinidad, die uns sehr an Taiwan erinnern.  Sieht fast wie zu Hause aus.  Ich muss gestehen, dass es auch ein sehr gutes Gefühl war, die Weltumsegelung tatsachlich geschafft zu haben.  Es gab so viele Zweifler – aber hier sind wir nun.  Für mich ist es einer der Höhepunkte meines Lebens und es ist mir total egal, wie viele Leute es vorher schon gemacht haben.  Einmal selber machen und erst hinterher darüber reden, wie einfach es doch ist, würde ich vorschlagen.  ; – )  
 
Es gab aber sofort eine Sache, welche uns überhaupt nicht gefiel.  Wir waren nämlich umgeben von großen Schiffen.  Aber bevor wir uns darum kümmern konnten, mussten wir erst einmal einklarieren, was wir dann auch unverzüglich gemacht haben.  Überhaupt gar kein Problem.  Wir sollen vor dem 1. Januar 2013 wieder dort antanzen, um unsere Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern.  Ein schwedischer Fischer nahm uns in seinem Volvo zum nächsten funktionierenden Geldautomaten mit.  Dann fanden wir heraus, dass die Preise während unserer Abwesenheit sehr gestiegen waren.  Wir sind ja jetzt in der Karibik und das bedeutet vor allen Dingen teuer.  Außerdem trafen wir überall eine ganz andere Sorte von Yachties, die sich vollkommen von den Leuten unterschieden mit denen wir es seit Madagaskar zu tun hatten. 
 
Wir haben im HiLo Supermarkt frisches Gemüse und ein paar andere Kleinigkeiten eingekauft und trafen dann SALSA-Kirk, der mit zu uns an Bord kam.  Wir bemerkten ein Schiff in Militärgrau, welches viel zu dicht bei uns ankerte.  Das entwickelte sich zu einem Problem, denn gegen Mitternacht rumsten wir in das Teil hinein.  Glücklicherweise hatten Johann und seine Frau die Sache im Griff und standen schon mit den Fendern bereit.  Ihr Boot war ein altes holländisches Minensuchboot, ganz aus 6 Zoll starkem Teak gebaut.  Das Lotsenboot hatte ihn angewiesen dort zu ankern und nun stand er genau über unserer Kette und unserem Anker.  Wir haben eine Stunde lang miteinander geschnackt, bis die konfuse Strömung sich wieder beruhigt hatte.  Diesen Umstand hatte ich während unserer langen Abwesenheit fast vergessen. 
 
 
Morgens in aller Frühe holten wir den Anker hoch, der mir unnatürlich schwer vorkam.  Das lag an einem großen und überaus schweren Stahlrohr, welches sich in meinem Bügelanker verklemmt hatte.  Es dauerte so um die zwei Stunden, bis ich den ganzen Mist klariert hatte.  Während dieser Zeit fuhren wir in der Bucht unsere Kreise, der Schweiß floss in Strömen und ich fluchte wie ein altgedienter Soldat. 
 
Die nächsten paar Tage mussten wir immer wieder umankern.  Es war keine Muring frei, alles war proppenvoll und gleich neben dem Muringfeld verläuft ein über 30 Meter tiefer Graben für die großen Schiffe.  Keine wirklich guten Bedingungen zum Ankern.  Außerdem verscheucht einen das Lotsenboot wenn ein großes Schiff oder die noch viel größeren Lastkähne (auf denen Teile einer Erdölraffinerie nach Venezuela transportiert werden) hier reinkommen wollen und man nicht in der designierten Ankerzone liegt.  Viel schlimmer ist es allerdings, wenn man zu der Zeit nicht an Bord ist.  Dann kommt nämlich ein Hafenschlepper und zieht einen samt Anker aus dem Weg.  Danach hält der Anker meist nicht mehr.  Und da man sich ja nicht an Bord befindet, kann man wahrlich von Glück reden, wenn das Schiff nicht auf Grund geht oder in eine andere Yacht donnert. 
 
Nach einigen Tagen ergatterten wir dann doch eine YSATT-Muring, die wir gleich für einen Monat gemietet haben.  Jeff von der SELAH, den ich schon aus Langkawi kenne, half mir unseren Kahn dorthin zu verlegen.  Auf einem Kat ist es ja immer ein wenig problematisch, wenn eine der Maschinen ausfällt.  Vorwärts kann man nur dann vernünftig steuern, wenn Fahrt im Schiff ist und rückwärts ist es so gut wie unmöglich.  Es klappte aber alles ohne größeren Stress.  Ich sprach mit Don, dem Boss von Powerboats und heuerte unseren alten Mechaniker Raymond wieder an.  Er hatte uns damals einen neuen Zylinderkopf aufgesetzt und wird sich jetzt die Maschinen/Saildrives vorknöpfen.  Unser alter indischer Freund Scooby wird die Luken neu abdichten und die beiden Brüder Arno & Peter aus Holland werden die Fiberglasarbeiten an der Nacelle (einer Art Mittelrumpf typisch für Privilege Katamarane) machen.  Diese Katamaranspezialisten hatten während unserer Abwesenheit einen 55 1/2 Fuß Luxuskatamaran auf eigene Rechnung gebaut.  Das Boot soll in etwa zwei Wochen ins Wasser, wo es erst einmal gründlich auf Herz & Nieren geprüft werden muss.  Leider müssen wir nun bis Mitte November warten, bis Arno und Peter Zeit haben.  So lange werden wir wohl hier im Wasser warten.  Die beiden sind übrigens gute Freunde von unserem alten Kumpel Roy Starkey auf SEA LOONE (müsste gerade in Madagaskar sein) als auch von SULA-Ron, den wir gerade in Itaparica besucht hatten und der ebenfalls ein guter Freund von Roy ist.  Irgendwie ist die Welt der Yachties doch sehr klein, ganz egal wie weit sie räumlich voneinander getrennt sind. 
 
Wenn all diese Arbeiten abgeschlossen sind, wird unser Boot in einem wahrhaft guten Zustand sein.  Schon komisch, wenn man all diese Reparaturen macht, nur um sein Boot hinterher zu verkaufen.   Wir trafen eine Unmenge alte Freunde hier.  Hamburger Jörn Grote, der früher die Firma First Mate innehatte, macht jetzt sein Kapitänspatent für Luxusyachten in Fort Lauderdale.  Engländer Henry, dem die schöne kleine knallrote TABASCO  gehört und der früher als Bühnenmanager für Elton John arbeitete, diverse Ehefrauen und Kinder trafen sich auf der Insel Gaspar Grande zu einem "Cooler Lime" wie Jörn es nennt.  Es tat gut mal wieder mit so vielen alten Freunden zu schnacken. 
 
