Monday, December 15, 2008

Leben in Opua & Whangarei

                                                           Sonntag, der 7. Dezember 2008
Breite: 35°19'S Länge: 174°07'O
 
Der im Holzfeuerofen gebratene Schweinebraten beim Trans-Ocean Stützpunktleiter Bäcker-Klaus & seiner Erika schmeckte ausgezeichnet, vor allem das selbst gemachte schwäbische Sauerkraut mit vielen leckeren Gewürzen.
 
Donnerstag war ja dann für mich der große Tag, denn Roy hatte eingeladen in Waipapa den alten Freund von Bernard Moitessier zu treffen.  Henry Wakelam aus England war der Knabe, der Bernard Moitessier mal gezeigt hat, was man alles so machen kann, wenn man zwei fitte Hände & das nötige Wissen dazu hat.  Henry ist ein Handwerker-Genie, ein Tüftler, Bastler & Erfinder.  Und natürlich einer der ganz großen Segler, wie auch seine französische Frau Yannick, die als erste französische Frau um die Welt gesegelt ist, ich glaube sogar Einhand.
 
Als wir über lange und recht zugewachsene Feldwege bei seinem riesigen Grundstück mitten in der Wildnis ankamen, kroch Henry gerade auf allen Vieren in seinem großen Garten herum, denn er untersuchte seine Pflanzen gerade auf Bohrkäfer, mit denen er schon länger Krieg führt.  Wir haben kurz geschnackt & sind dann auf seinem Grundstück spazieren gegangen.  Unten am Wildbach war es wunderbar und wieder einmal fragten wir uns, ob wir nicht nach Neuseeland auswandern sollten.  Später gab es ein überaus gesundes Mittagessen mit Yannick, wobei nur selbst gezogenes Gemüse und ähnliche organische Zutaten verwendet wurden.  Schmeckte wunderbar!
 
Yannick war schwer an Krebs erkrankt und vermutet, daß ihre Heilung auf die Unmengen Naturkost zurückzuführen ist, welche sie seitdem fast ausschließlich zu sich nimmt.  Nach dem Mittagessen haben wir uns verabschiedet, so daß wir einen anderen Freund von Roy besuchen konnten.
 
Ian ist ein Alt-Hippie, der ebenfalls ganz wunderschön mitten in der Wildnis lebt.  Ohne Stromanschluß, Telefon oder sonst irgend etwas.  Dafür gibt es Solarzellen, ein Wasserrad (welches am selbst gebauten Staudamm Strom erzeugt), eine "organische" Toilette und viele ähnliche Sachen.  Alles mit sehr viel Geschmack eingerichtet.  Schön und trotzdem gemütlich.  Auch Ian und seine Frau halten sehr viel von Rohkost & vom naturverbundenen Leben, wobei er aber bei der Arbeit ein echter Könner in Sachen Fiberglas ist.  Jetzt baut er gerade eine große Kuppel - einen geodätischen Dom - um eventuell darin zu wohnen.  Sieht aus wie eine Weltraumstation.
 
Da Aurora Ulani inzwischen im Auto eingeschlafen war, sind wir dort nicht so furchtbar lange geblieben.  Roy spendierte noch ein Bier im Opua Yachtclub & danach saßen wir auf DHARMA BUM III.  Ian wird uns demnächst anrufen, denn er hat uns zum Grillen eingeladen.
 
Freitag feierte Peter von DAKOTA seinen 70. Geburtstag.  Er ist als junger Bursche aus Deutschland weg & segelt seitdem in der Weltgegend herum.  Er & Roy kennen sich & obwohl auch Peter Einhandsegler ist, hat er eine Frau in D-Land, die ihn ab und zu per Flieger besuchen kommt.
 
Am Nikolaustag hielt ich im Auftrage Auroras eifrig nach dem Nikolaus Ausschau, der ihrer Meinung nach mit einem Fliegenden Dinghy unterwegs ist.  Gesehen habe ich ihn leider nicht, aber vielleicht war er es, der morgens um 3:15 Uhr laut röhrend an uns vorbeigefahren ist.  Auf ANNA MARIA erfuhr ich dann, daß der arme Nikolaus Motorschaden gehabt und es gerade noch bis zu Winfried und Ute geschafft hatte.  Er hat dort die Sachen für Aurora Ulani deponiert, hat es aber irgendwie auch noch geschafft auf DHARMA BUM III ein paar Naschsachen in Ulanis Pudelmütze zu verstecken.
 
Da Nikolaustag war, fand in dem "Maori Nest" Kawakawa ein Umzug statt, so daß wir mit Winfried & Ute zusammen dorthin gefahren sind.  Hauptattraktion war eine alten Dampflokomotive, welche mitten durch die Stadt fuhr.  Dann gibt es in Kawakawa noch die von Obergeizhals, Yachtie & Künstler Friedrich Hundertwasser entworfenen Toiletten mit vielen bunten Kacheln zu bewundern.  Wir haben uns einen leckeren Karamel-Eiskaffee mit Schlagsahne gegönnt, um dann nach Waipapa zu fahren.
 
Sonnabend, der 13. Dezember 2008
Breite: 35°44,44'S Länge: 174°21,00'O
 
Schon ist wieder eine ereignisreiche Woche vergangen, in der ich nicht einmal Zeit hatte, eine eMail zu schicken.  Montag abend hatten uns Winfried & Ute zum "Alten Mann" zum Abendessen eingeladen.  So heißt im Volksmund der Klub der Kriegsveteranen.  Solche Klubs gibt es hier in fast jeder Ortschaft und wie es bei den Angelsachsen üblich ist, können nur Mitglieder & deren Gäste dort hinein.  Hinterher haben wir eine Runde Billard gespielt, bei der ich zu meinem großen Erstaunen der Beste von uns vieren war. 
 
Hinterher ging es bald ins Bett, wo ich auch trotz des starken Windes - manchmal heulte es ganz fürchterlich in den Böen - prompt eingeschlafen bin.  Auf einmal sagte Aurora zu Liping:  "Mama!  GPS-Ankeralarm!"  Liping ging raus, um zu checken & weckte mich mit dem Schreckensspruch "Keaigui!  We are dragging!" auf.  So war es auch.  Wir hatten noch ein Riesenglück, denn wir waren haarscharf an Edmunds Katamaran FELICITAS vorbeigeschliddert.  Um 00:30 Uhr warfen wir die Maschine an, aber inzwischen waren natürlich weitere Minuten vergangen und der Tiefenmesser zeigte nur mehr 60 cm an.  Das ist selbst für uns zu wenig.  Der Anker hielt allerdings immer noch nicht & zu meinem großen Horror mußte ich feststellen, daß auch kein Kühlwasser mehr austrat.  Also Maschine aus & erst einmal über Funk gefragt, ob uns wer trotz der späten Stunde helfen könnte.  Ich habe dann das Beiboot zu Wasser gelassen & bin zu Roy auf der SEA LOONE.
 
FELICITAS suchte ich bei dem Wind und Regen vergeblich, denn hier im Ankerfeld braucht man ja kein Ankerlicht zu fahren.  Dafür kamen Winfried & Michael vorbei.  Winfried:  "No Fear!  Hier gibt es keine Steine, da kommt ellenlang nichts als Schlick & somit sitzt Du hier sicher wie in Mutters Schoß."  Liping unterhielt sich derweilen über Funk (via Repeater) stundenlang mit Whangarei Maritime Radio Zulu Lima Mike, die immer wieder wissen wollten wie man DHARMA BUM III buchstabiert & ähnliche Sachen. Mit denen wurde es mir bald zu dumm, denn wir hatten keine Zeit für solchen Quatsch.
 
Am nächsten Morgen habe ich noch vor dem Morgengrauen die Maschinen gecheckt & sie angeworfen, sobald ich irgend etwa sehen konnte, denn die Tide hatte schon wieder gedreht & ich wollte aus dem Modder raus.  Ich holte die beiden Anker hoch - meiner war total mit schwarzem Seegras & festem Lößboden verschmiert, während Roys so schwer war, daß ich ihn kaum hoch bekam - und mußte mehrere Ankermanöver fahren, da mein Delta-Anker nicht halten wollte.  Danach war ich in dem kalten Wasser mit voller Montur & Taucheranzug tauchen, um nach dem Kühlwassereinlaß zu sehen.  Der war aber leider sauber.
 
Später kam Edmund an Bord und holte erst einmal etliche Muscheln, Krebse, Kies & ähnliches Zeugs aus dem primären Kühlwasserfilter.  Kam aber immer noch kein Wasser.  Also hat er mächtig in den Saildrive geblasen und es fing auch langsam an zu blubbern.  Weitere kräftige Trompetenstöße ließen das Blubbern zwar stärker werden, aber dabei blieb es.  Also hat er mit einem aufgebogenen Kleiderhaken im Saildrive herumgestochert und siehe da:  Es sprudelte wieder wie aus einer Quelle und mir fiel ein Stein vom Herzen.  Kein kaputter Impeller und vor allem kein zubetonierter Wärmeaustauscher.  Dafür bekam Edmund so viel Bier wie er wollte und außerdem ein Abendessen von Liping.
 
