Tuesday, November 27, 2007

Liping, Aurora Ulani, Holg, the First Lady & the President of the Republic of Kiribati
Posted by Picasa

Monday, November 26, 2007

Die glücklichen I-Kiribati

Moinsen,                                                                Sa., 18. August 2007
 
(Unterwegs von Samoa nach Fidschi)
 
Die letzte Woche war Segeln zum Abgewöhnen.  Windstärken bis um acht Beaufort waren die Regel, mit Böen bis zu 60 Knoten.  Langsam frage ich mich echt, ob mein Anemometer einen an der Macke hat.  Wir surften also mit maximal 11 Knoten durch die Gegend - vielleicht hat das Log auch einen an der Marmel?
 
Bruch gab es genug.  Die oberen beiden Mastschlitten sind hin, eine Umlenkrolle wurde samt Verankerung rausgerissen, unsere Notluke (öffnet nach unten, damit man auf einem durchgekenterten Boot  -  sprich Riesen-Rettungsinsel  -  einfacher rein & raus kommt)  ist im Eimer usw. usf.  Mit voller Besegelung machen wir unter diesen Umständen 150 Seemeilen pro Tag.  Mit zwei Reffs im Groß und teilweise aufgerollter Genua immer noch 140 Seemeilen. 
 
Wie üblich kommen wir im Dunklen und am Wochenende in Suva an.  Habe also das Boot absichtlich verlangsamt & erst einmal in Sachen Fidschi gelesen.  Über die Zyklonsaison bleiben wir entweder in Fidschi oder segeln nach Neuseeland.  Jetzt kachelt es draußen wie Sau & die Regenböen sitzen wie die Perlen an einer Schnur.  In einer Stunde werde ich Liping die Wache übergeben & mich erst einmal aufs Ohr hauen. 
 
                                                                                      So., 19. August 2007
Segeln zum Abgewöhnen (Teil 2)
 
Die letzten sechs Tage waren ja schon eine einzige Abfolge von Böen, Regen & Bruch.  Als ich die Segel barg, brach die Dirk und ein großer Niroschäkel verabschiedete sich in den Tiefen.  Ich habe erst einmal das Großfall als Dirk eingesetzt, denn irgend etwas muß den schweren Baum ja hochhalten.  Später habe ich dazu das Spinnakerfall benutzt, denn einen Spi habe ich ja sowieso nicht. 

Ich habe mich über Funk mit dem Hafenmeister in Verbindung gesetzt, so daß wir gegen 10:00 Uhr zwar sehr müde und total erschossen, aber doch sicher vor Anker lagen. 

Denkste!

Der Hafenmeister bestand nämlich darauf, daß wir genau in einem Quarantänekreis mit 20 Meter Wassertiefe ankerten, obwohl er vorher gemeint hatte ein wenig weiter nördlich wäre in Ordnung.  Als ich ihn darauf hinwies, daß so tiefes Wasser für kleine Yachten bei Wind unweigerlich Streß bedeuten würde, meinte er daß die Quarantänefritzen darauf beständen, daß ankommende Boote weit abseits der anderen ankern müßten.  Wir also Anker hoch, rüber getuckert, Anker wieder runter.  Die ganzen 200 Fuß Kette ausrauschen lassen & als ich den Rückwärtsgang einlegte, schien der Anker auch zu halten.  Puh!  Jetzt war es aber wirklich langsam Zeit fürs Frühstück. 

Nochmal denkste!!

Es kam nämlich der orangerote Pilotkutter vorbei & forderte uns unmißverständlich auf dort zu verschwinden.  Sie bräuchten den Platz zum Maneuvrieren für ein Containerschiff.  Wir sollten weiter östlich ankern.  Der Hafenmeister redete dann von weiter südlich - also noch weiter draußen in der Bucht.  Da war ich dann schon komplett vergriest und bin weiter nach Osten gefahren.  Gerade außerhalb des Kreises rief ich dann den Hafenmeister an, der mir sagte, daß ich den Anker runter lassen könne.  Das war der Zeitpunkt, wo ich bemerkte, daß ich mir einen saftigen Sonnenbrand eingefangen hatte. 

Drinnen habe ich mich erst einmal mit Aurora beschäftigt, die zur Belohnung einen Wasserkanister aufgeschraubt und umgetreten hat.  Mal wieder eine Überschwemmung im Wohnzimmer, die aber immerhin durch die zerstörte Notluke prima abfließen konnte.  Da kam mir dann doch der erlösende Gedanke den Kahn hier einfach zu versenken, um ein für alle Mal meine Ruhe zu haben.  Nur müßte ich dann trotzdem den empfindlichen Einfuhrzoll in Fidschi löhnen.  ;-)

Da ich ja sowieso gerade so gut in Schwung war, habe ich gleich noch das Dinghy vom Vordeck gehievt, um es zu Wasser zu lassen.  Danach war der schwere Außenborder dran, der dieses Mal unter etlichen Meerwasserduschen gelitten hatte.  Trotzdem sprang der 15 PS Yamaha schon beim ersten Zug an.  Ist echt genauso gut wie die 125er Sanyang Motorräder in Taiwan, denn die waren ja auch unverwüstlich. 

Gleich ist es an der Zeit eine heiße Dusche zu nehmen & ans Abendbrot zu denken.  Einklariert wird morgen & mit dem WiFi klappt es hier draußen nicht.  

                                                                                      Mo., 20. August 2007
 
Obwohl ich gestern relativ früh in der Heia war & aufgrund des leichten Windes auch gut geschlafen hatte, fühle ich mich immer noch als ob ich über mein Verfallsdatum hinaus gelebt hätte.  So etwas scheint sich doch zu läppern.  Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß wir auf schnelles Performance-Segeln gut und gerne verzichten können.  Was andere daran so toll finden, kann ich mir nicht so recht vorstellen. 
 
Auf dem Boot ackert man ja sowieso schon bis zum Umfallen & das auch noch freiwillig.  Jeder vernünftige Mensch würde diesen Job sofort kündigen & sich einen anderen suchen.  Es ist schon komisch:  Die Aussteiger auf tropischen Dschungelinseln oder die Auswanderer im Blockhaus in Kanada arbeiten sehr viel mehr und ungleich härter, als sie es in ihrem bürgerlichen Dasein je tun würden.  Alles um einen Traum zu verwirklichen, den die Leute welche in diesen Ecken leben keineswegs verstehen können & mit einem Kopfschütteln abtun.  Und genau diese Leute brechen sich fast einen Ast ab, um endlich in ein gelobtes Land des Westens zu kommen, wo nun sie ihrerseits schuften wie die Stiere, um an unserem westlichen Lebensstil teilhaben zu können.  Immer & ewig ist es nur eine Sache der Betrachtungsweise und der Erwartungen.  Mit rationalem Denken hat all dies nur wenig zu tun.  Fast alle wichtigen Entscheidungen beruhen im Grunde auf Gefühlen, Träumen und Illusionen.  Wie zum Teufel kann man dann "richtige" Entscheidungen treffen?  Ich denke da natürlich an unsere und vor allem Ulanis Zukunft.  Seit wir z.B. aus Taiwan weg sind, sehen wir diese Insel mit ganz anderen Augen.  Das trifft vor allem auf Liping zu, seit sie die Trinis in Action gesehen hat.  Aber auch ich muß sagen, daß ich jetzt erstaunt bin, daß ich die letzten paar Jahre in Taiwan immer so extrem genervt war. 
 