 
Amerikaner Peter Laine hatte ebenfalls in unserer Abwesenheit einen großen Kat gebaut und war leider genauso überarbeitet wie früher.  Der Deutsche Alwin, der mit uns in Neuseeland auf der Norsand-Werft lag, hatte sich gerade einen Fountain-Pajot Venezia Kat gekauft.  Er meinte, wenn er nicht schon ein Boot hätte, würde er unser Boot vom Fleck weg kaufen.  Leider ist die Karibik eigentlich gar kein guter Platz, um ein Boot zu verkaufen.  Es ist schon schwierig genug mit den Reparaturen und der Verkaufsprozess ist wie emotional Achterbahn fahren.  Unser alter Freund Douglas Billings, ursprünglich Fondsmanager in Nordamerika und später Eigner der Firma KISS-Windgeneratoren, hat seinen Laden inzwischen verscheuert.  Ansonsten haben sich die meisten Leute wenig verändert und machen im Prinzip immer noch das Gleiche wie damals. 
 
Natürlich machen wir uns auch viele Gedanken um "das Leben danach".  Die Frau von Captain Fatty (kennen wir seit Samoa), meinte schon: "Vorsicht vor den Post Partum Depressionen!"  Wir haben weiterhin vor, es mit Deutschland zu versuchen, obwohl uns praktisch jeder davon abgeraten hat.  Dabei scheint selbst der Papierkrieg schon ein ernstes Thema zu werden.  Es sieht fast so aus, als ob wir die Familienzusammenführung erneut beantragen müssen und dieses Mal muss Liping ihre Deutschkenntnisse sogar vor Ausstellung eines Langzeitvisums nachweisen.  Schöne Geschichte! 
 
Wenn alles wirklich lange dauert, kann es gut sein, dass wir Roy und noch ein paar andere alte Freunde hier wieder treffen werden.  Schelmi & Isabelle auf ihrem 46 Fuß Wharram Tiki Katamaran WAKATAITEA (sie hatten ihn Neuseeland selbst gebaut als wir da waren) sind zwar zur Zeit noch in Kudat, Borneo aber sie planen im Eiltempo weiterzufahren und uns hier zu treffen.  Das wäre natürlich supercool!  Auch unsere deutsch-tschechischen Freunde Karl & Libu planen schon bald mit ihrer ROSINANTE aus Martinique hierher zu kommen.  Sie sind zusammen mit Roy unsere erfahrensten Yachtiefreunde.  Genau wie er, haben sie ihr Boot Anfang der 70er selbst gebaut und leben seither an Bord.  Sie haben ihre beiden Kinder bis zum Abitur selbst an Bord unterrichtet, sind einmal um die Welt und nun freuen wir uns schon auf die kulinarischen Köstlichkeiten, denn Libu ist ein genau so guter Chef wie Liping. 
 
Das wäre wahrhaftig ein schöner Abschluss unseres Yachtielebens. 
 
 
Holger, Liping & Aurora Ulani Jacobsen
Catamaran DHARMA BUM III
HolgPhone:   +18683995675
LipingPhone: +18683325494
Chaguaramas, Trinidad

Saturday, July 28, 2012

Itaparica bei Salvador de Bahia in Brasilien

Sonnabend, der 28. Juli 2012
 
Moin,moin aus Brasilien!
 
 
Unsere Uhren sind jetzt auf UTC-3 Stunden, will heißen, daß es hier jetzt  08:43 morgens und in Deutschland 13:43 am Nachmittag ist.  Der Törn über den Südatlantik war für uns einer der angenehmsten aller Zeiten.  Nur der von Chagos nach Mauritius im Indischen Ozean war vergleichbar.  Das gilt allerdings nur für uns Leute mit einem Katamaran!  Wir haben das Großsegel nicht ein einziges Mal ausgepackt, es steckt immer noch unter dem grünen Sailcover.  Einzigartig waren auch die vielen Wale, die wir gesehen haben und die uns Stunden- und Tagelang begleiteten.  Zum Glück haben wir keinen umgefahren, so wie es ADIO passiert ist, denn dann können die Viecher in der Tat böse werden.  Der Wal hat sie nach dem Zusammenstoß mit voller Wucht seitlich gerammt, so daß sie jetzt eine Riesenbeule in ihrem Schiff haben.  Glücklicherweise ist es aus Metall! 
 
 
Die Ankunft hier war ebenfalls eher tranquilo.  Statt wie fast alle anderen in den Yachthafen in Salvador de Bahia zu gehen, sind wir direkt zu der Insel Itaparica weitergesegelt, wo alles  sehr viel ruhiger und sicherer ist als in Salvador de Bahia.  Das nennt man hier übrigens das Schwarze Loch und zwar aus zwei Gründen.  Erstens weil dort einfach alles verschwindet, ob nun wegen Diebstahl, Raubüberfall, bei der Post oder beim Zoll und zweitens weil die Bevölkerung überwiegend schwarz ist. 
 
Inzwischen können wir auch wieder in der Plicht duschen, denn es ist endlich wärmer geworden.  Allerdings nur tagsüber, denn sobald es dunkel wird, fällt die Temperatur auf etwa 27°C oder sogar noch weiter ab.  Jetzt ist hier Regenzeit und so kann es  vorkommen, daß es  wochenlang regnet und außerdem muß man mit Kaltfronten und Sturmböen von bis zu 40 Knoten rechnen.  Hmmm...
 
Die letzten paar Tage auf See schlief Aurora auf dem Sofa im Wohnzimmer, denn sie war viel zu aufgeregt, wie immer wenn wir irgendwo ankommen.  Die  Lichter von Salvador waren schon einen Tag vorher am Nachthimmel zu sehen.  Unglaublich was wir Menschen so an Elektrizität verschwenden!  Als wir näher kamen, erinnerte es mich sofort an Belem, denn es stand ein Wolkenkratzer neben dem anderen.  Mir wurde allerdings erzählt, daß ansonsten alles total verkommen, verdreckt und zerstört ist. 
 
Hier ist mehr so die dörfliche Atmosphäre eines Touristenorts.  Es hat mich total an Soure in Marajó im Amazonasdelta erinnert, wo mein Bruder Birger & ich auf DHARMA BUM I zusammen mit den beiden Franzosen Dede & Riton von der VILLE DE SAINT NAZAIRE am 22.8.1989 waren.  Ich kann es nicht gut beschreiben, wahrscheinlich liegt es am Stil der Architektur und and dem flachen Land.  Typisch brasilianisch eben. 
 