Am nächsten Tag war ich auch wieder in aller Herrgottsfrühe aktiv, denn Liping hatte am Vortag gehört, daß eine Yacht ein gebrauchtes Funkmodem verkaufen wollte.  Neu kosten die Dinger so um die 1.300 US Dollar (€ 1.000 - Made in Hanau, Germany) und so mußte ich mich ganz schnell informieren, ob das Ding für mich taugen würde & was es denn wohl gebraucht kosten dürfte.  Schließlich einigte ich mich mit dem Mann auf YAMANA auf US$ 600.  Der Ausbau gestaltete sich schwierig.  Ich bin dann wie ein Wilder mit dem Beiboot hin und her geprescht, denn eigentlich hatten wir vorgehabt nach Whangarei auszulaufen, da Slipmaster Kevin bei NORSAND sich am Freitag unser Boot ansehen wollte.  Daraus wurde nichts, denn ich war den ganzen Tag mit diesem Unsinn beschäftigt.
 
Donnerstag war es dann endlich so weit & wir konnten auslaufen.  Es gab so gut wie gar keinen Wind & wir sind ganz dicht an der wildromantischen Küste endlang in Richtung Whangarei gefahren.  Dabei konnte ich drei Mini-Pinguine betrachten, die hier in Neuseeland heimisch sind.  Überraschenderweise bekam ich einen Anruf von meinem Bruder Knud, mit dem ich dann kurz geschnackt habe.  Ich hatte die erste Wache, wobei mir so kalt wurde, daß ich an unsere Notvorräte gehen mußte.  Wir haben nämlich nur noch weniger als eine Flasche vom guten Karibik-Rum, aber ich brauchte dringend einen heißen Grog.  ;-)
 
Morgens waren wir schon fast an der Einfahrt zum Whangarei-Fluß, in den wir gegen Mittag eingelaufen sind.  Die Tide war gegen uns & drehte erst später, so daß wir erst gegen 16:30 Uhr vor NORSAND ankern konnte.  Das "kleine Bächlein", welches ich dort beim letzten Mal erspäht hatte, entpuppte sich als der Whangarei-Fluß bei Niedrigwasser.  Trotzdem habe ich es noch geschafft den Slipmaster zu treffen.
 
Dienstag den 16.12. geht es aus dem Wasser & schon am Sonntag danach steigen wir in den Flieger nach Hamburg.  Wir sind ganz gespannt, denn das letzte Mal waren wir im Januar 1993 im winterlichen Deutschland.  Und für unseren Scheinzwerg (im Gegensatz zum Scheinriesen :-) wird es das erste richtige Weihnachten überhaupt werden.

Neuseelandbilder

Sunday, December 14, 2008

Thursday, November 27, 2008

Sonntag, der 16. November 2008
Breite: 22°00.93'S Länge: 169°04.93'O
Leeve Lüdd,

Ihr wundert Euch sicherlich, warum meine Position auf der Karte nicht mehr zu finden ist. Als ich kurz nach dem Auslaufen im Netz einchecken wollte, sagten sie mir, daß diese Frequenzen für Leute mit einer "Technician" Lizenz nicht zugänglich sind. Somit bleiben mir jetzt nur noch die Frequenzen, die für die Seefahrt gedacht sind. Das tut mir natürlich leid, aber ich habe schon seit Jahren immer wieder versucht, irgendwo den wirklich einfachen Test für die "General Class" Lizenz zu machen, fand aber nie genügend Prüfer, nämlich drei Stück an einem Ort.

Ansonsten wollten Donnerstag beide Maschinen beim besten Willen nicht anspringen & dann hatte sich auch noch die Kette so in den Korallen vertüddelt, daß es wieder Mittag wurde, bis wir endlich unterwegs waren. So liefen CHESHIRE & ANNA MARIA natürlich schon eine ganze Zeit vor uns aus.

Erst war gar kein Wind, doch an der Ecke Pango Point wurde es dann kurzfristig sehr ungemütlich, zumal die doofen Sportfischer immer ganz nahe bei uns vorbeifuhren. Doch kaum waren wir aus der Zone heraus, frischte der Wind auf und bis Mitternacht hatten wir traumhaftes Segeln, zumal auch noch der 13. und damit Vollmond war. Auf Lipings Wache flaute der Wind dann immer mehr ab, bis gar keiner mehr da war.

Freitag war es tagsüber ganz nett, doch nachts hatten wir dann so richtig Streß. Ich kontrollierte den Maschinenraum an Steuerbord und mußte feststellen, daß er voller Meerwasser war. Die Bilgepumpe wollte nicht, also war ich gezwungen alles rauszureißen. Riesenschweinerei, mitten in der Nacht & Liping mußte die ganze Zeit helfen. Glücklicherweise hatte sie schon sechs Stunden geschlafen. Ich durfte die Nacht durchmachen, denn diese Sache mußte sofort erledigt werden. Natürlich war es mal wieder die Elektrik, aber auch dieser Schwimmerschalter scheint sich endgültig verabschiedet zu haben. So habe ich jetzt die Pumpe manuell angeschlossen, so daß wir öfters mal den Schalter umlegen müssen, um die Bilge im Stbd-Maschinenraum nicht vollaufen zu lassen.

Sonnabend hatte ich dann als Folge ziemlich üble Kopfschmerzen, denn mein Körper kann Streß & akuten Schlafmangel immer weniger leiden. Die Maschinen machten immer wieder Zicken, was ich auf kaputte Starterbatterien zurückführe. Ich mußte jedes Mal mit den anderen Batterien die Stbd-Maschine starten & konnte erst dann die Bbd-Maschine anwerfen. Die benutze ich aber sowieso nur recht selten, denn sie verliert ja recht viel Motoröl über die Kurbelwellendichtung. Dieses Mal habe ich schon 16 1/2 Stunden lang Diesel verbrannt, womit ich normalerweise fast einen ganzen Monat lang auskomme!

Montag, der 17. November 2008
Breite: 23°12'S Länge: 169°14'O

Auch Sonntag war so gut wie gar kein Wind und außerdem lag uns die zu Frankreich gehörende Walpole Insel im Weg. Dort wollten wir eigentlich lieber nicht stranden, so daß der Motor schon wieder fast sechs Stunden lief. Um 17:30 Uhr checkte ich bei Des von "Opua Offshore Radio" ein, der wie üblich sagte, daß es morgen genau solches Wetter geben würde wie am Tage zuvor.

Abends um 18:30 - die Mädels lagen seit einer halben Stunde in der Heia - sah ich die Walpole Insel ganz deutlich am immer dunkler werdenden Horizont, wo ich sie Liping am Anfang ihrer Wache um Mitternacht immer noch zeigen konnte, denn der Mond sorgte für genügend Licht. Wir passierten sie in sechs Seemeilen Abstand. In den letzten Tagen hatte ich meine Nachtwachen fast vollständig am Ruder verbracht, um nur ja keine Chance zu verpassen Ost gut zu machen. Es will trotzdem nicht so recht werden... Außerdem wird es hier nachts recht kühl, so daß ich in langen Unterhosen, mit "Diesel" Pudelmütze, Jacke & Friesennerz dort draußen sitze. Dabei hat es tagsüber fast 30°C.

Heute morgen kam das "Rag of the Air" Netz aus Fidschi ganz deutlich herein & ich wurde als erstes Boot gerufen, so daß die Sache in wenigen Minuten erledigt war. Wenn man Pech hat, darf man nämlich schon mal eine Stunde warten, bis man dran ist. Um 7:00 Uhr war dann Winfried dran, der die Boote immer in der Reihenfolge aufruft, in der sie eingecheckt haben. So gab es heute gleich am Anfang ein richtiges Feuerwerk, als alle möglichen Leute sich gleichzeitig meldeten. Winfried und Ute waren mit ihrer ANNA MARIA schon 100 Seemeilen weiter südöstlich von uns. Erstens segelt seine 12 Meter Moody aus England wesentlich besser hoch am Wind und zweitens verbrennt Winfried auch mal 50 Liter Diesel am Tag. Wenn es sein muß auch fünf Tage hintereinander. Er riet mir dringend mehr nach Ost zu halten und die Flauten zu nutzen, um unter Maschine vorwärts zu kommen. Wäre ja dumm, wenn das Wetterfenster - fast so schön wie im Bilderbuch, meinte er - davonläuft, weil ich zu lahmarschig bin. Wenn ich also das nächste Mal nach den Anweisungen der Wetterfritzen segeln will, so muß ich mir noch etliche Kanister Diesel kaufen, damit ich überhaupt mithalten kann.