Heute morgen weckte Aurora ihre Mama auf.  Als diese sich darüber beklagte, bekam sie folgendes zu hören:  "Ist es Dir vielleicht lieber, daß ich aufstehe und Elektrizität verschwende?  Du weißt doch, daß ich den Computer alleine anschalten kann, oder?"  Alles natürlich auf Chinesisch.  Mit der deutschen Aussprache hat sie erhebliche Probleme, mit Englisch schon wesentlich weniger aber ihr Chinesisch ist hervorragend.  Sie ist eines der schlauesten Kinder, die ich kenne  --  aber leider ist sie auch das ungezogenste von allen, obwohl wir jeden Tag und unter großen Mühen versuchen ihr Manieren beizubringen.  Scheint leider alles vergeblich zu sein, bis jetzt wenigstens. 
 
In letzter Zeit spielt sie statt Löwenzahn oder Super Mario lieber Finding Nemo, wo es Memory und andere Spiele und viele bunte Farben gibt.  Sie hat absolut keine Lust deutsche Geschichten anzuhören oder in irgend einer Weise Deutsch zu lernen.  Manchmal kommt es mir fast so vor, als ob es daran liegen könnte, weil es uns so wichtig ist.  Liping glaubt eher daß es eine Mischung aus Faulheit und Identität ist.  Sie fühlt sich eindeutig als Chinesin und hat auch die Chinesen - vor allem die Frauen - weitaus lieber als die anderen Palagis. 
 
Jetzt warten wir gerade auf die Behörden, die sich laut Suva Port Control erst einmal organisieren müssen.  Wenn es mit denen keinen Streß gib - man weiß ja nie - dann dürfen wir anschließend umankern und mit unserem umfangreichen Arbeitsprogramm beginnen.  Wie Stefanie von der CELUANN schon berichtete, ist es hier deutlich kühler als in Samoa, besonders natürlich des nachts.  Gestern abend und heute morgen saßen wir mit dicken Jacken hier, denn es waren nur 24°C.   Wenn ich bedenke, daß es in D-Land Hitzefrei gibt, wenn das Thermometer morgens um 9:00 Uhr auf 27°C steht, dann schaudert es mich doch und ich frage mich ob ich mich jemals wieder an dieses skandinavische Island-Klima gewöhnen kann.  Und wenn ich eMails aus Europa bekomme, in denen über die "Hitze" gestöhnt wird, dann kann ich sowieso nur noch den Kopf schütteln.  Die Temperaturen sind so auch ein Hauptgrund, warum wir absolut keinen Bock haben nach Neuseeland zu segeln, um uns dort ein halbes Jahr lang die Füße abzufrieren. 
 
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Wir haben den ganzen Vormittag auf die Vertreter des Gesetzes gewartet, die schließlich gegen Mittag bei uns mit fünf Mann hoch erschienen.  Sie waren die freundlichsten Vertreter dieser Sorte bis jetzt & das Einklarieren fand unter fröhlichem Gelächter statt, besonders nachdem die Anführerin der Gruppe entdeckt hatte, daß ihr Name fast der gleiche wie der von Ulani war.  Sie erzählten uns, daß in der Nacht eine Yacht auf das Außenriff gedonnert war, als sie versuchten in der Dunkelheit einzulaufen.  Warum warten die Leute denn nicht, bis sie wieder sehen können?  So schlimm ist eine weitere Nacht auf See doch nun auch wieder nicht! 
 
Die Frau von der Einwanderungsbehörde wollte erst Schwierigkeiten machen & zwar in der irrigen Annahme, daß Liping aus der VR China kommt.  Nach einem Telefongespräch und der Beschreibung des Reisepasses von Liping strahlte sie allerdings wieder.  Ein Segen!  Wie schon in Samoa sah die Sache auf dem Papier viel grimmiger aus als in der Realität.  Der einzig saure Tropfen war, daß wir US$ 66 für das Boot löhnen dürfen, welches die ganze Besatzung zu uns an Bord gebracht hat.  Aber naja, man kann ja nicht alles haben, zumal uns der Zoll auch ernsthafte Schwierigkeiten hätte machen können von wegen Rum, Wein & Bier. 
 
Wir bekamen eine Aufenthaltsgenehmigung für vier Monate, die selbst mit der maximalen Verlängerung von weiteren zwei Monaten darauf hinausläuft, daß wir nicht im Land bleiben können, um die Zyklonsaison hier zu verbringen.  Ich sah mich also gezwungen noch vor dem Anfang der Zyklonsaison unser nächstes Ziel mit Tarawa, Kiribati in Mikronesien anzugeben.  Mit Paß in der Tasche und einem Boot in gutem Zustand sowieso die optimale Lösung. 
 
Wir ankerten um, dieses Mal auf nur 2,30 Meter Wassertiefe.  Bei der Tide hier ist das wirklich das absolute Minimum, was allerdings trotzdem noch vertretbar ist, da der Boden aus Schlamm besteht & wir ja einen Kat haben.  Im Yachtklub wollen sie fünf Taler pro Tag, um das Dinghy zu parken, was wir weniger schön finden.  Dafür war der Security Guard sehr nett und hat uns das Geld für den Bus geliehen, damit wir in die Stadt fahren konnten, um Geld zu wechseln. 
 
Vom Wechselkurs waren wir unangenehm überrascht, aber trotzdem haben wir uns ein Mittagessen in einem Imbiß gegönnt.  Für nur neun Taler gab es Hammelfleisch mit chinesischen Nudeln, Fish and Chips sowie eine Cola.  Weiter ging es die 33 Taler für die Quarantänefritzen zu löhnen und versuchen unser Handy wieder auf Vordermann zu bringen.  Der Handy-Hacker bei Phone Wizard erzählte uns zwar, daß er das Teil für nur 35 Taler "unlocken" könne, aber leider könne man es aufgrund der verschiedenen Frequenzen trotzdem nicht in Fidschi benutzen.  Nun erwägt Liping für 50 Taler ein neues Handy zu erwerben, welches aber dummerweise keine eingebaute Taschenlampe hat. 
 
Weiter ging es zu SPINALONGA, wo ich einen äußerst kranken Nigel, eine hochschwangere Elaine & zwei quietschvergnügte Kinder vorfand.  Nigel sagte mir, daß ich mich wirklich umgehend um die Löcher im Boot als auch um die Osmose kümmern müßte.  Die Sache würde jeden Tag schlimmer werden, so daß ich unverzüglich aus dem Wasser muß.  Hier im Yachtklub sieht es damit allerdings nicht sehr gut aus.   
 
                                                                                                                                                     Do., 23. August 2007
 
Gestern kamen Walter & Gisela von der SY ATLANTIS hier vorbei.  Sie kennen auch Karl, Libu & deren Sohn Kai, sind seit dem Mittelmeer schon neun Jahre unterwegs und haben die letzten drei Jahre hier im Pazifik verbracht.  Die letzte Zyklonsaison waren sie in Canton auf Kiribati, was ihnen ausgezeichnet gefallen hat.  Eine hochgiftige Seeschlange schlich sie über das Heck auf unser Boot, so daß ich in Zukunft lieber verdammt aufpassen muß, wohin ich trete.  Obwohl ihr Maul nämlich so klein ist, daß sie einen kaum in Fuß oder Bein beißen kann, so kann sie doch durchaus zwischen den Zehen zubeißen.  Und sie kam natürlich genau da an Bord, wo ich immer stehe, um unser Beiboot in den Davits zu sichern. 
 