Gleich am ersten Tag habe ich Schlauchboot und Außenborder runtergelassen und bin rüber zu dem älteren Ehepaar Reinhart & Marlene auf der ADIO aus Cuxhafen, die ich aus Mauritius kenne und die gute Freunde von Michael auf der TANOA sind.  Der ist übrigens sicher und wohlbehalten in Deutschland zu einem großen Empfang angekommen.  Mittwoch morgen waren wir auf der deutschen UI, wo eine Mutter mit ihren beiden kleinen Töchtern lebt, während der Vater in Deutschland arbeitet.  Viele Boote hier kommen aus Europa und haben mit der Segelei gerade erst angefangen.  An Land konnten wir Geld aus dem Automaten im Yachthafen holen, was wirklich sehr praktisch ist.  Danach haben wir eine Gurke für Hamsti und noch ein paar andere Sachen eingekauft.  Zurück an Bord gab es die "guten" Drei-Minuten-Nudeln aus Taiwan und ich habe erst  einmal das oberlahme WiFi/WLAN  ausprobiert.  Die  eMail geht so mit Ach und Krach, aber alles andere kann man vergessen.  ;-( 
 
Immerhin gelang es uns mit dem Kumpel von Roy Starkey von der SEA LOONE (12.9.1989 in Kourou kennengelernt) Kontakt aufzunehmen.  Zufälligerweise haben wir genau vor seinem Haus geankert.  Ron Llewellyn hat uns zu sich eingeladen und uns allerlei erzählt.  Er ist Fallschirmspringer bei den Special Forces in Australien gewesen und war spezialisiert auf "High Altitude, Low Opening" Absprünge wobei man extrem hoch oben mit Sauerstoffgerät und Spezialausrüstung aussteigt, den Fallschirm allerdings erst dann öffnet wenn es fast schon zu spät ist.  Das ist dazu gedacht, um nachts unbemerkt hinter die feindliche Front zu kommen.  Er hat auch die Engländer, Amis usw. in diesem Zeugs unterrichtet, doch nach 10 Jahren ist er ausgestiegen und hat seine eigene Fallschirmspringerschule eröffnet.  Alles sehr militärisch, mit Nahkampf in allen Variationen usw.  Der thailändische Kronprinz wurde von ihm trainiert und nach 14 Jahren konnte er dann endlich segeln gehen, was er die nächsten 16 Jahre auch gemacht hat.  Nach seiner ersten Weltumseglung wollte er von Neuseeland aus non-stop um Kap Horn, kam aber in einen gewaltigen Orkan mit von der Wetterstation am Kap Horn gemessenen 120 Knoten.  Gute Güte!  Obwohl er kein Fitzelchen Segel oben hatte, brach ein Norseman-Terminal, der Mast zerbröselte, die SULA kenterte durch und trieb mit dem Kiel nach oben.  Da dachte Ron dann, daß es das wohl gewesen wäre, denn er stand auf der Decke und das Boot wollte sich nicht wieder aufrichten. 
 
Irgendwann tat es das aber doch und Ron kroch nur im T-Shirt & Trainingshosen an Deck.  Totales Chaos (wir haben die Bilder gesehen), die riesige Luke vorne war auf und wurde vom Mast in dieser Stellung festgedrückt.  Bei jeder Welle schwappten Unmengen 5°C kaltes Seewasser rein und SULA drohte zu sinken.  Irgendwie hat Ron es aber doch mit Gewalt geschafft, die Scharniere der Luke zu zerstören, diese vor das Loch zu zerren und mit Draht wieder halbwegs vernünftig zu befestigen.  Er kroch wieder rein und bemerkte, daß er gerade dabei war an Hypothermie zu sterben.  Alles war voller Seewasser, Diesel, überall Kurzschlüsse, Qualm und Terror.  Da dachte er dann das zweite Mal, daß er diese Geschichte wohl nicht überleben würde.  Er zog sich all die (nassen) Klamotten an, bis er wie ein Michelinmännchen aussah und irgendwann mußte er sich dann daran machen, den Motor anzuschmeißen, was wiederum 2 Tage in Anspruch nahm.  Dann war die Funke dran.  Die Chilenische Marine war *total* ätzend zu ihm, er hätte monsterviel bezahlen müssen und wahrscheinlich sein Boot eingebüßt.  Da wurde er dann langsam grantig und ist mit dem Boot so wie es war unter Maschine non-stop nach Ushuaia in Argentinien gefahren.  Auch sonst war sein Leben ein einziges großes Abenteuer.  Warum er allerdings freiwillig in Südamerika leben will, kann ich beim besten Willen nicht verstehen.  Dabei gibt es doch so schöne Länder wie Neuseeland, Taiwan und auch sonst noch so allerlei in Asien.  ;-)))))
 
Es war schon dunkel und wir wollten dringend zurück an Bord, als wir PARPAR bemerkten und von Henry und Tuk wild an die SEUTE DEERN gewunken wurden.  Die kennen sich nämlich auch schon seit Jahren und zwar aus Chagos.  Dort saßen wir noch eine ganze Weile bei Hamburger Hans (72) und SangHee aus Korea.  Hans ist ähnlich wie ich schon als junger Mann aus Deutschland weg und hat viele Jahre in Südafrika und etlichen anderen Ländern verbracht.  Irgendwann hat er sich in Kapstadt eine 16 Meter lange Reinke aus Alu bauen lassen und die beiden sind damit um die Welt gesegelt.  Nach einem Zwischenspiel in Kapstadt sind die beiden nun wieder unterwegs in Richtung Karibik.  Natürlich haben wir beiden Nordlichter schön miteinander geklönt.  :-)
 
Unser Landausflug war allerdings nicht wirklich erfolgreich gewesen.  Zwar bekamen wir das leckere Mineralwasser  aus dem artesischen Brunnen Fonte da Bica de Itaparica, aber mit der SIM-Karte für das Internet wurde es nichts.  Die dürfen zur Zeit nämlich keine mehr verkaufen.  Auch von jeglichen Reparaturen in Brasilien wurde uns von allen Seiten dringend abgeraten.  Schöne Geschichte... 
 