Zur Zeit betreut er 25 Boote, wobei jedes einzelne Boot nicht nur die Großwetterlage bekommt, sondern auch ein täglich auf den neuesten Stand gebrachtes Wetter-Profil (er geht dabei von einem Etmal von 120 Seemeilen aus, was bei uns nicht klappt), was für uns heute so aussah:

17.11. - schwache Winde aus Südost
18.11. - schwache Winde aus Südost, später bis zu 15 Knoten
19.11. - OSO 15 Knoten
20.11. - SO 10, später auffrischend auf 15 Knoten
21.11. - NO 15 bis 20 Knoten
22.11. - Nord 25 Knoten
23.11. - Nord 20 Knoten
24.11. - NO 25 Knoten, später NW 15 Knoten
25.11. - variable Winde
26.11. - variable Winde
27.11. - NO 15 Knoten


Natürlich sind das alles nur Mittelwerte, will heißen, bei 20 Knoten muß man in etwa von 15 bis 25 Knoten rechnen & außerdem sind hier die Böen natürlich nicht mit drin. So werden wir am 22.11. wohl eher vorsichtig fahren, denn wenn zu den 20 bis 30 Knoten noch eine Bö kommt, dann wird es schon lustig. Jeden Morgen wird dieses Wetterprofil auf den neuesten Stand gebracht, wobei es zur Zeit immer noch ausgesprochen gut aussieht.

Vor dem Wetter hatte ich schon die Stbd-Maschine gewartet & als die Funke aus war, wurde diese dann auch angeworfen & die Bbd-Maschine bekam mehr Motoröl. So tuckern wir jetzt mit 2000 bis 2200 UpM mit etwa drei Knoten in Richtung 145°(T), auf gut Deutsch Südost genannt. Alle 20 Minuten piepst das Nokia-Handy, um mich daran zu erinnern die Bilge zu pumpen & zu checken ob nach wie vor Kühlwasser austritt. Jo, und jetzt läuft der Stbd-Diesel schon wieder bald sechs Stunden, denn mit so wenig Wind können wir nicht segeln.

Mittwoch, der 26. November 2008
Breite: 35°19'S Länge: 174°07'O

Ich fange lieber mal an im Telegramstil zu schreiben, sonst kriege ich heute gar nichts mehr geregelt. ;-) Am Montag dem, 17.11. haben wir erst einmal 18 Liter Diesel nachgefüllt, damit die Tanks immer schön bis oben hin voll bleiben. Gibt weniger Kondensation und Streß. Abends spazierte auf einmal ein Gecko auf meinem Kartentisch herum. Er vertrug die Seefahrt anscheinend ganz gut. Hoffentlich kann er auch die kalten Temperaturen in Kiwiland ab. Der nächste Tag brachte eine Bö nach der anderen, so daß es erstens wenig Schlaf gab und außerdem recht kalt war. Wie gut, daß wir Gummistiefel, Arbeitshandschuhe mit Gummiüberzug & neue Öljacken gekauft hatten!

Am nächsten Tag unterhielt ich mich über Funk mit Peter von der DAKOTA. Gebürtiger Hamburger hatte er sein Boot lange Jahre im Flensburger Industriehafen liegen. Er meinte zu mir, daß Flensburg wohl bald zum Notstandsgebiet erklärt werden müsse. Keine Arbeit und auch sonst kein gar nichts. Das Schlimmste wäre allerdings, daß die ganzen Flensburger trotzdem da nicht weg gehen würden & immerzu da blieben. <Grins> Wir hatten uns schon mal in Musket Cove in Fidschi getroffen. Abends hatten wir dann mal wieder recht wenig Strom, da ja unser Windgenerator neue Lager braucht.

Am Tag darauf gab es endlich mal vernünftig Wind, denn da wir ja keinen Spinnaker, eine leichte Genua wie auf der ersten DHARMA BUM oder sonst irgendwelche Leichtwettersegel haben, brauchen wir ja immer so um die vier bis fünf Windstärken, um überhaupt in die Puschen zu kommen. Immerhin konnten wir an diesem Tag ein Etmal von 160 Seemeilen verbuchen. Abends gab es "Lipings Excellent Passage Stew", welches mir so gut schmeckte, daß ich mir auf der Nachtwache noch ein paar zusätzliche Portionen gegönnt habe. Winfried erzählte über Funk schon die ganze Zeit, daß es auf DHARMA BUM III immer besonders gutes Essen gäbe. <hihi>

Am 9. Tag ging es mit 9 1/2 Knoten voran, so daß wir endlich ein bißchen näher an die ANNA MARIA von Winfried und Ute, als auch an die MOANA von Jens herankamen. Jens war schon einen Tag früher ausgelaufen, hatte aber bei der südlichsten Insel von Vanuatu, Aneityum, eine kurze Rast eingelegt.

Das Kreuz des Südens stand verkehrt herum am Himmel & wir steuerten nach Alpha Centauri. Dieser Stern ist uns im Weltall am nächsten, scheint aber nur relativ unscheinbar verglichen mit dem Hundestern. Winfried erzählte, daß am Tag nach seiner Ankunft recht heftige Winde herrschen würden, nämlich so zwischen 35 und 40 Knoten im Mittel. Da dachten wir zum ersten Mal daran, statt direkt nach Whangarei vielleicht doch lieber nach Opua zu laufen, zumal uns Winfried das sehr ans Herz legte. Das würde allerdings bedeuten, daß wir nachts einlaufen müßten, was wir ja sonst nie tun. Man sagte uns, daß es überhaupt kein Problem wäre, da wir uns inzwischen wieder der Zivilisation nähern würden. Karten stimmen, die Lichter auf den Bojen funktionieren, es gibt Leuchtfeuer und überall Küstenfunk.

Die Kiwis sprachen dann auch von einer "Gale Warning", welche später zu einer "Storm Warning" wurde. Das ist hier unten eine ernst zu nehmende Sache. Wie mein Bruder Knudsen - gerade auf Montage in Richmond, bei Nelson auf der Südinsel Neuseelands - schon schrieb: "Bei Holger könnte das ja noch etwas verschärft sein..... Das Wetter hier ist wie unser letzter Sommer, recht durchwachsen, viel Regen und Wind."

Es fing dann auch recht bald an zu kacheln, immer so um die 35 bis 45 Knoten, wobei wir ab und zu auch mal über 50 Knoten sahen. Erst hatte ich das Groß ganz herunter genommen, aber da der richtige Sturm erst einen Tag später kommen sollte, ging es mir zu langsam voran, so daß wir mit zwei Reffs weiter gefahren sind. Inzwischen war es natürlich klipp & klar, daß wir so schnell wie möglich irgendwo Schutz suchen wollten. Mit zwei Reffs und etwa 35% Rollfock machten wir immer noch ein Etmal von 147 Meilen. Es wurde recht feucht im Cockpit & ich saß so gut wie die ganze Zeit am Ruder. Auf einmal fing der KISS-Windgenerator wieder an zu drehen, wobei die Lager wahrscheinlich weiter zermalmt wurden. Das ging so weiter bis zum 24. Nun sitzt der große Rotor bombenfest.

Am 23. November fiel auf einmal unser Autopilot aus. Da stand einfach nur "No Pilot". War natürlich Klasse, denn die Seen waren inzwischen recht hoch & dann fällt das Ruder gehen schon etwas schwerer. Den ganzen Tag hatten wir echtes Schietwetter und die Sicht war so bescheiden, daß ich ein großes Containerschiff schon nach wenigen Minuten aus den Augen verlor. Außerdem hatte ich echt Muffe davor, nachts in Opua einzulaufen. Teilweise liefen wir mit über 14 Knoten, was mir im Prinzip ein wenig zu schnell ist. Die Hälfte hätte auch gereicht. Hinter uns lief die HAI YUN unserer Freunde Max (Kanada) & Jingli (Shanghai) samt zwei Kindern, auch mit teilweise über 15 Knoten. HAI YUN ist eine extrem schmale, schnittige Rennyacht vom Typ Mac Gregor 65 - also etwa 20 Meter lang. Ich guckte immer ob sie uns überholen würden, aber später erfuhren wir, daß sie erst mitten in der Nacht und viele Stunden nach uns angekommen sind. Sie schoben die ganze Zeit eine Lage von 50° und die arme Jingli stand während dessen Todesängste aus. Sie sagte später zu Liping, daß sie uns sehr darum beneiden würde auf einem Kat unterwegs zu sein. Max & Jingli sind beide hochintelligent und haben sich auf der Stanford University kennengelernt. Außer den Calvert-Lektionen bringt Max den Kindern das Computerprogrammieren und Jingli ihnen das Chinesisch bei.

Das Einlaufen in Opua ging ganz glatt und kurze Zeit später lagen wir außen am Wellenbrecher, denn drinnen war alles schon gerammelt voll mit Booten. Winfried und Ute waren nur etwa eine Stunde vor uns angekommen, so daß wir auf diesem Trip doch tatsächlich schneller waren, als die beiden auf ihrer Moody 40 mit großer Genua & viel motoren. Sie nahmen unsere Leinen entgegen & kurze Zeit später saßen wir gemütlich in der Kabine der CHAMPAGNE, um Champagner auf die gelungene Überfahrt zu trinken. Das war schon gut.