                                                            Mi., 29. August 2007
 
Mit der Reparatur von DHARMA BUM III  wurde es heute nichts, da die blöde Winde am Lift nicht mehr wollte.  Einer der Taucher meinte noch, daß sie gestern prima funktioniert hätte. 
 
Meinte der Fidschi-Indische Manager des RSYC:  "That's Fiji for you, mate!"  Gleiches könnte man auch über den Yachtausrüster sagen, bei dem ich am ersten Tag hier etliches bestellt hatte.  Er hat sich bis jetzt noch überhaupt gar nicht darum gekümmert und heute erfuhr ich, daß er die nächsten zwei Wochen gar nicht da ist. 
 
Gerade kam Felipe vorbei & meinte, daß der Motor der Seilwinde im Eimer wäre.  Wir hätten die Wahl zu warten bis ein neuer da und eingebaut wäre - vielleicht so gegen 2017 - oder könnten auf dem großen 200-Tonnen Lift aus dem Wasser geholt werden.  Ansonsten könnten wir dort an der Betonpier warten, bis alles klar wäre. 
 
Liping zieht es vor hier zu warten, obwohl es ja kostet.  Grund sind eventuelle Langfinger auf der Werft sowie die reichlich vorhandenen Mücken.  Und vor Anker lebt es sich auf einem Segelboot sowieso am zweitbesten.  Am besten ist es eigentlich auf hoher See - jedenfalls solange das Wetter halbwegs mitspielt.  Mir kommt es vor allem darauf an, die Sache möglichst preisgünstig über die Bühne zu bringen.  Und so bald wie möglich, denn es gibt noch genug andere Reparaturen auf unserer Liste. 
 
                                                        Sonnabend, der 27. Oktober 2007
 
(Unterwegs von Fischi nach Kiribati)
 
Wir dümpeln seit über vier Tagen in einer Flaute etwa 40 Meilen von Rotuma (Fidschi), wo wir eigentlich gar nicht hin wollen.  Obwohl wir immer noch Bier und Rum aus Panama an Bord hatten - langsam werden wir zum U-Boot - haben wir in Lautoka u.a. noch einmal 72 Liter Fiji Bitter und 40 Liter Australischen Wein (gepantscht!!) gebunkert, was uns fast zum Verhängnis geworden wäre.

Wie so oft kamen mehrere Sachen zusammen.  Die ganze Nacht starke Gewitterböen, Anker hielt nicht, Ankeralarm gab keinen Pieps von sich, Maschine sprang nicht an, Karten stimmten nicht - auf jeden Fall saßen wir morgens kurz nach 2:45 auf den Steinen.  Wir dachten schon, daß sich die Sache nun erledigt hätte, da auch noch die Ebbe eingesetzt hatte.  Über Funk sprachen wir mit der Navy als auch der Lautoka Port Control, aber auf einmal brachten die beiden 40 PS Volvos es doch noch und wir waren wieder frei.  Zwar reichlich angekratzt, aber ansonsten ohne Loch im Schiff.

Jo, und nun sind wir auf dem Weg nach Tarawa, um in Kiribati einzuklarieren.  Vielleicht verbringen wir die nächsten vier Monate auf den diversen Atollen dort.  Falls es uns nicht so gefällt, fahren wir wohl hoch auf die Marshall Islands und/oder in die Federated States of Micronesia

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Unsere jetzige Reise unterscheidet sich doch ganz schön von den früheren.  Es sind einfach unglaublich viele Boote unterwegs, man glaubt es kaum. Fast alle sind nagelneu, riesengroß (der Durchschnitt liegt inzwischen bei 14,38 Metern Länge) und die Leute sind erst vor sehr kurzer Zeit aus einem hektischen Berufsleben ausgestiegen.  Die Treffen mit unseren alten polynesischen Freunden auf Tahuata und Takaroa waren allerdings echt der Hit.  Sie haben sich so sehr über unseren nochmaligen Besuch gefreut, daß wir am liebsten gleich dort geblieben wären. 

DHARMA BUM III hält sich wacker, wenn ich auch sagen muß, daß ich sehr viel mehr Zeit und Arbeit hineinstecke als in meine beiden anderen Boote.  So bleibt natürlich weniger Zeit für die Geschichten, weswegen wir eigentlich hier sind.  Auch der Papierkrieg ist inzwischen zu einer bedrohlichen Lawine angewachsen.  Als wir so hörten, womit die Leute so zu kämpfen haben, wenn sie nach Neuseeland oder Australien (z.B. Röntgenaufnahme der Lunge) wollen, dann dachten wir uns, daß die sogenannte zivilisierte Welt inzwischen komplett übergeschnappt ist. 

Also haben wir die Kurve gekratzt und werden versuchen auf den Atollen zur Ruhe zu kommen.  Irgendwo werden wir schon ein stilles Plätzchen finden, wo man noch sein Lagerfeuer am Strand entfachen kann, um dann in aller Ruhe seine harpunierten Fische dort zu braten.  Uns ist natürlich klar, daß man kaum mehr Plätze findet, wie sie der Wilfried Erdmann in "Gegenwind im Paradies" und "Der blaue Traum" beschrieben hat, als er 1976 bis 1979 mit seiner Astrid und dem kleinen Kym (haargenau in Auroras Alter) in eben dieser Ecke herumgegondelt ist. 

Wir sind auf jeden Fall schon sehr gespannt, wenn es uns dieses Mal auch eher darum geht einsame Ankerplätze zu finden und vielleicht mal ein paar neue polynesische, melanesische oder mikronesische Freunde kennenzulernen. 
 
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An Steuerbord ist vorhin ein voller Mond aufgegangen, während an Backbord ein weißer Mondbogen zu sehen ist.  Sieht man auch nicht gerade oft.  (Soll ein Zeichen für sehr schlechtes Wetter sein...) Gerade eben zischten wir noch mit fast acht Knoten durch die Gegend, aber inzwischen geht es wieder langsamer und kurz danach wird wohl wieder totale Windstille mit 0,0 Knoten herrschen.  Wir haben überhaupt festgestellt, daß Bö nicht gleich Bö ist.  Hier gibt es hauptsächlich Regen mit maximal 20 Knoten Wind, während es bei schlechtem Wetter ganz anders aussieht.  Da kachelt es dann gleich mit 40 und in den Spitzen über 50 Knoten durch die Gegend, so daß man Angst um sein Rigg haben muß.  So fuhren wir dann die ersten zwei Tage auch nur unter teilweise aufgerollter Rollfock, während das Groß schön verpackt blieb.  Hier hingegen fahren wir Vollzeug, denn alle paar Minuten Segel wechseln bringt es ja nun auch nicht. 
 