Donnerstag waren wir gerade am Aufräumen, als Ron uns auf UKW-Kanal 69 anrief.  Wir waren zusammen in einem winzigen "Restaurant" essen, wo die reichliche Portion Reis, Nudeln, Bohnen und gebratene Hühnerbeine samt Wasser, Saft und Kaffee vier Real (€ 1,61) kostete.  Da waren wir dann auch wirklich satt.  Später stieß Henry zu uns, der ja ebenfalls Australier ist.  So kam es, daß ich wieder erst nach Hause kam, als es schon längst dunkel war. 
 
 
Gestern dann habe ich unseren Strandkajak zu Wasser gelassen, um mit Ulani zusammen Henry und Tuk zu besuchen.  Wir hatten eine ganz ausgezeichnete Unterhaltung.  Henry ist Geologe und zwar einer von denen, die tatsächlich draußen in der Wildnis herumkriechen und dort Forschungen betreiben.  Sein Satellitentelefon ist immer auf Empfang, und so braucht er sich um Arbeit keine Sorgen zu machen.  Er läßt Tuk und das Boot im Hafen, fliegt nach Papua Neuguinea, Ghana oder sonst irgendwohin und arbeitet ein paar Monate lang.  Henry liebt das Reisen in fremde Länder, Abenteuer und hat sich dazu noch die wissenschaftliche Neugier und Begeisterung bewahrt.  Es ist wahrlich ein Genuß sich mit ihm zu unterhalten!  Die beiden hatten an dem Morgen drei Langusten von einem Kanu gekauft, die es dann abends auf der SEUTE DEERN gegrillt gab.  Lecker!  Dazu Wein, Caipirinha, Steak, chinesische, thailändische und koreanische Gerichte, denn unsere drei Asiatinnen hatten sich alle am Kochen beteiligt.  Somit waren wir von 17:00 bis um 22:00 Uhr mit dem Abendessen beschäftigt. 
 
Eigentlich ist jetzt Schule dran, aber Ulani hat gerade Besuch von den beiden deutschen Mädchen Lina (6) und Yara (4), die ganz allein mit ihrem Schlauchboot angerudert kamen.  Sie schwimmen wie die Fische und sind genau so selbstständig wie die Franzosenkinder, die wir kennengelernt haben.
 
Ich werde mich demnächst mit Aufräumarbeiten beschäftigen, denn hier sieht es wirklich unglaublich aus. 
 
Viele liebe Grüße von
 
Holger, Liping & Aurora Ulani Jacobsen
Catamaran DHARMA BUM III
Itaparica, Brazil, 12°53.22'S 038°41.31'W

Wednesday, July 04, 2012

Südafrika bis Sankt Helena - 4. Juli 2012

Unsere Zeit in Sankt Helena geht nach drei Wochen ihrem Ende entgegen.  Die Überfahrt von Kapstadt war für uns bis auf den ersten Tag einer der besten Törns überhaupt.  Der Wind kachelte fast ständig mit um die 25 Knoten ziemlich genau von hinten, so daß das Groß die ganze Zeit unten blieb und wir trotz der ebenfalls von hinten kommenden gewaltigen Dünung streßfrei wie auf Kufen liefen.  Für unseren Kumpel auf einem 30 Fuß Langkieler war es allerdings das genaue Gegenteil.  Er rollte wie verrückt, mußte ständig drei Reffs im Groß fahren und hatte eine sehr unangenehme Überfahrt.  So viel kommt es darauf an, mit was für einem Boot man unterwegs ist!  Selbst am Ankerplatz ist der Unterschied ob des Rollens unübersehbar. 

Eine Sache hatten die Wellen allerdings auch bei uns verursacht.  Meine schwere Ersatzbatterie riß sich los, fiel auf die Frischwasserdruckpumpe, welche das ganze Boot mit Trinkwasser versorgt und brach dort den Stutzen ab.  Da die Pumpe sich unten im Maschinenraum befindet, der Tank aber oben im "Wohnzimmer" steht, verloren wir all unser Trinkwasser. 
 
Nicht gerade lebensbedrohlich, da wir weiteres Wasser in Flaschen, sowie noch alle möglichen anderen Getränke an Bord hatten.  Während ich mich in der Not damit abfinden kann nur noch Homebrew zu trinken, so ist es zum Duschen und Haare waschen allerdings eher ungeeignet.  Besonders die beste aller Frauen wird dann ganz schnell grantig und so mußte ich mir schnell etwas einfallen lassen.   Wir mußten sofort in den nächsten Hafen und Wasser bunkern.  Nur, der nächste Hafen war Jamestown in Sankt Helena, wo wir eigentlich dran vorbeisegeln wollen. 
 
Nach 16 Tagen auf See kamen wir dort an, wobei wir die letzte Nacht gedriftet waren, da wir nicht im Dunklen ankommen wollten.  Wie uns Freunde schon berichtet hatten, war es ausgesprochen tief und extrem wackelig.  Nicht ganz so extrem wie in Betio, Tarawa, Kiribati, aber dafür kamen die Wellen hier fast immer genau von der Seite. 
 
Nach kurzer Zeit waren wir mit ein paar alten Freunden und Bekannten zusammen und konnten auch gemeinsam meinen 52. Geburtstag feiern.  Dabei waren Henry & Tuk von der PARPAR, Kirk von der SALSA, Neil von der FULL MOON, sowie Bill & Melissa von der RELIANT.  Ich habe mich viele Tage mit dem Wassersystem beschäftigt, wobei es ein Problem nach dem anderen gab.  Ich hatte eine Ersatzpumpe eingebaut und Wasser in den Tank gekippt, aber nichts ging mehr.  Selbst die Fußpumpe in der "Küche" wollte nicht mehr.  Es blieb mir nichts anderes übrig, als den ganzen Salon auseinanderzunehmen, um den Tank aufmachen zu können.  Dann mehrmals Ein- und Ausbau diverser Pumpen (die alte, stärkere hatte ich inzwischen repariert).  Endlich kam wieder Wasser, welches allerdings dermaßen verdreckt war, daß wir es gleich ins Meer gekippt haben.  Die Fußpumpe wollte immer noch nicht.  Langsam wurde ich ernsthaft gereizt und rastete bei dem kleinsten Anlaß vollkommen aus. 
 
Zu dem Zeitpunkt beschloß ich dann, meine Mädels allein an Land zu schicken, so daß ich ungestört arbeiten konnte.  Das hatte allerdings noch einen zweiten Grund, denn inzwischen war die  Dünung so stark, daß ich mich nicht mehr traute, mein Schlauchboot selbst mit Heckanker dort zu lassen.  Wenn es wie im Fahrstuhl immer 2 Meter rauf und runter geht, daß hält so ein kleiner Anker nicht unbedingt - und dann ist das Beiboot Schrott.  Kirk hat es trotzdem versucht und dabei seine gute Taucherbrille samt Schnorchel eingebüßt.  Und sein Schlauchboot hat seitdem ein Leck und läuft immer voller Wasser. Sein Anker hielt allerdings dermaßen gut, daß er mit einem Brecheisen tauchen mußte, um ihn wieder zu bergen. 
 