Montag kam die Bio-MAFia, nämlich die Quarantänefritzen an Bord. MAF steht für "Ministry for Agriculture and Forestry". Sie haben das ganze "Lipings Excellent Passage Stew" und ein paar andere Sachen konfisziert, ansonsten aber keinen weiteren Streß gemacht. Auch die Frau vom Zoll war sehr nett, aber als sie am Schluß nach unserer Haschpfeife fragte, war ich doch ein wenig konsterniert. Die Bio-MAFia hätte ihr gesagt, daß sie bei uns an Bord ein "Bong" gesehen hätten, aber ich bestand darauf, daß sie dort anrief, denn dabei müsse es sich um ein anderes Boot handeln. Sie hat es dann auch gemacht & das Ganze stellte sich als Irrtum heraus. Es war nämlich ein französischer Kat gewesen, der nun total auf den Kopf gestellt wurde.

Ich hatte den Offiziellen klar gemacht, daß ich bei dem Wetter nicht ohne Schäden vom Dock weg könnte, denn der Wind drückte uns natürlich mit voller Wucht dagegen. Die dicken Ballonfender von der ANNA MARIA machten auch so schon bedrohliche Geräusche, aber zum Glück ist keiner geplatzt. Wir waren dann den ganzen Tag bei Winfried & Ute, wo wir ausgiebig geschnackt haben.

Gegen 23:00 Uhr - wir lagen schon total erschossen in der Schlummerrolle - bemerkte ich eine komische Bewegung, so als ob ein Fender verrutscht wäre und wir mit dem Rumpf direkt am Holzsteg liegen wuerden. Außerdem hörte ich draußen Stimmen und auf einmal tauchte eines der Kinder von HAI YUN bei uns auf. Wir waren splitterfasernackt. Draußen richtig Sturm und peitschender Regen. Ich zog mir hastig die Öljacke über & als ich endlich sehen konnte, was los war, sträubten sich mir die Haare. Unsere Heckleinen waren samt und sonders gebrochen und so krachten wir auch schon mit den beiden Bügen frontal in den Wellenbrecher. Gelcoat splitterte. Am Quarantänesteg eine regelrechte Menschenmenge. Winfried und Ute schliefen schon, aber Max hatte zwei dicke lange Trossen. Mit Hilfe der Leute auf dem Steg legten wir diese dann über zwei Winschen. Da wir sie nicht belegen konnten - viel zu dick - mußte eine von Liping & die zweite von einem HAI YUN Kind gehalten werden, während Holg wie irre an den Winschen kurbelte. Winfried war später ganz erstaunt, daß wir es überhaupt geschafft haben, denn bei einem richtigen Sturm ist der Winddruck auf so einem Katamaran natürlich enorm.

Wie dem auch sei, nach etwa einer Stunde sehr aufregender, anstrengender und nasser Arbeit, lagen wir wie eine Spinne vertäut wieder an der Pier und konnten erschöpft ein zweites Mal in die Kojen sinken. Wenn wir bei dieser Aktion in die HAI YUN gedonnert wären, dann wäre ich inzwischen bankrott, denn so ein Teil kostet schon mal ein paar Millionen. Puh! Winfried meinte gestern zu mir, daß er für mich bei seiner Versicherung einsetzen würde, wenn ich mich dort versichern wollte. Er sei sich allerdings nicht sicher, ob das für uns letztendlich eine gute Sache wäre, denn für sein Boot bezahlt er schon über € 4.000 im Jahr. Bei uns wäre die Prämie sicherlich weitaus höher. Wir sind da noch am Überlegen...

Der Wind hörte schlagartig auf - genau wie Winfried es prophezeit hatte. Er hatte schon in Deutschland bei den Militärfliegern das Wetter gemacht. Zum einen weil er wußte, daß Wetter für einen Segler von keinem geringen Interesse ist und zum anderen weil es dort gute Parkplätze für umsonst gab. Wer hätte gedacht, daß ich mich mit einem pensionierten Berufssoldaten, der 1. August 2009 seine Goldene Hochzeit feiert, so gut anfreunden würde. :-)

In aller Herrgottsfrühe kam ein Zollmensch, um uns wegzuscheuchen. Mit meiner zusätzlichen Starthilfebatterie (werde nie mehr ohne los fahren) schmiß ich erst die Bbd- und dann die Stbd-Maschine an. Kurze Zeit später ankerten wir auf etwa 1 1/2 Meter Tiefe im Schlamm. Später kam die Ebbe, das Echolot zeigte nur mehr einen Meter und wir steckten gut und sicher in der Matsche. So lag ich ja über ein Jahr lang in Französisch Guyana im Modder und Winfried meinte auch, daß dies eine gute Sache wäre.

Es dauerte eine ganze Weile, bis unser Beiboot klar war & auch der Außenborder war ob der häufigen Salzwasserduschen im Cockpit nicht so glücklich. Ich reinigte dann die Zündkerzen, während Liping sich mit dem Salzwasser an Bord beschäftigte, was dieses Mal wirklich überall hin gelangt war. Sogar unsere Betten waren voll von den klebrigen Zeug. Zu Fuß ging es zum Opua Store, denn außer Chinesischen Instant Nudeln gab es bei uns nichts mehr. Wir wollten es ja nicht der Bio-MAFia schenken. Obwohl es nämlich z.B. die Bienenpest längst in Neuseeland gibt, darf man trotzdem keinen Honig einführen. Die Jungs finden das selber ebenfalls bescheuert, aber "Regulations are Regulations".

Da ein Auto hier nur so um die 1.000 Kiwi Dollar (ca. € 420) oder noch weniger kostet, hat sich fast jeder Yachtie hier ein Auto gekauft. Zu Fuß geht so gut wie gar nichts und öffentliche Verkehrsmittel sind genau so selten wie in Amiland. Dabei sind diese Autos meist in recht gutem Zustand. Die Japaner mögen nämlich nur nagelneue Autos leiden, werden aber die Dinger nicht los, da sie ja das Steuerrad auf der falschen Seite haben. Fazit: Man verschifft sie zu Millionen nach Neuseeland, worüber sich die Kiwis ganz mächtig freuen. Auch wir planen uns so einen Subaru oder so etwas zuzulegen.

Winfried und Ute fuhren mit uns ins nächste Einkaufszentrum nach Paihia, wo Liping wieder einmal gebremst werden mußte, sonst wären wir erst bei Ladenschluß dort weg gekommen. Ich lud die ganze Bande dann noch in die Maori-Kneipe "RoadRunner" ein, von der Winfried mir schon vorgeschwärmt hatte. Später waren wir noch "im Klub", sprich dem "Opua Cruising Club". Man glaubt es kaum, aber etwa die Hälfte der Yachties hier kommt ursprünglich aus Deutschland. Meist sind es Rentner & Pensionäre, die in dieser Gegend ihren Lebensabend verbringen & immer zwischen den Südseeinseln und der Bay of Islands hin und herpendeln. Wir trafen diverse alte Bekannte, wie zum Beispiel Michael & Sylvia von der TANOA, einem Privilege 37 Katamaran. Auch Jens von der MOANA war da. Es wurde eine ziemlich wilde Nacht, wobei die anderen bis nach 2:00 Uhr dort feierten. Aurora klimperte auf dem Klavier herum & war guter Dinge, aber Liping war echt um, so daß ich unseren Abend abbrechen mußte.

Jo, und am nächsten morgen kam Roy von der SEA LOONE vorbei. Wir haben uns vor etwa 20 Jahren in Kourou in Französisch Guyana kennengelernt & uns 1995 in Tonga wieder getroffen. Roy ist 64, segelt seit 30 Jahren auf seinem selbst gebauten Ferrozementboot um die Welt, inzwischen schon zum dritten Mal. Er lebt von US$ 3.000 im Jahr, will heißen von US$ 250 im Monat. Soll mir also keiner irgendwelchen Quatsch erzählen, daß er sich eine Weltumseglung nicht leisten kann. Die Wiedersehensfreunde auf beiden Seiten war beträchtlich & Roy erzählte, daß er schon ganz geknickt war, weil er meinte uns verpaßt zu haben. Er sagte so etwas, wie "Du mit Deiner Erfahrung..." und auch Winfried meinte "Du kommst ja von ganz woanders her..." Für uns war das recht lustig zu hören - und für mich zumindest ein ganz großes Kompliment - denn wir haben immer so das Gefühl, daß wir die Oberchaoten unter den Seglern sind, aber wie wir von unseren besten Freunden hier erfuhren, haben die auch alle genausoviel Streß wie wir. ANNA MARIA hatte zum Beispiel schon mal ihr Ruder verloren & SEA LOONE sieht auch aus, als ob sie schrottreif wäre. Irgendwie denken wir aber immer, daß nur unser Kahn fortwährend so viele Probleme aufwirft. Liegt anscheinend in der Natur der Dinge!