Wir sind jetzt seit einer Woche unterwegs, so daß wir eigentlich bald auf halber Strecke sein müßten.  Durch die unerwartete Flaute mitten im Gebiet des Südostpassates ist daraus natürlich nichts geworden.  Macht aber nichts.  Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß die anderen Segler gar nicht wissen, wie man eine Flaute überhaupt genießt.  Da sie sofort die Maschine starten, sobald der Wind mit weniger als 10 Knoten weht, werden sie auch nie in den Genuß kommen.  Sie werden nie sehen, daß das Meer überall wie mit feinem Staub bedeckt ist oder bemerken wie die kleinen Pilotfische unter dem Boot hervorschnellen, um Zwiebel- oder Eierschalen zu begutachten.  Ich habe bis jetzt noch nicht eine Person getroffen, der von den blau-phosphoreszierenden kleinen Kugeln im Wasser auch nur gehört hat.  Alle rasen wie wild von Hafenstadt zu Hafenstadt, reden ununterbrochen auf UKW oder SSB Sprechfunk und treffen einzig und allein andere "Cruisers"
 
Wir vermissen diesen Trubel überhaupt nicht, denn langsam wurde es uns zu anstrengend.  Es ist viel schöner alleine auf unserer schwimmenden Insel mitten im "piaoliang de Blau-shui"  (dem schönen Blau-Wasser), wie Ulani es nennt.  Selbst wenn man einmal jüngere Leute trifft, so sind diese fast ausschließlich Surfer-Dudes, die wieder ihre ganze eigene Kultur haben und wo wir noch weniger hineinpassen.  Im Prinzip passen wir nirgendwo hinein. 
 
Der Gedanke eines Tages wieder richtig arbeiten zu müssen, liegt uns immer schwerer auf der Seele - weil uns ja eigentlich niemand dazu zwingt.  Solange wir uns einschränken, könnten wir dieses Leben bis ans Ende unserer Tage führen.  Ostasien hieße wieder eine Schule aufmachen, mit all dem dazugehörigen Streß.  D-Land hieße für uns ein sehr hartes, ungemütliches & kaltes Leben fast ohne Chance auf anständige Arbeit.  Südostasien wäre im Prinzip schon OK, aber warum dann nicht gleich auf dem Boot bleiben?  Doch leider hat Liping nicht unbedingt Bock darauf auf immer und ewig auf einem Boot zu leben, selbst wenn wir mit unserem Töcherlein und den Finanzen alles geregelt kriegen. 
 
                                                                                      Montag, der 12. November 2007
 
Wie sich doch alles mit dem Wetter ändert... 
 
Nach drei Wochen von Sturmbö auf Sturmbö mit maximal 56,7 Knoten Windgeschwindigkeit trafen wir hier in Betio (Insel), Tarawa (Atoll), Kiribati (Land) ein.  Die Seekarten stimmten mal wieder von den Koordinaten her nicht, aber trotzdem kamen wir ohne Streß an den Ankerplatz direkt vor der "Stadt".  Ich habe mich bald in die Falle verhauen, denn ich war total übermüdet und hatte Kopfschmerzen. 
 
Am nächsten Tag habe ich erst einmal unser Dinghy zu Wasser gelassen, wobei ich bemerkt habe, daß der Schutzbezug aus schwerer Sunbrella Persenning in zwei Teile zerrissen war, wobei einer als Treibanker unter dem Boot fungierte und dort weiter zerfledderte.  Als das Dinghy schön in den Davits hing, habe ich mich an die vorderen beiden Abteile gemacht und dort erst einmal 2000 Liter (!!!) Wasser abgepumpt.  Bei der einen Bilgepumpe waren die Kabel abgerissen worden, während auf der anderen Seite gar kein Strom mehr ankam.  Außerdem stellte sich bei näherer Betrachtung heraus, daß eine Pumpe und ein Schwimmerschalter komplett das Zeitliche gesegnet hatten.  Müssen eingeflogen werden, genau wie GPS, Rotorblätter für den Windgenerator und einiges anderes mehr.  Gegen 17:00 Uhr gönnte ich mir eine heiße Dusche aus der Giftspritze und war schon wieder komplett und vollstens K.O.  Ich dachte an ein paar Gläser Wein und ungestörte Bettruhe.  Denkste!
 
Gegen 18:00 Uhr fing der Wind an zu blasen, steigerte sich auf über 40 Knoten und heulte uns dann ununterbrochen um die Ohren.  Ein Frachtschiff hinter uns trieb ab, wenig später hielt auch unser Anker nicht mehr, obwohl wir auf 8 1/2 Meter Wassertiefe fast 60 Meter Kette gesteckt hatten.  Wir schmissen die beiden 40 PS Volvo-Diesel an und mußten immer höhere Drehzahlen in Kauf nehmen, um den Anker zu unterstützen.   Ein weiteres Schiff geriet ins Treiben, ein sehr großes Fischereinfahrzeug mit riesigen von hellem Flutlicht erleuchteten Kränen trieb quer auf uns zu bevor sich deren Lage stabilisierte, währen sich das Polizeiboot an der Betonpier zerlegte und ich ununterbrochen zwei Stunden lang am Ruder stand, um den Bug in den wütenden Wind zu halten.  Ich zitterte sowohl vor Kälte als auch vor Anstrengung und war später ungelogen nicht mehr in der Lage, ein Bier festzuhalten.  Ich mußte es abstellen, sonst wäre es mir aus der Hand gerutscht.  Hinter uns waren nur mehr Wracks zu sehen, ein weiteres Frachtschiff ging ankerauf und der Tanker, welcher vor uns gerade per schwimmender Pipeline am Löschen war, verlegte sich weiter weg von Land.  Eine große Inter-Atoll Katamaran-Fähre kam ins Treiben und verschwand aus meinem Sichtfeld, aber nach etwa zwei Stunden tauchte sie wieder auf und fuhr in den Hafen ein.  Da war dann das Schlimmste überstanden & ich hatte auf alles Heilige geschworen, nie wieder etwas mit Booten, Wasser oder diesen in irgend einer Weise ähnlichen Sachen zu tun zu haben.  Heute hörten wir, daß es das Marineschiff doch tatsächlich aufs Riff geworden hat. 
 
Wellen von etwa zwei Meter Höhe brachen sich nach wie vor auf unserem Ankerplatz, aber wir hatten inzwischen die Maschinen wieder im Leerlauf und beobachteten die Sache nur noch.  Sehr erschöpft, aber da der Wind nur noch mit weniger als 30 Knoten blies, auch mehr Zutrauen in unseren Anker.  Liping hatte die ganze Zeit vor dem Computer gesessen, um unsere Bootsbewegungen mit dem größten Zoom auf dem Chartplotter genau zu verfolgen und mir alle paar Minuten Nachricht zu geben, wie es um uns stand.  So schlimm ging es uns vor Anker noch nie & wäre eine Maschine ausgefallen, so hätte es schlecht um uns gestanden. 
 
Die Nacht schlief Ulani erstmalig alleine mit mir im Bett, denn bei Mama darf sie ja nicht mehr schlafen, aber alleine wollte sie auch nicht, obwohl ihre Seekrankheit schon wieder verflogen war. 
 
Heute ging es an Land, wobei Aurora plötzlich mächtig viel Angst im Beiboot zeigte, obwohl bei ihr sonst das allerschlimmste Wetter auf See nichts als Begeisterung hervorruft.  Sie hat wahrscheinlich mitbekommen, wie sehr die Fahrt und dann die Ankunft uns mitgenommen haben. 
 