Zu guter Letzt kam ich zu der Einsicht, daß ich eine riesige Luftblase im System hatte.  Der Gegendruck war dermaßen stark, daß es auch nichts half von oben Wasser in die Druckleitung zu füllen.  Ich schnappte mir eine starke manuelle Bilgepumpe fürs Beiboot und funktionierte sie kurzerhand um.  Mit viel Druck pumpte ich oben sauberes Wasser in die Leitung, während Liping gleichzeitig unten die Fußpumpe bediente.  Und siehe da!  Alles war wieder beim alten. 
 
Bis auf die Tatsache, daß ich ein Leck im Frischwassertank bemerkte.  Nach unzähligen Flüchen und weiteren zwei Tagen Arbeit, war auch diese Sache behoben.  PARPAR & FULL MOON waren gleich nach meinem Geburtstag nach Ascension abgesegelt und irgendwann machte sich auch RELIANT auf den Weg.  Kirk hatte erheblichen Streß mit seiner Windselbststeueranlage und mußte ebenfalls reparieren.  Über Funk hörten wir dann, daß sowohl FULL MOON als auch RELIANT Probleme mit ihrer Einseitenband-Funke hatten.  Nur PARPAR bleib vorerst verschont. 
 
Trotzdem hatten wir Zeit für eine Inselrundfahrt, bei der wir uns vor allem die Häuser von Napoleon Bonaparte, sein Grabmal, die Riesenschildkröten, die Jakobsleiter und viele andere Dinge angesehen haben.  Der einzige Nachteil war, daß wir auf der Ladefläche eines Pickup-Trucks saßen, was mein Rücken gar nicht gerne mag.  Die Mädels waren auch noch zu einer Grillfete auf der andere Seite der Insel, doch ich hatte mir irgendeinen Virus eingefangen und litt etwa drei Wochen lang an Kopf- und Nackenschmerzen. 
 
 
Aurora Ulani und ich waren mit ihrem Kescher und einem Eimer unterwegs, um Meeresgetier zu fangen.  So etwas liebt sie über alles - genau wie ihr Vater.  Kurze Zeit später hatten wir zwei Seesterne, einen Krebs und ein paar andere Krabbeltiere im Eimer, die wir allerdings nicht bestimmen konnten.  Die Fische waren leider zu schnell für uns und die Seeigel waren zu fest in ihren Löchern verschanzt. 
 
Das "Royal Mail Ship" RMS ST. HELENA kam vorbei, wobei wir beobachten konnten, wie sie die Container auf Leichter mit riesigen "Außenbordmotoren" (sehen wie Baumaschinen aus) verladen und auf diese Weise an Land bringen. 
 
 
Dann gab es noch die große Diskussion, ob wir uns das Schlüpfen der kleinen Seeschildkröten auf Ascension angucken sollten.  Wir hatten es schon im Ashmore Reef zwischen Australien und Indonesien versucht, waren aber nicht erfolgreich gewesen.  Wir würden es uns so gern einmal anschauen!  Wir wußten allerdings von unseren Freunden, daß es dort oft gar nicht möglich ist an Land zu gehen, da die Dünung dort noch mehr Unwesen treibt als hier.  Außerdem bedeutet Ascension einen Umweg, bei dem zusätzlich der Wind von Ascension bis Salvador de Bahia aus einem ungünstigeren Winkel kommen würde.  Selbst heute, am vorletzten Tag, haben wir uns immer noch nicht entschieden. 
 
Auf jeden Fall steht uns wieder einmal eine längere Zeit auf See vor, was uns sehr gut in den Kram paßt.  Außerdem verspricht es immer wärmer zu werden und der Mond wird uns am Anfang des Nachts beleiten. 
 
 

Saturday, May 26, 2012

Auf Wiedersehen Kapstadt! Auf Wiedersehen Südafrika!

Morgen (Sonntag) feiern wir eine kleine Abschiedsparty und wenn das Wetter mitspielt, dann werden wir uns demnächst auf den Weg nach Brasilien machen.  Bald fängt hier ernsthaft der Winter an und die "Wetterfenster" werden seltener, kürzer und unberechenbarer.  Wahrscheinlich werden wir an Sankt Helena vorbeisegeln und direkt nach Salvador de Bahia gehen.  Wird eine ganze Weile dauern, bis wir dort angekommen sind...
 
 
Cheers!
 
Holger, Liping & Aurora Ulani
Catamaran DHARMA BUM III
Hout Bay Marina, Berth No. 90
Cape Town, South Africa
34°03.02'S 018°20.85'E
Phone 1: +27719749347 Holger
Phone 2: +27719284443 Liping

Sunday, April 29, 2012

Winter kommt nach Kapstadt

Sonntag, der 29. April 2012
 
 
Inzwischen ist es recht leer geworden hier im Yachthafen von Hout Bay.  Das ist kein Wunder, denn jetzt naht mit großen Schritten der Winter – und draußen lauert der südliche Ozean mit einem Sturmtief nach dem anderen und bis zu 17 Meter hohen Wellen gleich hier draußen vor der Bucht.  Fast alle Boote sind inzwischen über St. Helena in Richtung Brasilien oder die Karibik davongesegelt und die meisten anderen Leute sind in einen Flieger gestiegen, um für ein halbes Jahr oder so ihre Familien im Heimatland zu besuchen.  Das hatten wir eigentlich auch vor, aber es klappte leider aus verschiedenen Gründen nicht.  Hier liegen nur noch SALSA und MERLIN, die sich ebenfalls auf den Weg machen wollen. 
 
Es war nicht das einzige was nicht so lief, wie wir uns das vorgestellt hatten.  Der Mechaniker Charles ließ uns sieben Wochen lang warten, bevor er uns eröffnete, dass er gar keine Zeit für uns hat.  Das ist schlecht, denn nun können wir den Saildrive hier nicht mehr reparieren und müssen mit nur einer funktionsfähigen Maschine rüber nach Brasilien.  Was allerdings über Erwarten gut lief, war Segelmacher Steve Meek von North Sails.  Wir bekamen ein neues voll durchgelattetes Großsegel (52 m²) und haben alle anderen Segel und die LazyJacks / StackPack von ihm reparieren lassen.  Hochziehen konnten wir das alles allerdings noch nicht, denn hier gibt es andauernd Starkwind oder Sturm.  Jetzt, wo ich dieses hier schreibe, bläst es auch schon wieder mit bis zu 10 Windstärken.  Wir mussten etwas über € 1.400 für alles zusammen bezahlen, was unserer Meinung nach billiger ist als Lee Sails in Hong Kong.  Steve hat das beste Tuch von North Sails aus New York verwendet und wenn die Jungs keinen Mist gebaut haben, so sind wir mit dieser Geschichte zufrieden. 
 