Später ging's wieder mit Winfried und Ute nach Paihia, wo ich erst einmal 250 Känguruh-Dollars in Kiwi-Dollars umgetauscht habe. Dann noch eine SIM- sowie eine WiFi-Karte gekauft, so daß ich mich endlich um Lipings Visum für D-Land kümmern kann. Damit fing ich dann gleich am Nachmittag an, wobei ich auf einmal total in Zeit-Panik kam, da ich immer noch auf Vanuatu Zeit war. Das sind volle zwei Stunden Unterschied. Winfried und Ute hatten uns nämlich in ein Chinesisches Restaurant eingeladen, welches vor vielen Jahren von einem Taiwanesen eröffnet wurde.

Dort schnackten wir lange und ausgiebig, wobei wir dann auch endlich so langsam mitkriegten, warum sich die beiden voll und ganz zu unserer Verfügung gestellt haben und so viel Zeit mit uns verbringen. Ute hat natürlich an Aurora Ulani einen Narren gefressen, zumal sie sich selbst Enkelkinder wünscht. Und Winfried findet es total toll, daß ich schon so jung aus D-Land abgehauen bin, um "meinen eigenen Weg zu gehen", wie er es nennt. Und wir bewundern die beiden total für ihren ganz ausgezeichneten & uneigennützigen Wetterdienst, für den sie jeden Tag vielleicht so um die acht Stunden ihrer Zeit opfern. In Vanuatu haben sie irgendwem eine Hütte hingestellt und einem anderen Ni-Vanuatu sein neues Geschäft finanziert und auch sonst planen sie ihre Rente und Pension für gute Zwecke einzusetzen und bis zum letzten Pfennig auszugeben. Sie erinnern uns sehr an die alte Garde der Yachties und vor allem an Karl & Libu auf der ROSINANTE.

Der Abend wurde recht lustig, denn die beiden bestellten eine Karaffe Wein nach der anderen und als mitten drin auch noch mein Vadder anrief, war die Begeisterung Groß. Als mein Vadder sich über mich bei Winfried für die eMails bedankte und dieser grinsend meinte, dafür müßte er schon zwei Bier haben, denn für umsonst mache er ja nun nichts, ja, da wollte das Lachen dann gar kein Ende mehr nehmen. Aurora Ulani war auch ganz glücklich mit den Taiwanesenkindern & überhaupt macht sie mit Ute und Sylvia auch sehr gute Fortschritte in Deutsch. Jetzt ist sie gerade auf TANOA mit Sylvia Weihnachtsplätzchen backen, während Liping zur HAI YUN ist, die uns für heute abend zum Essen eingeladen haben.

Heute saßen wir dann gerade dick eingemummelt und mit langen Unterhosen beim Frühstück - schon wieder Starkwindwarnung - als auf einmal ein Anruf der Taiwanesin Christine aus Pango Pango (American Samoa) kam. Sie denken oft an uns & wollen uns vielleicht sogar hier besuchen. Wenn nicht gerade irgendein Notstand oder Katastrophenstimmung herrscht, dann ist das Yachtie-Leben wirklich einmalig. So tolle Leute trifft man sonst nie im Leben & das ist auch einer der Hauptgründe, warum Winfried und Ute dieses Leben nicht aufgeben möchten. Nicht einmal hier in Opua möchten die beiden seßhaft werden. Taiwan-Botschafter Bruce aus Majuro schrieb uns und ermahnte seine ehemalige Dienststelle in Auckland, uns auch ja schön willkommen zu heißen und mit Rat & Tat zur Seite zu stehen. Der ehemalige Kiwi-Botschafter Craig aus Tarawa hat uns für eine Woche zu sich nach Hause eingeladen und wir sehen jetzt schon, daß unser Gesellschaftsleben hier mindestens genauso aktiv wird, wie oben in Mikronesien. Wo finden wir nur die Zeit unseren Kahn zu insten? ;-)))

So, jetzt sollte ich vielleicht lieber erst einmal die megavielen eMails lesen, die ich vom Server geholt habe!

Viele liebe Grüsse von Aurora Ulani, Liping & Holg

--
Holger Jacobsen
S/V DHARMA BUM III
YACHT-IN-TRANSIT
Opua, Bay of Islands
New Zealand

Tuesday, October 21, 2008

Dharma Bum I 4.558 Seemeilen
Dharma Bum II 5.709 Seemeilen
Dharma Bum III 12.959 Seemeilen
---------------------------------------------------------
Bis jetzt gesegelt 23.226 Seemeilen

---------------------------------------------------------
Weltumseglung 22.255 Seemeilen (Passat, kürzeste Route)

Weltumseglung 30.000 Seemeilen (voraussichtliche Route)

Monday, October 20, 2008



Liping & Aurora Ulani in Port Vila, Vanuatu
Posted by Picasa


Eindeutig zu viel Sonne!
Posted by Picasa


Sonnenuntergang - dazu ein leckeres Dinner mit Weißwein
Posted by Picasa


Totenflaute
Posted by Picasa


Eine große Sturmbö ist im Anmarsch
Posted by Picasa

Vor Anker in Port Vila, Vanuatu

                                                                                  Montag, der 20. Oktober 2008
                                                                                  Breite: 17°44,20'S Länge: 168°18,59'O
 
Vor einer Woche haben wir das Visum für Liping beantragt, so daß wir noch zwei Wochen lang darauf warten müssen. 
 
Hier weckt uns jeden morgen das Handy um 5:30 Uhr.  Zu der Zeit ist es schon hell und ich muß die Solaranlage nach der seltenen Sonne ausrichten.  Auch Wind ist eher rar, was bedeutet, daß der Strom an Bord recht knapp ist.  Wollen ja nicht unbedingt den teuren Diesel verbrennen, zumal fünf Liter Motoröl auch noch US$ 38 kosten.  Dafür regnet es oft.  Donnerstag habe ich mir einen Regenfänger gebaut.  Dieses Mal aus der kleinsten Plane, die ich finden konnte.  Vorne ein Rohr aus PVC, um das Teil vernünftig über meiner Kabine aufhängen zu können.  In der Mitte ein Durchlaß aus Plastik, ein klarer Schlauch dran, der in einen 25 l Kanister führt. Fertig.  Dauerte trotzdem fast den ganzen Tag.  Natürlich fing es mitten drin an zu regnen, was aber gar nicht so schlecht war, denn so konnte ich gut herumtesten.  Am Ende des Tages hatten wir dann auch 260 Liter allerbestes Trinkwasser aufgefangen und unser Tank war wieder randvoll.  Super!
 
Gleich nach dem Aufstehen gibt es eine große Schale heißen Zitronentee - es ist recht kühl hier - und anschließend köstliche Baguetten mit Pate, Brie und anderen Leckereien.  Leider ist der Brie ausgesprochen teuer.  Der Rest ist durchaus erschwinglich, vor allem wenn man auf dem Markt & in den Chinesenläden einkauft. 
 
Um 6:00 Uhr gibt es das "Rag of the Air" KW-Funknetz mit generellem Wetterbericht, um 7:00 Uhr folgt die deutsche KW-Funkrunde, mit individuellem Wetter für jede Yacht und um 8:15 Uhr kommt dann das lokale Funknetz auf UKW.  Um die Zeit sind wir allerdings oft schon unterwegs an Land, denn hier fängt alles sehr früh an und mittags wird eine lange Siesta eingelegt.  Wenn wir nicht an Land sind, ist meist Unterricht für Aurora Ulani angesagt, denn sie scheint morgens besser zu lernen als nach dem Mittagessen. 
 
Sonnabend habe ich damit verbracht unseren Törn nach Whangarei zu planen, was dieses Mal besonders sorgfältig geschah.  Ich habe sowohl meine schlauen Bücher als auch die statistischen Monatskarten benutzt & es sieht so aus als ob der Trip 1169 Seemeilen lang werden würde. 
 
Mittags um 12:00 Uhr sind wir meist wieder an Bord, wo es entweder wieder Baguetten oder aber ein kleines chinesisches Mittagessen gibt & nachmittags wird hauptsächlich am Boot gearbeitet.  Hinterher ist immer eine heiße Dusche angesagt (unser Sprüher hat sich wirklich bewährt), da man sich vor allem im Stbd Maschinenraum immer total einsaut. 
 
Um 18:00 Uhr gibt es ein leckeres Abendessen im Cockpit, welches von einer der 60 Flaschen Weißwein begleitet wird, die wir in Majuro geschenkt bekommen haben.  Eigentlich planen wir gegen 21:00 Uhr in die Heia zu gehen, aber oft wird daraus dann 22:30 oder so. 
 
Sonnabend waren wir kurz auf der Superyacht KE AMA II, denn sie wollten los nach Auckland.  Hinter uns hing ein großer belgischer Trimaran (Norman Cross Design) an einer Muring, den wir auch noch kurz besucht haben.  Luc und Jackie (Ami-Chinesin) von der SLOEPMOUCHE sind schon seit vielen Jahren unterwegs, wobei sie meist mehrere Jahre an einer Stelle verbleiben.  Sie haben schon drei Zyklonsaisons hier verbracht & rieten uns so spät wie möglich nach Neuseeland auszulaufen.  Sie selbst würden frühestens Anfang Dezember auslaufen, um keinem der Stürme in der Nähe Neuseelands zu begegnen. 
 