An Land fragten wir zuerst, ob solches Wetter hier normal wäre, was eindeutig mit "Yes!" beantwortet wurde.  Da wären wir am liebsten sofort wieder ausgelaufen.  Der Zollbeamte lief barfüssig durch die Gegend, wie überhaupt die meisten Leute hier, bestand aber auf einer Inspektion unseres Bootes.  Tee, Kaffee oder kaltes Wasser wollte er nicht, hatte aber auch sonst nichts zu beanstanden.  Weiter ging es auf die Nachbarinsel zur Einwanderungsbehörde, wo man uns zwei Monate Aufenthalt gewährt hat.  Da wir schon einmal dort waren, sind wir gleich zur Taiwanesischen Botschaft, wo wir vom Botschafter persönlich mit offenen Armen empfangen wurden.  Er sagte:  "Das habt Ihr genau richtig gemacht, zuerst zur Botschaft zu kommen!  Das ist doch genau so als ob man nach langer Abwesenheit wieder zu Muttern nach Hause kommt."  Er hat sich rührend um uns gekümmert, uns seiner Frau vorgestellt, seinen auf der Insel berühmten Blumengarten und seine Skulpturen gezeigt, um hernach den ersten Sekretär für uns abzustellen. 
 
Dieser machte gleich einen Termin mit dem Boss der Werft ab und lud uns alle zu einem leckeren Essen im besten Chinesischen Restaurant hier ein.  Wir haben uns für übermorgen zum Treffen der Hash House Harriers verabredet, wo wir auch noch einen anderen Ausländer treffen werden, der lange in China gelebt hat.  Wird bestimmt sehr interessant.  Zurück ging es zur Botschaft, wo wir gleich an den zweiten Sekretär übergeben wurden, der den Auftrag hatte uns ganz auf die andere Seite des riesigen Atolls zur Taiwanesischen Forschungsfarm zu fahren, da wir erzählt hatten, daß unsere Freunde in Panama auf diesem Gebiet tätig sind. Nach etwa 80 Minuten Fahrt durch unglaubliche Menschenmengen von I-Kiribati - hier leben etwa 40.000 Mikronesier - kamen wir dort an, um mit Gurken, Tomaten, Kohl, Salat, Melonen und vielem anderen beschenkt zu werden.  Wir haben uns lange mit dem Obergärtner dort unterhalten, der sein ganzes Leben solche Jobs in fernen Ländern gemacht hat. 
 
Wieder Zurück auf der Botschaft, wurde uns eine SIM-Karte übergeben, so daß wir jetzt jederzeit unter der Nummer +686-93662 in Kiribati zu erreichen sind.  Hier erfuhren wir dann auch, daß das Unwetter von gestern abend keinesfalls zu den Normalfällen gehört, sondern daß die Leute hier im Prinzip auf alle Fragen mit "Yes!" antworten, da ihr Englisch nicht so der Hit ist.  Auch erfuhren wir, daß die Mädels hier es ganz einfach wunderbar finden sich auf den Schiffen der Seeleute zu vergnügen und vor allem Kinder von Ausländern zu kriegen.  Erinnert mich an Tonga in 1987. 
 
                                                              Sonnabend, der 17. November 2007
 
Nun sind wir schon eine Woche hier.  Recht wackelig ist es nach wie vor, denn von den häufigen Flauten und der drückenden Hitze ist bis jetzt noch nichts zu spüren.  Dabei geht es jetzt auf den "Winter" zu, da wir uns wieder auf der Nordhalbkugel befinden. 
 
Wir sind verstärkt am Überlegen, ob wir die Reise nicht abbrechen sollten.  Nach Australien segeln, den überaus saftigen Einfuhrzoll bezahlen, um das Boot einem Yachtmakler zum Verkauf zu überlassen scheint uns oft die beste Lösung. 
 
Dienstag morgen um 9:00 Uhr holte ich zwei Leute von der Werft an, die meine Schäden begutachtet haben und mir geholfen haben, die beiden Trampoline abzubauen.  Hinterher war ich bei der TSKL-Telekom, denn mein Handy ging nicht.  Dort habe ich dann auch meine eMails verschickt, wobei ich in einer Stunde nicht einmal meine eigenen eMails abholen konnte.  Die Verbindung war schlicht und einfach zu lahm.  Hinterher gab's wieder viel Schwell, so daß ich dermaßen K.O. war, daß ich mir nicht mal mehr eine Dusche gegönnt habe.  Wir haben nur noch die Petroleum-Drucklampe mit halbem Druck angeworfen, Dinner mit Weißwein im Cockpit genossen und sind dann auch bald in die Heia. 
 
Mittwoch war es bewölkt, so daß bei uns der Strom eher knapp war, zumal der Windgenerator ja ein neues Rotorblatt braucht.  Ich habe die Luke vorne in der Mitte repariert, das Abteil dort gelenzt, die beiden Diesel und den Außenborder gewartet, das Mylar-Vorsegel abgeschlagen & dieses als auch die kaputte Wonder Clean Pressure Washing Machine an Land zur Reparatur gebracht. 
 
Um 17:30 Uhr waren wir bei der Taiwanesischen Botschaft verabredet, denn der erste Sekretär hatte uns gefragt, ob wir nicht mit zu den Kiribati Hash House Harriers wollten.  Wir wollten.  Dort ging es allerdings wesentlich gesitteter zu als bei den Jungs in Taipei.  Erstens wurde gar nicht gelaufen, sondern nur ein kleiner Spaziergang gemacht.  Und statt kistenweise Bier gab es hinterher eine Dose XXXX-Bitter (€ 1,52 für eine Dose) und zum "Down! Down!" eine weitere auf Ex.  Fast alle Anwesenden waren Diplomaten, Entwicklungshelfer, sowie deren befreundete I-Kiribati.  Ich habe mich die meiste Zeit mit dem Direktor des USA Peace Corps unterhalten, der ein sehr interessanter Mann ist.  Ursprünglich ist er Rechtsanwalt gewesen, während er ganz zu Beginn seiner bunten Karriere sechs Jahre bei den US Marines gedient hat.  Wir verstanden uns blendend und er hat uns in näherer Zukunft zu sich nach Hause zum Dinner eingeladen. 
 
Zurück ging es mit dem Bierauto, so daß wir noch vor 22:00 Uhr wieder an Bord waren. 
 
Donnerstag gab es wieder recht viel Wind & dementsprechend starken Schwell, so daß wir uns den ganzen Tag an Bord beschäftigt haben.  Trotzdem gab es Bruch, denn das Dinghy ruckte so heftig an der Kette, daß die Halterung am Bug des Beibootes abgerissen ist.  Hätte ich Blödmann das Teil doch gleich mit den Davits hochziehen sollen.  Aber da es ja schon zwei Jahre gut ging, dachte ich, daß es wohl O.K. wäre. 
 
Ich habe ordentlich aufgeräumt und sauber gemacht, was dringend notwendig war.  Danach habe ich erst einmal gecheckt, wann ich denn wieder Filter und Öl wechseln müßte.  Den letzten Monat lief die Maschine (fast immer nur eine zur Zeit) im Durchschnitt etwa eine Stunde pro Tag, so daß wir bald wieder fällig sind.  Soll ja alle 100 Betriebsstunden geschehen.  Öl habe ich ja auch genug dabei, nur bei den Filtern hapert es. 
 