 
Seit über zwei Monaten (!!!) warten wir übrigens auf unsere Visumsverlängerung vom Department of Home Affairs (DHA).  Wir haben jeder zwei Textnachrichten/SMS erhalten, dass wir das Teil abholen können, aber jedes Mal nachdem wir dort etwa drei Stunden gewartet hatten, bekamen wir zu hören, dass es noch nicht da wäre.  Außerdem sind die Offiziellen dort ausgesprochen unhöflich – und inkompetent.  Der Yachthafen hier ist zwar im Sommer sehr starken Winden – wir hatten bis zu 70 Knoten, also Orkan – ausgesetzt, aber im Winter ist er wesentlich geschützter als der Yachthafen in Simonstown.  Zusätzlich ist er noch um vieles billiger als die anderen Marinas in dieser Gegend.  Es gefällt uns gut hier und wir haben uns mit einigen Dauerliegern angefreundet. 
 
Wunderbar war auch, dass der Taiwan-"Konsul" George (es bestehen keine diplomatischen Beziehungen zwischen Südafrika und Taiwan) von Kapstadt ein Kumpel von Bruce Linghu ist, den wir in Majuro auf den Marschallinseln kennen und schätzen gelernt hatten.  George ist inzwischen ebenfalls ein guter Freund geworden.  Gestern haben wir ihn, den Vizekonsul Jack, dessen Frau, Sekretärin Grace und Fischereibeauftragten Joshua anlässlich Lipings 42. Geburtstag zu uns an Bord eingeladen.  Andere Leute haben wir nicht eingeladen, denn wenn die Unterhaltung nur auf Chinesisch ist, dann ist es für sie langweilig.  Wie fast immer, wenn wir Gäste an Bord haben, gab es schlechtes Wetter.  Das machte aber nichts, denn wir hatten so etwas schon geahnt und uns darauf eingestellt.  So saßen wir denn mit acht Mann hoch um unseren Tisch im "Wohnzimmer", haben viel geschnackt und gefuttert, wie es halt bei den Chinesen üblich ist.  Nicht so ganz üblich war allerdings die Speisekarte, denn es gab Eisbein mit Sauerkraut, diverse Salate, Rosmarinhühnchen auf italienische Art, frisches deutsches Bauernbrot und als Abschluss eine große Geburtstagstorte.  Getrunken haben wir hauptsächlich Bier und zwar sehr viele verschiedene Sorten, wobei die meisten aus Belgien oder Deutschland kamen.  Da stört dann auch kein schlechtes Wetter! 
 
 
Nach etwa fünf Stunden sind die Gäste wieder gegangen und ich durfte erst einmal die Maschine anschmeißen, denn mit der Stromversorgung hapert es hier ein wenig.  Die Spannung fällt oft merkbar ab und öfters bricht sie auch ganz zusammen.  So etwas mögen die Batterieladegeräte nicht, so dass sie schon auf drei Booten an unserem Schlengel (heißt das wirklich so?) das Zeitliche gesegnet haben.  Leider gehörte meines auch dazu.  Bei einem Freund von uns hat es zusätzlich drei Batterien zerhauen, was natürlich teuer wird.  Sein Ladegerät (Made in Germany) hat allerdings auch gleich 1.000 Teuronen gekostet. 
 
Liping wird demnächst einen neuen Taiwan-Pass beantragen, was hier nur etwa drei Wochen dauert.  Dann wird es allerdings allerhöchstens Zeit, dass wir hier verschwinden.  Unser Nachbar Doug, Kapitän und Fischer hier aus der Gegend, meinte dass ER nicht im Juni über den Südatlantik fahren würde.  Wenn wir denn unbedingt weg wollen, dann sollen wir an der Küste entlang nach Norden fahren und zwar so lange bis die Stürme des Südatlantiks endgültig hinter uns liegen.  So hatten wir das uns auch gedacht, aber es bedeutet, dass es lange Zeit sehr kalt und vor allem neblig sein wird, da wir ja immer im eiskalten Benguela Strom bleiben, der aus der Antarktis hochkommt. 
 
Bei einem kleinen Ausflug zum Kap der Guten Hoffnung konnten wir die wundersamen Klippschliefer beobachten, die zwar aussehen wie Nagetiere, aber weitaus näher mit Elefanten und Seekühen verwandt sind.  Sie haben derartig viele seltsame Eigenschaften, dass es sich durchaus lohnt sie sich bei Wikipedia einmal genauer anzuschauen. 
 
 
Der nächste Bericht wird wohl erst von Brasilien oder der Karibik aus stattfinden, es sei denn das Wetter zwingt mich dazu weiter drinnen zu hocken, wenn es draußen doch so viel zu tun gibt.  Ansonsten kann man immer nachgucken wo wir gerade sind: http://pangolin.co.nz/yotreps/tracker.php?ident=WDC7641 und eMails kann ich auch auf See immer empfangen. 
 
Viele liebe Grüße schicken
 
Holger, Liping & Aurora Ulani
Catamaran DHARMA BUM III
Hout Bay Marina, Berth No. 90
Cape Town, South Africa
34°03.02'S 018°20.85'E
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Sunday, March 04, 2012

Drei Monate Südafrika

Samstag, der 3.3.2012
Moin Leute,
 
Es wird wirklich Zeit, dass ich mal wieder etwas schreibe hier.  Bald nachdem wir an Bazaruto in Mosambik vorbei gesegelt  waren, schlug trotz positiver Vorhersage das Wetter um, so dass wir Richtung Maputo steuerten, um eventuell dort Schutz zu suchen.  Hätten wir man machen sollen!   Da die Wettervorhersage allerdings doch wieder günstig wurde und all unsere Freunde auch nach Richards Bay weiter segelten, taten wir es ihnen gleich.  Innerhalb von vielleicht einer Stunde baute sich dann eine etwa vier Meter hohe See auf, in die wir immer wieder hineinkrachten.  So etwas ist immer stressig & führt auch oft zu Bruch. 
 