Wir haben uns überlegt DHARMA BUM III an Land stehen zu lassen, wenn wir nach D-Land fliegen.  Das kostet zwar schon wieder fast US$ 500 pro Monat, aber eine Muring ist auch nicht gerade billig (ich schätze so um die 10 Dollar pro Tag) und außerdem müßten wir dann noch jemand anheuern, der die Bilgepumpen kontrolliert und eventuell instet.  Und natürlich macht man sich mehr Sorgen um ein Boot im Wasser als um eines welches sicher irgendwo an Land steht.  NORSAND hat geschrieben, daß sie Platz haben und Arbeiten auch in unserer Abwesenheit durchgeführt werden können.   Auch Warwick von der JEMELLIE hat geantwortet.  Er, sein Schwiegervater & dessen Kumpel (Dieselmechaniker) könnten einen Teil der Arbeiten übernehmen, aber wir haben uns noch nicht entschieden die Arbeiten in unserer Abwesenheit durchführen zu lassen.   Das werden wir erst vor Ort & zusammen mit Warwick entscheiden.  Liping hat inzwischen die Nase gestrichen voll von dem "Himmel" in unserem Boot, der überall herunterfällt und total vergammelt ist.  Ich werde mir also überlegen müssen, auch diesen in Kiwiland zu erneuern. 
 
Hier wird es langsam leer, denn die meisten Boote haben viel mehr Angst vor einem verfrühten Wirbelsturm hier als vor einem verspätetem Wintersturm im Süden.  Dabei sind letztere relativ häufig - und erstere ausgesprochen selten.  Ähnlich ist es mit der Malaria.  Wir waren in der Apotheke & der Mann dort erzählte uns, daß hier in Port Vila die Wahrscheinlichkeit sich die Krankheit einzufangen ausgesprochen gering ist.  Er riet von der Medizin ab.  Wenn wir wirklich besorgt seien, meinte er, so sollten wir uns mit reichlich Mückenspray eindecken und außerdem langärmelige Hosen tragen.  Tut hier allerdings kein Mensch und auch ich laufe seit Panama ausschließlich in Badehosen herum, die wie Shorts geschnitten sind und auch in der Stadt getragen werden können. 
 
Viel mehr Sorge macht mir unsere Ankersituation, denn falls wir anfangen zu treiben, so sitzen wir sofort auf einem anderen Boot.  Und gleich dahinter liegt ein Riff.  Zur Zeit weht gerade ein kräftiger Westwind & ich schaue besorgt auf den Chartplotter, lausche nach dem Ankeralarm und peile generell die Lage.  So gibt es eigentlich immer irgend etwas, was einen in Trab hält. 
 
--
Holger Jacobsen
S/V DHARMA BUM III
YACHT-IN-TRANSIT
Port Vila, Vanuatu 

Von den Marschallinseln nach Port Vila, Vanuatu

Am Dienstag, dem 16. September um 12:00 Uhr mittags warfen wir die beiden Diesel an und los ging es durch die Lagune von Majuro in den Marschallinseln.  Da so gut wie gar kein Wind herrschte gab es auch keine Wellen, so daß der Anfang unseres Törns recht angenehm war.  Trotzdem verpaßten wir unserer kleinen Tochter Aurora Ulani (fast 5 Jahre alt) ein Mittel gegen Seekrankheit, da wir nicht wollten, daß es ihr wieder so schlecht ging wie bei der letzten Reise.  Liping probierte es ausnahmsweise einmal ohne Medizin und die ersten paar Tage war es so ruhig, daß Aurora meist einen Teil meiner Nachtwache mit mir im Cockpit verbrachte, bevor sie sich zu ihrer Mama ins Bett kuschelte.  Alles in allem sehr angenehm.  Tagsüber meldete ich meine Position an diverse Funknetze, von denen eines diese ins Internet schickte ( http://www.pangolin.co.nz/yotreps/tracker.php?ident=KE6PIB ), so daß jedermann unsere Reise verfolgen konnte.  Sobald man auf die rote Positionsnadel mit dem schwarzen Punkt klickt, bekommt man zusätzlich zur Karte noch die genaue Position samt Kurs und Geschwindigkeit.  Das klappte ganz ausgezeichnet.  Dafür kamen die Funk-eMails, welche meine Freunde für mich absetzen wollten, samt und sonders wieder zurück, sowohl bei KE6PIB@googlegroups.com ( http://groups.google.com/group/KE6PIB  ) als auch bei KE6PIB@yahoogroups.com http://tech.groups.yahoo.com/group/KE6PIB/ ).  Ich werde mal versuchen, ob ich den Spam-Filter dort irgendwie anders einstellen kann. 
 
Die nächsten Tage blieb es so gut wie windstill, was ab und zu von starken Böen unterbrochen wurde, so daß wir nachts immer zwei Reffs drin hatten und Tagsüber auch oft reffen mußten.  Wenn es ganz heftig kam, holten wir gleich alle Segel runter.  Wir wollten nicht schon wieder ein Segel ruinieren oder gar den Mast verlieren.  Und da wir uns weigerten die Maschinen anzuwerfen - die Röcheleisen gebrauchen wir eigentlich nur um ein- oder auszulaufen bzw. wenn die Bordspannung zu weit abfällt - ging es immer langsamer voran. 
 
Als ich mal wieder die Maschinenräume kontrollierte, mußte ich zu meinem Schrecken feststellen, daß die Backbord Bilge voller Motoröl war.  Ich habe alles mit viel Geschirrspülmittel und viel Küchenpapier schön sauber gemacht, eine Gallone Öl nachgefüllt und geguckt, ob irgendwo etwas herauskam.  Kam aber nichts.  Also Maschine an und weiter gucken.  Auch so konnte ich erst nichts entdecken, bemerkte dann aber daß wohl die Kurbelwellendichtung hinüber war.  So richtig konnte ich dort nicht hin, weil gleich dahinter der Tank und das Schott stecken - und außerdem wollte ich dem Keilriemen auch nicht allzu nahe kommen. 
 
Über Funk holte ich mir diverse Ratschläge, aber es war ziemlich klar, daß dieses eine größere Reparatur durch einen kompetenten Mechaniker erfordern würde.  Kaum hatte ich mich damit abgefunden, bemerkte ich daß die Steuerbordmaschine auf einmal keinen Strom mehr produzierte.  Ich habe sie sofort abgestellt und mußte feststellen, daß der Keilriemen dort gerissen war.  Und ich hatte große Mühe, einen neuen Keilriemen aufzuziehen, da man mir anscheinend die falschen verkauft hatte.  Dabei hatte ich einen alten mit zum Laden genommen, hinterher aber nicht kontrolliert.  Selber schuld, kann man da nur sagen. 
 
Irgendwann kamen wir trotzdem vor der Insel Butaritari an, wo dann allerdings ganz Schluß mit dem Wind war.  Wir dümpelten so lange dort herum, daß schließlich ein Hubschrauber von einem großen Fischereischiff (Purse Seiner) vorbeikam, um bei uns nach dem rechten zu schauen.  Natürlich hatten wir überhaupt gar nichts an, so daß Liping einen Hechtsprung in die Kajüte machen mußte, während Aurora Ulani begeistert im Cockpit herumsprang, um den unerwarteten Besuchern zuzuwinken. 
 
Jeden Tag gab es ein sehr leckeres Abendessen im Cockpit, begleitet von einer der 60 Flaschen Weißwein, die uns ein "Fishing Master" eines Purse Seiners geschenkt hatte.  Ab und zu kam eine große Schule von kleinen Delphinen vorbei und auch ein Goldmakrelen Ehepaar (Coryphaena hippuris) folgte uns ein paar Tage lang.  Rotschwänzige Tropikvögel (Phaeton rubricanda) umkreisten uns und ein paar Tölpel machten viele Landeanflüge.  Einer ließ sich schließlich auf dem Bugkorb nieder, wurde allerdings nicht so richtig glücklich dort, da ihm das Spinnakerfall andauernd in die Quere kam. 
 
Am zehnten Tag war ich am Mast zugange, als auf einmal die Winschkurbel aus der Winsch sprang und mir mit voller Wucht ins Schienenbein knappte.  Natürlich gab das eine ganze Menge Blut und ich sah schon Rostflecken Über das ganze Vordeck verteilt.  Ich habe erst einmal einen ganzen Batzen Küchenpapier auf die Wunde gedrückt und das Bein hochgehalten, so daß es nicht allzulange dauerte und die Schweinerei zum Stillstand kam.  Liping war vor lauter Schreck den Tränen nahe, während Aurora Ulani die ganze Geschichte höchst interessiert verfolgte und viele Fragen stellte. 
 