Freitag waren wir morgens an Bord beschäftigt, wobei ich immer noch nicht ganz verdaut hatte, daß Liping am Vortage gleich zwei Mal in Tränen ausgebrochen war.  Nachdem sie nämlich neulich die Waschmaschine zerdeppert hatte, mußte dieses Mal mein Lieblings-Kaffeebecher von Hinano aus Tahiti dran glauben.  Da sie die "Hausfrauenhände" genannte Hautkrankheit hat, muß sie immer Baumwoll- sowie Gummihandschuhe tragen, wenn sie sich mit dem Abwasch, Seilen oder sonst irgendwelchen feuchten Sachen beschäftigt.  Die Haut hat einfach nicht genügend natürliche Fette.  Und wenn es dann ordentlich schaukelt und ein Weinglas voller Spülmittel ist, gibt es früher oder später unweigerlich Bruch.  Selbst in einen stark gechlorten Swimming Pool darf sie nicht mehr, da ihre Füße hinterher aussehen wie Pellkartoffeln. 
 
Da das Handy schon wieder nicht ging, mußte ich abermals zur TSKL-Telekom, wo mich der 1. Sekretär der Botschaft anrief.  Ich bin dann gleich dorthin & er fragte ob es Sonnabend passen würde, wenn der Botschafter, seine Frau, die drei Sekretäre, der Direktor der Forschungsfarm, samt Frau und Kindern uns an Bord überfallen würden.  Er hat mir dann noch einen Wisch für die Bank ausgestellt und seine Internetverbindung zur Verfügung gestellt.  Die war leider auch nicht schneller als die bei der Telekom, so daß ich nun gar nicht weiß, wie ich meine wichtigen Ersatzteile ordern soll.  Ich war bis Dienstschluß dort, konnte aber absolut nichts ausrichten, da die Verbindung so lahm war.  Nun ist guter Rat teuer!
 
In aller Eile ging es dann zurück an Bord, denn der ehemalige METRO (Procter  & Gamble?) Einkäufer Walter & seine Frau Gisela hatten uns auf die megasolide gebaute ATLANTIS eingeladen.  Wie auch Holger & Marika kennen sie Karl & Libu auf der ROSINANTE.  Dort gab es etliche Fiji Bitter und selbst Aurora war ausnahmsweise mal recht artig.  Muß man ja immer rot im Kalender anstreichen...  Sie erzählten uns, daß die französische Yacht neben uns ihr Großsegel in einer Bö völlig zerfetzt hätte und einer anderen Kielyacht noch schlimmeres widerfahren war.  Anscheinend war ein Riff auf seiner Karte nicht verzeichnet und er ist volle Kanne draufgedonnert.  Der Mast kam sofort runter und wenig später war das Boot dann komplett Schrott & mußte aufgegeben werden.  Eine andere Yacht versuchte ihn abzubergen, was aber aufgrund des schlechten Wetters nicht ging, so daß ein Hubschrauber aus Neukaledonien eingesetzt wurde, um ihn Hochzuhieven. 
 
Auch einem Fountaine-Pajot Katamaran ist auf der Reise nach Neuseeland der Mast davongeflogen, aber ansonsten ist denen wohl nichts weiter passiert.  Langsam komme ich zu der Auffassung, daß moderne (!) Kats in Punkto Sicherheit den Kielyachten überlegen sind.  Ganz einfach deshalb, weil sie nicht sinken können.  Ein Loch hat man ganz schnell im Boot, auch wenn es aus Stahl ist, wie die zahlreichen Wracks direkt hinter uns bezeugen.  Und wenn das Loch groß genug ist, dann geht eine Bleiente auf U-Boot-Tauchgang, um nimmer mehr an die Oberfläche zu kommen.  Da hilft dann selbst eine starke Motorpumpe nicht lange. 
 
Heute morgen sprang ich ganz panisch an Deck, denn ich meinte die Bilgepumpe im Bbd-Maschinenraum wäre die ganze Nacht gelaufen.  So was bringt Batterien ganz schnell um & auch die Diesel lassen sich dann nicht mehr starten.  Es war aber nur ein rotter Kiribati-Kahn, der hier durch die Gegend tuckerte und ein ähnliches Geräusch verursachte.  Ein Mann kam vorbei & wollte uns dicke Lobster (eigentlich Langusten) für nur € 6,00 verkaufen was in mir den Gedanken hervorrief unsere Bilgen mittschiffs als super-duper Hummertanks einzusetzen.  Warum nicht aus der Not eine Tugend machen?  Lebende Lobster an Bord haben meines Wissens nicht einmal die Superyachten & das käme bei unserem Image als Foodies (eigentlich eher ein Schimpfwort) genau richtig.   <Grins>
 
                                                                                     Sonntag, der 18. November 2007
 
Die Botschaft kam mit sieben Mann hoch an Bord, wobei ich zwei Mal mit dem Beiboot los mußte und auch unsere sechs großen Rettungswesten endlich einmal zum Einsatz kamen, denn nur zwei Leute konnten schwimmen.  Die Frau des Direktors der Forschungsfarm wollte sich unbedingt mit "der Legende" Liping fotografieren lassen, während der 2. Sekretär Louis Liu auf ein Foto am Steuer bestand. 
 
Als die erste Fuhre wieder an Land war, blieben Botschafter Samuel Chen und 1. Sekretär Wallis Zhou noch auf ein Panama-Bier an Bord, um ganz gemütlich zu schnacken.  Dabei stellte sich unter anderem heraus, daß der Botschafter einer der wenigen Leute ist, die unser Buch gekauft haben.  Auch was die Verpflichtungen der Eltern und die Erziehung der Kinder angeht, hatte er einiges zu erzählen.  Ich hatte das Gefühl, daß er seine Kinder in unsere Schule geschickt hätte, wenn er da noch in Taipei gewesen wäre.  So spricht sein Sohn nun außer Mandarin-Chinesisch, Taiwanesisch, Französisch und Englisch auch noch Italienisch.  Jetzt arbeitet er in Swaziland (bei Südafrika) für das Außenministerium.  Der zweite Sohn studiert noch in Australien. 
 
Die beiden waren ganz angetan von unserer hellen Petromax-Lampe, aber zu höflich um länger als bis 20:00 Uhr zu bleiben.  Für heute hatten sie uns zu einer Feier eingeladen, so daß es heute früh mit dem Bus los ging.  Die Evangelische Kirche (Kiribati Protestant Church - KPC) feierte heute nämlich ihr 150. Jubiläum. 
 
Wir saßen direkt hinter dem Präsidenten von Kiribati bei den Würdenträgern (nur sein Bodyguard saß zwischen uns) und nach dem ersten Teil der Feier stellte uns Botschafter Chen ihm und seiner Frau vor.  Natürlich durfte auch das obligatorische Händeschütteln und die Fotos nicht fehlen.  Die First Lady war ganz angetan von Aurora und auch die Sekretärin des Präsidenten zeigte sich sehr beeindruckt, als Ulani ihr etwas vorbuchstabierte.  Unser kleiner Zwerg war allerdings überhaupt nicht beeindruckt und hat sich strikt geweigert dem Präsidenten die Hand zu schütteln.  Mag daran liegen, daß er wie ein japanischer Militäroberst inklusive Korea-Sturmschnitt und Schnauzbart aussieht.  Dabei kommt der Vater des Präsidenten aus der Provinz Kanton in China!  Erstaunlicherweise war trotzdem er es, der die Beziehungen zur VR China abgebrochen hat, um statt dessen Taiwan anzuerkennen.  Er spricht sogar ein wenig Kantonesisch. 
 