Aurora Ulani sprach von Drähten & Kabeln und fragte, warum die denn da jetzt an der Want herumbaumelten.  Ich bekam einen gewaltigen Schrecken, als ich bemerkte, dass wir im Begriff waren unseren Mast zu verlieren.  Zwar sicherte ich alles notdürftig ab, aber so richtig segeln konnte ich so natürlich nicht mehr.  Die letzten paar Seemeilen vor Richards Bay herrschte  dann echtes Schietwetter & auch im total überfüllten Hafen hörte der Stress nicht auf.  Ich war ziemlich froh als Max von der SAFINA im Schlauchboot raus kam, uns half und uns erlaubte bei ihm längsseits zu gehen. 
 
Dummerweise klappte mit Reparaturen erst einmal gar nichts, denn ab Anfang Dezember stehen in Südafrika für einen Monat die Räder still.  Weihnachten, Neujahr, Große Sommerferien.  Irgendwann im Januar bekam ich dann meine neue Want mit Norseman-Terminals statt Pressung (eine "Bootseinheit" von etwa € 1.000) und konnte auf ein Wetterfenster warten, um gen Süden zu starten.  Unsere Freunde von der SALSA, LUNA, PARPAR usw. waren da längst schon weg.  Sie hatten eine  problemlose Fahrt nach Kapstadt. 
 
Wir nutzten die  Zwischenzeit, um die großen Naturparks in Afrika zu besuchen und zwar zusammen mit unseren Freunden Michael und Sylvia Herbst von der TANOA.  Es war wirklich beeindruckend!  Schon in der ersten halben Stunde sahen wir alle möglichen Tiere.  Löwen, Giraffen, Nashörner, Kaffernbüffel, Flusspferde, usw. usf.  Von Geparden oder gar Leoparden sahen wir allerdings nichts. 
 
Als wir endlich aus Richards Bay weiter konnten, fing der Stress sofort ernsthaft an.  Erst gab unser Autopilot den Geist auf.  Also Handsteuern.  Dann blieb der Steuerbord-Diesel andauernd stehen.  Wahrscheinlich Luft im System.  In stundenlanger mühseliger Arbeit (immer schön seekrank) wechselte ich den "Linear Drive" aus, aber leider half das auch nichts.  Als wir endlich in Durban ankamen und ich die Drehzahl runter nahm, blieb zu meiner großen "Freude" auch der Backbord-Diesel stehen.  Also mitten im Hafen Anker runter.  Michael und Edmund von der  TANOA kamen vorbei, aber so auf die Schnelle konnten wir nicht entdecken was Sache war. 
 
Ich brauchte gar nicht lange überlegen:  Beide Sachen machten einen Fachmann erforderlich.  Der Dieselmechaniker Jonathan hat dann zwei neue Gummipumpen eingebaut, die das Entlüften wesentlich leichter machen & auch noch einen kaputten Gummischlauch ausgewechselt.  Damit waren beide Motoren wieder einsatzbereit.  Die Diagnose in Sachen Autopilot war allerdings nicht so toll.  Raymarine Kurscomputer Schrott, ein neuer musste her.  Dadurch wurde ich dann wieder runde € 2.700 ärmer.  Eingebaut, angeschlossen, eingestellt und kalibriert habe ich das Teil dann selber. 
 
TANOA war schon einmal fast 300 Seemeilen umsonst gefahren, da sie aufgrund des Wetters umkehren mussten.  Die "Wild Coast" ist  bestimmt kein Platz, um unnötige Risiken einzugehen.  Um so glücklicher waren wir alle über die Tatsache, dass man in diesem Lande in jedem Hafen wieder ein- und ausklarieren muss.  Der Papierkrieg ist enorm.  Irgendwann kamen wir trotzdem los, ich musste vor  dem Hafen unzählige Kreise drehen, um danach Zick-Zack zu fahren, bis der Autopilot sein "Auto Learn" vollendet hatte.  Weiter ging es von Durban nach Port Elisabeth, wo schon wieder schlechtes Wetter kommen sollte.  In den Yachthafen wo die MOMO lag wollten wir allerdings nicht herein.  Statt dessen war geplant draußen vor zu ankern.  Ich schaltete den nagelneuen Autopilot aus - und konnte nicht mehr steuern.  Beide Steuerseile waren gebrochen.  Also nur noch Notpinne und Autopilot.  Obwohl uns die "Port Control" sagte, dass es dort draußen nicht sicher wäre, habe ich mich strikt geweigert ohne vernünftige Steuerung in den Hafen einzulaufen. 
 
Wie schon in Neuseeland verbrachte der arme Edmund Fritz viele Stunden in meinem Maschinenraum und auch Michael Herbst hat uns viel geholfen.  Die  Hafenbehörde erlaubte uns mit dem Schlauchboot in den Hafen einzulaufen.  Zusammen mit MOMO-Gerold (er ist von "Tagedieb und Taugenichts" von Hugo Wehner genau so begeistert wie ich und hat ihn sogar einmal getroffen) und Edmund ging es dann los neue Steuerseile zu kaufen.  Michael & Edmund waren danach bis fast zum Einbruch der Dunkelheit dabei den ganzen Mist einzubauen.  Grund für die Eile war ein sich öffnendes Wetterfenster.  Wir sind noch am selben Abend los und wollten endlich ums Kap.  Bei TANOA hat es auch geklappt, denn sie haben eine größere Segelgarderobe und segeln auch sonst viel schneller als wir total überladene lahme Ente.  Für ihre tatkräftige Hilfe haben wir die beiden dann hier zu einem leckeren Abendessen mit vier Gängen a la Liping eingeladen.  Leider hatte der arme Edmund davon nicht viel, denn er hatte sich ausgerechnet an dem Tag mal wieder den Magen mit einem Essen im Restaurant verdorben. 
 
Ich war schon drauf & dran um das Kap Agulhas zu segeln, als ich im Peri-Peri Wetternetz schon wieder eine Starkwindwarnung bekam.  Wir brauchten den halben Tag, um in die Struisbaai rein zu kreuzen.  Schutz war dort allerdings so gut wie keiner, so dass ich noch am selben Abend wieder Anker auf gegangen bin.  Gegen 20:00 Uhr umrundeten wir das südlichste Kap Afrikas, was gegenüber der allgemeinen Meinung nicht das Kap der Guten Hoffnung, sondern das Kap Agulhas ist.   Die französische Seglerlegende (und mein und Elis großes Vorbild) Bernard Moitessier nannte es "eines der drei großen Kaps".  Der Meinung waren auch die Fischer, die wir in dieser Gegend trafen. 
 