Endlich kam der Wind wieder und weiter ging es mit 6 Knoten an Abaiang vorbei bis nach Tarawa, wo wir ganz dicht vor Betio standen, als der Wind wieder komplett einschlief.  Wir hätten unseren Freunden zuwinken oder mit dem Handy anrufen können, hatten aber nicht mehr die richtige SIM-Karte. 
 
Nach zwei Wochen überquerten wir den Äquator und sahen kleine Portugiesische Galeeren oder eine ähnliche Quallenart.  Die Wasseroberfläche war so glatt, daß man sich prima hätte rasieren können, ohne einen richtigen Spiegel zu gebrauchen.  Der Windmesser zeigte 0,0 Knoten und eine Schildkröte verzog sich aus unserer Nähe.  Über Funk wurden wir ob des fehlenden Windes bedauert oder es gab ein paar Witze ob unserer Durchschnittsgeschwindigkeit.  Wir waren mal wieder dabei einen Langsamkeitsrekord aufzustellen.  Wir fanden es allerdings ganz Klasse, zur Abwechslung mal nicht alles mögliche zu zerstören.  Die neuen Trampoline aus dem starken schwarzen Fischernetz eines Purse Seiners bewährten sich ganz ausgezeichnet, die beiden vorderen Wassertanks hatten wir absichtlich geleert und das Beiboot hing hinten in den Davits, statt auf dem Vordeck zu liegen.  Dazu immer gutes Essen und Trinken, wie es bei uns an Bord Tradition ist.  Nur das Bier vermißte ich langsam, so daß ich schon überlegte mitten auf hoher See mit dem Brauen anzufangen. 
 
Liping verbrachte ihre Nachtwachen hauptsächlich damit Aurora Ulani die Namen der Sterne und Sternbilder beizubringen, leckeres Graubrot zu backen und den Unterricht der Calvertschule durchzuziehen.  Inzwischen ist Aurora Ulani im zweiten Calvert-Jahr und bei Lektion 42.  Sie hat nach wir vor großes Interesse und die Geschwindigkeit wird hauptsächlich dadurch bestimmt, wie viel Zeit ihre Eltern haben. 
 
Nach drei Wochen war es vorbei mit dem beschaulichen Leben, was gleich mehrere Gründe hatte.  Zum einen spielte unser Autopilot mal wieder verrückt und schaltete sich andauernd selbst aus.  Anfangs dachte ich, daß es daran liegt, daß die Segel falsch getrimmt waren, bis ich dann merkte, daß es auch unter Maschine geschah.  Dann zeigten die Windmeßinstrumente immer ganz verkehrt an und zu guter letzt schaltete sich auch der Garmin-GPS, welcher Daten an den Autopiloten liefert von selbst ab.  Zum anderen wurden die Wellen immer höher und konfuser, wobei sich ein etwa drei bis vier Meter hoher Schwell aus Süden mit dem regulären Seegang aus Osten verband.  Der Wind nahm immer mehr zu, wobei ich hörte, daß es in Tonga, Fidschi und Vanuatu schlechtes Wetter gab.  Der Wetterbericht sprach von "very rough seas" in der Gegend von Port Vila.  Na Klasse!  Wieder einmal genau zu unserer Ankunft. 
 
Da wir nicht im Dunklen einlaufen wollten, nahmen wir alle Segel herunter & setzten erst im Morgengrauen das doppelt gereffte Groß und einen kleinen Teil der Rollgenua.  Dabei verabschiedete sich dann unsere große Winsch an Backbord.  Natürlich verklemmte sich dabei die Schot im oberen Teil der Winsch und der Wind brachte mit seinen 30 Knoten gut Druck auf die Schot.  Liping geriet schon wieder fast in Panik und auch ich hatte die Nase gestrichen voll.  außerdem hatten wir es eilig, denn es war Freitag und wir wollten keine Überstundengebühren am Wochenende zahlen.  Also beide Motoren an und rein in die Bucht. 
 
Zwei andere Booten hatten die gleiche Idee und kaum waren wir durch die Einfahrt durch, wurden wir auch schon von den Offiziellen angewiesen nahe der Quarantäneboje zu ankern.  für meinen Geschmack viel zu dicht an einem anderen Boot, aber man legt sich ja nur ungern mit den Behörden an.  Neben uns ein Boot mit einem total zerfetzten Vorsegel.  Das Einklarieren war äußerst unproblematisch, leider aber ausgesprochen teuer, wozu noch Hafengebühren und andere Kosten kommen, wenn wir wieder ausklarieren.  Der freundliche Quarantänemensch beschlagnahmte nur unsere Eier aus Hawaii und als ich vom Zoll zurück kam rief mich James, der früher auf der Superyacht KE AMA II gearbeitet hatte.  Wir hatten uns in Majuro kennen gelernt. 
 
Wir waren 24 Tage unterwegs gewesen, wobei unsere Durchschnittsgeschwindigkeit bei nur 3 Knoten lag.  So langsam waren wir bis jetzt noch nie - aber die Segel und Trampoline sind dieses Mal heil geblieben.  Wir beantragten das Visum für Neuseeland, was alles in allem drei Wochen dauern wird.  Wir besuchten unsere Freunde auf der KE AMA II, trafen ein paar andere Yachties und lernten viele Chinesen kennen.  Im Supermarkt "Au Bon Marche" wurden wir ob der Preise an Tahiti erinnert, aber auf dem offenen Gemüsemarkt mitten in der Stadt war es fast so gut wie in Suva.  Ich bastelte einen Regenfänger und an einem einzigen Tag konnten wir 260 Liter allerbestes Regenwasser auffangen und unseren Tank randvoll füllen. 
 
Port Vila lebt hauptsächlich vom Tourismus, viele Kreuzfahrtschiffe kommen hierher und außerdem ist diese Ecke genau auf der Autobahn der Weltumsegler.  Ein ganz anderes Gefühl als die Marschallinseln oder Kiribati.  Wir werden nicht lange bleiben können, denn demnächst fangt die Zyklonsaison im Südpazifik an und uns steht der harte Törn nach Neuseeland bevor.  Bis Whangarei sind es 1169 Seemeilen und außer der Kälte dort unten befürchten wir in einen Weststurm zu geraten, denn dort unten werden wir uns im Bereich der Westwinde befinden.  Pudelmützen, Öljacken und Gummistiefel sind schon gekauft.  Sobald wir Lipings Visum haben und der Wetterbericht gut ist, wird es los gehen.  Irgendwann soll das Schiff im "NORSAND Boat Yard" aus dem Wasser und wir planen sowohl Weihnachten als auch die Goldene Hochzeit meiner Eltern am 23. Januar 2009 in Flensburg zu verbringen.  Irgendwann geht es dann weiter mit unserer Weltumseglung; höchstwahrscheinlich über den Indischen Ozean nach Südafrika und dann über den Atlantik zurück in die Karibik.  Wir sind jetzt schon gespannt, was die nächsten Jahre alles bringen werden. 
 
--
Holger Jacobsen
S/V DHARMA BUM III
YACHT-IN-TRANSIT
Port Vila, Vanuatu 

Tuesday, June 24, 2008

Wo auch immer Du hingehst - Du bleibst immer Du selbst!

Freitag, der 16. Mai 2008
Mauri, mauri!                                                           
 
Im Internet habe ich endlich gefunden, was ich schon seit sehr langer Zeit suche - und zwar in Deutschland.  Dr. Henning Umland aus Buchholz stellt auf seiner Website http://www.celnav.de/ nicht nur Java- sondern auch DOS-Programme für die astronomische Navigation zur Verfügung, und ansonsten im Prinzip eigentlich alles was man für die Navigation so braucht (außer natürlich einem Sextanten, einer Stoppuhr und einem Transistorradio).  Selbst auf eine Seekarte aus Papier kann man so verzichten, denn ein kleines Java-Programm berechnet, was man früher nur mit Bleistift, Zirkel & zwei Kursdreiecken auf der Seekarte berechnen konnte.  Ganz große Klasse!  Damit kann wirklich jedermann ohne GPS seine Position bestimmen, zumal die Programme auch  laufen wenn man nicht am Netz ist.  Doch damit nicht genug.  Er hat auch noch ein Buch über sein Hobby geschrieben, welches er ebenfalls umsonst zur Verfügung stellt.
 
Dort habe ich auch einen Link zum "Nautical Almanac Office" des "U.S. Naval Observatory" gefunden, wo ein Nautisches Jahrbuch in Form eines DOS-Programms (Interactive Computer Ephemeris - ICE) zur Verfügung gestellt wird.  Gültig für die nächsten 250 Jahre!!!  (Ich begreife allerdings nicht so recht, wie das machbar ist, denn einer der Parameter, Delta T, ist zwar meßbar, kann aber nicht wirklich vorausberechnet werden.)
 