Anschließend wurden wir zu einem wahrhaft lukullischen Mahl geladen, wobei gleich fünf (!!!) Spanferkel sowie Hunderte von anderen Gerichten aufgefahren wurden und man auch ansonsten ein ganzes Dorf mit ernähren könnte.  Ich habe nur von drei verschieden zubereiteten Schweinen - ein Stück wäre bei uns eine gute Portion für eine Person - probiert, sowie noch Fisch, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Hühnerkeulen, sowie ein bißchen Reis gefuttert.   Doch alle I-Kiribati meinten, daß ich nicht genügend zugelangt hätte und als ich mir gerade die zweite Kokosnuß holte, meinten sie zu mir: "Take two!  Take two!"  Also habe ich zwei Kokosnüsse mit nach Hause genommen, während Liping einen Fisch in ihrem Rucksack herumtrug. 
 
Direktor Cai von der Forschungsfarm und seine nette Frau bestanden darauf uns zurück nach Betio zu fahren, wo sie uns noch auf ein Eis eingeladen haben.  Sehen wir wirklich so verhungert aus?  Auf jeden Fall haben wir uns mit allen Leuten prima verstanden und natürlich folgten wieder ein paar Einladungen.  Erstens gibt es nämlich Mittwoch den 21.11. mit den Hash House Harriers bei der Forschungsfarm etwas zu essen.  Zweitens sind wir bei dem Direktor des USA Peace Corps zum Dinner eingeladen.  Drittens hätten uns die Cais gerne bei sich zu Hause zum Dinner und zu guter letzt hat uns Botschafter Samuel Chen für den 28.11. zu sich in die offiziellen Residenz eingeladen. 
 
Wenn wir nicht ganz mächtig aufpassen, dann sehen wir demnächst auch bald aus wie die Leute aus Tonga, Samoa oder Kiribati. 
 
                                                                                      Dienstag, der 20. November 2007
 
Heute war ich wieder auf der Werft, wo uns für die Segel- & Dinghy-Cover-Reparatur ein Kostenvoranschlag von unter A$ 40 unterbreitet wurde.  Die Wonder Clean haben sie schon repariert, das Beiboot ist auch bald wieder intakt & selbst das Leck an der Spritleitung zum Außenborder haben sie schon in Angriff genommen.  Für die Trampoline warten sie noch auf die Ösen (Grommets).  Es steht wieder ein ordentlicher Schwell auf den Ankerplatz, so daß man bald rammdösig werden kann.  Als ich mich heute bei der TSKL-Telekom über das nur selten funktionierende Handy beschwert habe, meinten sie, daß man es halt nach einer Minute oder so noch einmal versuchen sollte.  Notfalls sogar mehrmals.  Außerdem soll ich ab und zu eine der kostenfreien Nummern wie 333 oder 222 anrufen, damit die Netzwerk-Info auf meinem Handy immer auf dem neuesten Stand ist.  So ganz im Griff scheinen sie die Technik hier noch nicht zu haben. 
 
Nach dem Mittag war ich Wasser holen, was ein ziemlicher Akt ist.  Wir mußten nämlich mit dem Auto zu einem Werftarbeiter nach Hause, wo wir dann vier Kanister mit Wasser vollgemacht haben.  Beim Wasserverband ist die Mindestabnahme nämlich eine Tonne.  Und so viele Kanister habe ich ja gar nicht.  Jetzt bin ich wieder auf der Insel Bairiki im Internetcafe und hoffe auf eine schnellere Verbindung als bei den letzten beiden Malen.  Habe immer noch *nichts* ordern können, da bei eBay noch nicht einmal die Startseite auf dem Bildschirm erscheint.  Ditto mit Google.  Und mein GPSmap 175 wird inzwischen gar nicht mehr hergestellt....
 
                                                               Mittwoch, der 21. November 2007
 
Mit dem per Internet ordern wird es hier wohl nichts.  Ich werde jemanden bitten müssen, das für mich zu tun, denn sonst wird das nie was.  Jörn Grote ist zur Zeit nicht in Trinidad sondern in Amiland und kann mir auch nicht helfen.  Originalton Jörn:  "Paradise is getting crowded  --  let's go to hell!"   ;-) 
 
Komischerweise verhält es sich damit so, daß die I-Kiribati die glücklichsten Menschen sind, die mir seit Ha'apai 1987 untergekommen sind.  Und dieses trotz unglaublicher Überbevölkerung, Armut, Arbeitslosigkeit, Staub, Dreck & Müll überall, gepaart mit Wassermangel und dem schlechtesten Boden zum Ackerbau, den Farmer Wu in seiner Laufbahn je gesehen hat.  Und der war auch schon auf genug anderen Inseln. 
 
Ansonsten haben wir das Wasser getestet, welches ich gestern geholt habe.  Als äußerste Grenze für trinkbares Wasser sind 500 gelöste Teile pro Million (ppm) angegeben.  Da wir über 800 ppm gemessen haben, wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als von nun an sauteures Mineralwasser zu trinken und auch unser Essen damit zu kochen.  Jetzt wäre Regen wirklich hilfreich, aber vor unserer Ankunft hat es hier vier Monate lang nicht mehr geregnet.  So sind allerdings die Tomaten von Farmer Wu besonders süß und lecker. 
 
Ben aus Fidschi hat unser Dinghy in Angriff genommen, besonders was die Fiberglasarbeiten angeht.  Auch jetzt ist es wieder bei ihm, so daß ich vorerst nicht zurück an Bord kann.  Er ist sehr nett, genau wie Teapo (oder Zappa? :-) aus Kiribati, der die Tischlerarbeiten und ähnliches erledigt.  Leider sind sie hier nicht sonderlich professionell, so daß DHARMA BUM III mehr und mehr einem alten Fischerboot ähnelt.  Alles sehr grob & wahrlich nicht auf Schönheit bedacht.  Uns selber stört das nicht sonderlich, nur wird es so mit dem Verkauf des Bootes sehr schwierig werden.  So ist auch Taiwan wieder im Gespräch, denn dort könnten wir das Boot wieder richtig gut herrichten lassen.  Gleichzeitig könnte Aurora ein Herzecho (wg. dem Kawasaki-Syndrom) und wir alle eine Volluntersuchung bekommen, zum Zahnarzt gehen & neue Brillen & Kontaktlinsen ordern.  Wir sind ja alle drei voll krankenversichert dort.  Liping könnte die Sache mit dem Finanzamt regeln, denn die wollen eine Nachzahlung von NT$ 20.000 von 2004 und außerdem müssen wir einen neuen Mietvertrag für Lipings Wohnung abschließen.  Auch sonst steht noch genug auf dem Programm.  Liping hat allerdings Angst, daß wir dann komplett dort hängen bleiben. 
 
Wenn man das Boot in Kaohsiung relativ preisgünstig an Land stellen kann, dann könnte ich dort auch eine Zeit lang arbeiten und vielleicht könnten wir uns dann auch mal einen Flug nach D-Land leisten.  Von Kiribati aus kostet der für uns drei übrigens US$ 10.000!!! 
 
Heute morgen habe ich die relative Windstille und das ruhige Wasser benutzt, um den Rotor vom Windgenerator abzubauen.  Ich hing mit dem Sicherheitsgurt an der Dirk und balancierte auf der Reling herum, wobei ich mit Bootshaken, Werkzeug und dem (angelaschten) Rotor selbst hantierte.  So hagelte es denn auch gleich Flüche und Verwünschungen, denen sich auch ein Sigvald Speckseite nicht zu schämen bräuchte.  Dieses Buch lese ich nämlich zur Zeit wieder einmal. 
 