Kaum waren wir um die Ecke rum, da fing es schon wieder an zu blasen.  Also Kursänderung nach Hermanus.  Wieder dauerte es ewig lange, bis wir dort hineingekreuzt waren.  Was allerdings viel schlimmer war:  Alles war voller Felsen & Kelp, der Hafen selbst winzig klein.  Wir haben in der Einfahrt den Anker geworfen, aber es war klar, dass wir dort auf keinen Fall bleiben konnten.  Der Wind frischte immer mehr auf, auf Funk meldete sich niemand & ich machte das Beiboot klar, um an Land zu fragen wo ich mich hinlegen sollte.  Nada.  Es war eine ganz schön haarige Situation.  Auf Funk hörten wir von einer "Gale Warning".  Na Klasse!
 
Auf einmal meldete sich Radio Kapstadt, es folgte ein stundenlanges Palaver, sie riefen die Jungs in Hermanus per Telefon an, aber nichts passierte.  Ich überlegte schon in das schlechte Wetter reinzufahren, statt mein Boot an den Felsen zu verlieren, als plötzlich ein RIB der "Sea Rescue" auftauchte, obwohl ich darum ganz bestimmt nicht gebeten hatte.  Trotzdem war ich ausgesprochen froh, dass sie da waren.  Mit ihren starken Motoren konnten sich mich an eine Muring bringen, denn meine eine Maschine lief zwar, lieferte aber Null Schub.  Wahrscheinlich Kupplung im Eimer. 
 
Den nächsten Tag kachelte es ganz gewaltig und ich war froh an der Muring zu liegen.  Allerdings nicht so ganz, denn deren schwere  Eisenkette war dabei mir mein schönes neu lackiertes Boot zu zersäbeln.  Da der Wind am Tag darauf nachließ, konnte ich mit Hilfe von Profi-Tauchlehrer Boet Scheun aus Namibia (ehemals Deutsch-Südwestafrika) das Boot ein bisschen besser an die Muring legen - nur ballerte jetzt der harte "Muringball" andauernd an meine Bordwand.  Boet ist wie fast alle Leute hier aus der Gegend ausgesprochen freundlich & hilfsbereit.  Als ich ihn nach dem Weg zum Einkaufszentrum fragte, bot er sofort an uns dorthin zu fahren.  Dann gab er mir seine Telefonnummer und sagte, er würde uns mit dem Kleinlaster abholen, wenn wir mit dem Einkaufen fertig wären.  Zum Dank dafür luden wir ihn und seinen Gehilfen Francois abends zu einem "Sundowner" an Bord ein.  Boet ist seiner eigenen Meinung nach kein richtiger "Südwester", denn er trinkt keinen Alkohol.  Dafür spricht er Deutsch, Afrikaans und Englisch. 
 
Von Hermanus aus ging es dann um das Kap der Guten Hoffnung, manchmal auch Kap der Stürme genannt.  Angeblich soll es dort um die 100 Tage im Jahr mit Windstärke 11 oder mehr blasen.  Ab März soll glücklicherweise die angenehme Jahreszeit hier anfangen.  Am Kap dümpelten wir eine ganze Nacht in der Gegend rum, denn wir wollten nicht  bei Dunkelheit in der Houtbaai einlaufen.  Unsere Freunde Kirk von der SALSA und Lars von der LUNA standen dort schon mit dem "Marina Manager" Alan bereit, um uns beim Festmachen zu helfen.  Mit einem Kat, nur einer einsatzbereiten Maschine und Wind ist das oft eine schwierige Angelegenheit.  Es ging aber alles glatt und nun liegen wir hier schon seit über einer Woche.  Tagsüber ist es warm bis heiß, während es abends und nachts empfindlich kalt wird, besonders wenn der Wind aus Süden weht.  Für abgehärtete Norddeutsche bestimmt kein Problem, aber inzwischen gehören wir ja eindeutig zu den Tropenvögeln.  MOMO und DAKOTA liegen ebenfalls hier, während andere Freunde über den Berg rüber in der False Bay im Yachthafen von Simonstown liegen. 
 
Die Segel und das Sailcover sind allesamt bei North Sails und kommende Woche will auch der Dieselmechaniker kommen.  Wir haben eine dreimonatige Verlängerung für unser Visum hier beantragt und planen uns demnächst um Lipings Visum für Brasilien zu kümmern, wozu sie persönlich auf den Konsulat hier erscheinen muss.  Für Trinidad wird es noch nerviger, denn sie darf das Visum nur in ihrem Heimatland beantragen.  Wird also wieder sauteuer und zeitaufwendig, da sie ihren Pass per Eilkurier nach Taiwan schicken muss.  Und natürlich wieder zurück.  Ansonsten ist alles frisch hier und irgendwann müssten auch die Materialien für die 4. Klasse der amerikanischen Calvert School hier auftauchen.  Ende Juni ist sie nämlich voraussichtlich mit der 3. Klasse fertig.  Die Zeit fliegt in der Tat wie ein Pfeil!
 
Gestern Abend waren wir auf einer Fete von diversen Südafrikanern, alle eher Hippiemässig angehaucht.  Ein wunderschönes Haus mit einmaliger Aussicht über False Bay und die Berge hier.  Wir haben eine Menge neue Sachen über dieses Land gelernt, Aurora Ulani hat mit einer schwarzen Katze gespielt und ein Katzenbuch geschenkt bekommen.  Die eine Künstlerin dort erzählte uns, dass sie noch nie so viel von anderen Leuten (Lars? Kirk? Dessen Freundin?) über ein achtjähriges Kind gehört hat wie über unsere Tochter.  Das sie dabei auch sehr anstrengend sein kann, haben die Leute auf der Fete glücklicherweise nicht sehen können, obwohl sie bemerkten, dass unsere Kleine ununterbrochen plappert.  Ist eben ein echtes norddeutsches Plappermaul.  <Grins>
 
Heute Abend hat uns DAKOTA-Peter in ein nobles Fischrestaurant eingeladen, um sich für die vielen Computerjobs zu bedanken.  Ansonsten ist immer genug zu tun, so dass bestimmt keine Langeweile aufkommen wird. 
 
Viele liebe Grüße von den drei Chaoten
Holger, Liping & Aurora Ulani
Catamaran DHARMA BUM III
Hout Bay Marina, Berth No. 90
South Africa
34°03.02'S 018°20.85'E
Phone 1: +27719749347 Holger
Phone 2: +27719284443 Liping