Als ich an Land fuhr, kam mir ein einheimisches Aluboot entgegen, welches dermaßen viel Wake verursachte, daß der Riemen vom Rucksack riß und mein Computer zu Boden krachte.  Überflüssigerweise riß er nach der Reparatur auf der Werft gleich noch einmal, so daß der Computer erneut mit einem lauten Knall auf den Betonfußboden fiel.  Ich dachte schon, daß ich jetzt nur noch einen einzigen GPS hätte...
                                                                Donnerstag, der 22. November 2007
 
Heute wird Herbert Salvenmoser 45 Jahre alt (ob er wohl noch in Vanuatu oder schon in FSM ist?) und außerdem wird bei den Amis anscheinend auch Thanksgiving gefeiert; auf jeden Falls sind wir heute dazu bei einer Frau eingeladen, die in der Nähe des US Peace Corps wohnt. 
 
Gestern saß ich wieder mal eine Stunde vergeblich im Internetcafe.  Später habe ich hier an Bord zahlreiche elektromagnetische Sicherungen ausgewechselt, denn komischerweise scheint es ausgerechnet die hier zu geben.  Habe ich ansonsten erst einmal gesehen. 
 
Im Eiltempo ging es danach zur Botschaft, wo uns Botschafter Samuel Chen in sein Auto verfrachtete, um uns zusammen mit Madame Embassador zu den Hash House Harriers zu fahren.  Dort habe ich mich hauptsächlich mit einem Australischen Professor der University of the South Pacific und dem High Commissioner (Botschafter) of New Zealand unterhalten.  Letzterer war sehr interessiert an unserer Segeltour und würde uns auch gerne einmal auf dem Boot besuchen.  Außerdem hat er uns zu sich eingeladen, denn er hat einen Swimming Pool, was auf dieser wasserarmen Insel ein fast unglaublicher Luxus ist. 
 
Letzten Sonntag haben wir übrigens deutlich gemerkt, daß die Leute in Kiribati die Hilfe Taiwans und deren freundliche Vertreter wirklich überaus hoch zu schätzen wissen.  (Jedesmal wenn in einer Rede der Name "Taiwan" fiel, riefen Hunderte von Leuten ganz spontan "Ho!" und ließen keinen Zweifel an ihren Ansichten.)  Und dieses ist ganz bestimmt auf die kleine Taiwan-Truppe zurück zu führen, die weitaus mehr für Kiribati und die Leute hier tun, als es ihr Beruf verlangt.  Sie setzen auch im Privatleben alles daran hier Hilfe zu leisten und den Leuten einen guten Eindruck zu vermitteln.  Wir bewundern die Kiribati-Taiwanesen dementsprechend sehr. 
 
Einer von diesen hat eine hübsche I-Kiribati geheiratet & nun sind sie im Besitz unseres Auto-Kindersitzes, worüber sie sich sehr gefreut haben.  Es gab leckeres chinesisches Essen für alle & später sind wir wieder mit dem Bierlaster zurück, obwohl Samuel auch angeboten hatte uns zurück zu bringen.  Das fanden wir sehr nett, denn es ist auch für ihn ein großer Umweg.  Auf der Ladefläche des Bierlasters saß auch Tab aus Tuvalu, der uns in "The Captain's Bar" einlud, da er sehr gerne viel Bier trinkt.  Er ist Straßenbauingenieur, Beamter, gleichzeitig aber auch Geschäftsmann.  Außerdem ist er begeisterter Hochsee-Sportfischer und sein Sailfish (so eine Art Schwertfisch mit einem langen spitzen Schnabel und einer sehr großen schönen Rückenflosse ähnlich wie ein Marlin) hält hier sogar den Rekord.  Auch Tab möchte uns gerne mit seinen zwei kleinen Kindern an Bord besuchen und hat sogar angeboten einen Kasten Bier mitzubringen, damit unsere Vorräte nicht gar zu sehr dezimiert werden.  Auch möchte er gerne, daß ich ihm Skype-Out installiere und ihm beibringe, wie man es benutzt.  Werde ich bei nächstbester Gelegenheit in Angriff nehmen. 
 
So kam es, daß wir gestern erst gegen 1:00 Uhr ins Bett kamen. 
 
Dementsprechend geht es heute eher ruhig zu, aber gleich müssen wir schon wieder los zur New Zealand High Commission, denn Greg hat uns angeboten mit ihm zusammen zur Thanksgiving Feier zu fahren, die auf der anderen Seite des Atolls und damit sehr weit weg stattfindet.  So herrscht hier jeden Tag, Jubel, Trubel, Heiterkeit und unser Gesellschaftsleben fängt langsam fast an ein wenig anstrengend zu werden.  Allerdings ist es auch eine Art Entschädigung für all den Streß und Terror des letzten Törns.  So läßt man sich halt immer wieder hinreißen & segelt weiter, statt vernünftig zu sein und wie ein braver Bürger an Land zu leben und einer geregelten Arbeit nachzugehen.  Auch dafür haben die Chinesen ein spezielles Wort, nämlich guhuo, welches die Verhexung mittels eines legendären und giftigen Insektes bedeutet.  Sind wir also nun verhext oder was?  <Grins>
 
                                                                                      Freitag, der 23. November 2007
 
Nachdem wir uns die New Zealand High Commission samt Swimming Pool und Blumengarten angesehen hatten, ging es los in Richtung US Peace Corps, wobei uns der einzige Krankenwagen des Atolls mit heulenden Sirenen und Blaulicht überholte.  Sheila begrüßte uns, Aurora Ulani entdeckte deren Katze, womit sie erst einmal für längere Zeit beschäftigt war.  Wir haben den großen Gasgrill zu einem traditionellen Haus ohne Wände und Dach aus Pandanus-Palmenblättern getragen.  Musik von Norah Jones rieselte leise und angenehm auf uns herab & die Gespräche waren überaus interessant.  Sheila kommt ursprünglich aus England, ist im Gesundheitsbereich tätig, inzwischen 59 Jahre alt und hat fast ihr ganzes Leben mit dem US Peace Corps in etwa 30 verschiedenen Ländern verbracht.  Hauptsächlich war sie in Afrika tätig, wobei ihr - wie so vielen anderen - Malawi am besten gefiel.  In den Sudan würde sie nie wieder gehen, denn dort sah sie oft ganze Dörfer abgeschlachtet werden und auch ihr Krankenwagen wurde mit dem Maschinengewehr beschossen. 
 
Zum Abschied hat Sheila mir noch ein Buch über Kiribati geliehen, welches "The Sex Lives of Cannibals" heißt und von J. Maarten Troost geschrieben wurde.  Dafür werde ich ihr "In Trouble Again" von Redmond O'Hanlon leihen, denn das müßte ihr prima gefallen. 
 
Der Ankerplatz ist nach wie vor der schlechteste, auf dem wir je geankert haben, aber die lächelnden, singenden, freundlichen, überaus hilfsbereiten und oft lauthals lachenden I-Kiribati wiegen diesen Nachteil schnell wieder auf.  Und selbst die Ausländer hier haben sich von dieser Mentalität anstecken lassen, obwohl das Leben hier alles andere als einfach ist. 
 
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Holger Jacobsen
S/V DHARMA BUM III
SHIP-IN-TRANSIT
c/o Embassy of Taiwan
P.O. Box 104
Bairiki, Tarawa
Republic of Kiribati
+68693662 (Handy)