Heute morgen rief der Neuseeländische Botschafter Craig an, denn morgen ist Hochsee-Sportfischerwettbewerb.  Er hat mich eingeladen mitzukommen, denn er hat ja ein schnelles Alu-Motorboot.  Es wird noch im Dunklen losgehen, so daß ich heute nacht kaum schlafen werde.  Craig meinte, daß Hochwasser um drei Uhr wäre, aber mein Tidenprogramm  WXtide32 sagt, daß der  höchste Stand der Tide erst um 15:45 Uhr sein wird.  Das ist wichtig, weil wir nicht durch den Paß wollen, sondern durch ein kleines Loch im Außenriff.  Nun, wir werden es erleben.  Sicherheitshalber werde ich ordentlich Wasser mitnehmen.   Craig wird mich hier abholen, denn so früh fahren natürlich noch keine Busse.  Meine beiden Mädels werden den Tag hier an Bord verbringen.
 
Gleich werde ich mich wieder um meine kleine Brauerei kümmern, wobei ich dieses Mal die Verhältnisse der Zutaten ändern werde.  Mir gefällt die Starkbiermischung (doppelte Menge Zucker) nicht, die Kaspar von CELUANN mir empfohlen hat & so werde ich es erstmalig mit der normalen Mischung (1 kg Zucker) versuchen, die von der Löwenbrauerei in Neuseeland empfohlen wird (statt 23 werde ich allerdings wieder 25 Liter Wasser verwenden).  Die Jungs in Majuro nehmen etwa 40% mehr, was dann mein nächster Versuch werden wird.
 
Sonntag, der 18. Mai 2008
 
Freitag ging es gegen Mitternacht ins Bett, doch ich war trotzdem schon um 4:45 Uhr wieder wach.  Ich habe das Beiboot zu Wasser gelassen, eine Banane verdrückt und schon ging es los.  Obwohl es stockdunkel war, fuhren doch schon die ersten Boote raus, um zu fischen.  Normalerweise sind drei Leute in einem Boot & obwohl Benzin ausgesprochen teuer ist, so können die Fischer - ihre eigene Zeit und Arbeit *nicht* mitgerechnet - ihren finanziellen Einsatz verdoppeln oder verdreifachen.
 
Botschafter Craig & I-Kiribati Mac hatten das Boot schon zu Wasser gelassen.  Nach nur wenigen Minuten ging es also durch die Beiboot-Passage, wo nur wenige Zentimeter Wassertiefe herrschten.  Der 175 PS 6-Zylinder Yamaha Außenborder kratzte ein paar Mal über den Grund, aber trotzdem schafften wir es.  So gerade eben...
 
Kaum waren wir vor dem Außenriff, wurde Craig seekrank & blieb es auch, solange wir draußen waren.  Mac war der Meinung, daß die großen Köder, Ruten & Rollen (kostet 2000 Taler, so eine Rolle!) nicht angebracht wären und gab mir eine Handleine.  Dicke Angelsehne, ein Doppelhaken & ein Gummi-Tintenfisch.  Schon bald hatte er den ersten Skipjack-Thunfisch (Euthynnus pelamis oder Katsuwonus pelamis) an Bord und um 8:00 Uhr fing ich meinen ersten.  Der zweite folgte gegen 8:40 Uhr, aber der war so stark, daß er mir mit der Angelsehne den linken kleinen Finger zerschnitt.  Trotzdem bekamen wir ihn an Bord.  Insgesamt fingen wir vier Stück.
 
Gegen Mittag hatte Craig die Nase voll & halbwegs auf dem Weg zum Maiana Atoll drehten wir um & fuhren zurück nach Tarawa.  Obwohl noch längst kein Hochwasser war, kamen wir trotzdem durch die Passage, wo eine sehr starke Strömung stand.
 
Wir zogen das Boot auf den Trailer & fuhren zu Craig nach Hause.  Ich suchte mir den kleinsten Thunfisch aus, Craig nahm nur ein paar Filets, während Mac den Rest bekam.  Der größte Fisch sollte um 17:00 Uhr gewogen werden - vielleicht war er ja ein paar Punkte wert.  Kurze Zeit später war ich wieder an Bord, wo mich Aurora Ulani schon sehnsüchtig erwartete, denn sie hatte mich am abend vorher & natürlich am frühen morgen nicht gesehen.  Liping berichtete, daß unser kleiner König Kalle Wirsch das UHF-Radio haben wollte, um mich sofort zurückzuordern.
 
Liping hat vier Filets herausgeschnitten und den Rest über Bord geworfen.  Also gab es erst einmal rohen Thunfisch als Sashimi mit dem grünen Meerrettichsenf Wasabi.  Irgend etwas haben wir allerdings verkehrt gemacht, denn es schmeckte längst nicht so gut wie bei Johnny & Anton.
 
Plötzlich bekam Aurora hohes Fieber & wurde krank.  Also durfte sie bei Mama im Bett schlafen, während ich noch ein wenig gelesen habe.
 
Heute hat Liping den restlichen Thunfisch zu Frikadellen verarbeitet (wobei sie einfach das Fleisch ersetzt hat), aber auch diese schmeckten nicht so gut, wie wir es erhofft hatten.  Der gute Dijon-Senf half immerhin ein wenig.  Derweil warf ich mein Tidenprogramm an (wxtide32 -tz 12:00 -24 -graph), denn demnächst ist ja Vollmond.  (Dienstag 20.5.2008 Vollmond Sonnenaufgang 6:19, Sonnenuntergang 18:30 Monduntergang 6:01, Mondaufgang 18:31 Hochwasser: 4:28 1,91 m Niedrigwasser: 10:47 0,24 m Hochwasser: 16:42 1,60 m Niedrigwasser: 22:35 0,26 m)
 
Ich bin am Überlegen zu Bikeman Island (N 1° 22.90'  E 172° 59.70') zu fahren, um DHARMA BUM III  dort trocken fallen zu lassen.  Ich habe ja noch das Wasser im Saildrive, welches ich woanders nicht selbst repariert bekomme.   Ich habe zwar Muffe, das etwas schief geht, aber vielleicht sollte ich es trotzdem versuchen.
 
Dumm ist natürlich, daß die größte Tidendifferenz des nachts stattfindet.  Gleich werde ich mir noch einmal durchlesen was Mike Fallis dazu geschrieben hat & vielleicht fahre ich nachher noch einmal bei Tom auf VANESSA vorbei, der ähnliches dort schon einmal durchexerziert hat.
 
Montag, der 19. Mai 2008
Latitude: 01°23.05'N Longitude: 172°59.10'E
 
Gestern abend sprang der sehr leichte Wind nach Westen um, was er bis jetzt noch *nie* getan hat.  Das Resultat war eine Nacht voller Alpträume, denn so ziemlich das Schlimmste was hier passieren kann, ist ein Weststurm.  Tom hat so etwas schon einmal mitgemacht, denn er segelt ja schon seit 11 Jahren in dieser Gegend.  Als er merkte, was los war, konnte er nicht mehr durch die Passage ins offene Meer & hat also hinter Bikeman Island geankert.  Dort kachelte es dann drei Tage mit bis zu 50 Knoten.  Übrigens bemerkte ich heute morgen ein weiteres Schiff auf dem Riff & Tom bestätigte, daß es erst vor wenigen Wochen dort drauf gebrummt ist.  Die Ankerkette hatte nicht gehalten & dann war es auch schon zu spät.  Totalschaden.
 
Er riet mir es mit Bikeman Island zu versuchen, so daß wir zum höchsten Stand der Sonne (war leider total bewölkt) dort durch die Korallenköpfe schlängeln können.  Jetzt haben wir dort geankert, die kleine Insel erkundet und vor allem erforscht, wo wir morgen unser Boot auf den Strand setzten können.  Es gibt zwei geeignete Stellen, wobei der Wind bestimmen wird, wo wir es versuchen werden.  Zur Zeit ist er immer noch sehr schwach und kommt aus Westen.  Man kann uns hier übrigens telefonisch erreichen, was ich immer wieder erstaunlich finde.  So, jetzt muß ich aufhören, denn der Strom wird knapp.
 
Donnerstag, der 22. Mai 2008
Latitude: 01°21.92'N  Longitude: 172°55.81'E 
 
Am 20. Mai klingelte unser Wecker um 5:30 Uhr.  Schon kurze Zeit später warf ich die beiden Maschinen an, holte den Anker hoch & los ging es in Richtung Bikeman Island.  Um 7:20 Uhr saßen wir auf Grund (70 cm Wasser war auf dem Echolot zu lesen), Sand mit Korallen.  Einige Minuten lang knirschte es ganz fürchterlich, doch dann konnten die kleinen Wellen unser Gewicht nicht mehr bewegen.  Ich schnappte meine Taucherbrille und sprang ins Wasser, was mir nur noch bis zum Hintern stand. 
 
Während ich mich mit den Saildrive abgab, kratzte Liping die Rümpfe sauber.  Leider fiel das Wasser aber nicht tief genug & außerdem war die Imbusschraube, welche die Schraube hält, bombenfest korrodiert.  Ich bekam sie absolut nicht los und habe sie eventuell sogar ruiniert.  Sehen konnte ich nicht viel, denn unter Wasser kann ich ja keine Brille aufsetzen.  Also blieb uns nur noch, das Boot sowohl unter als auch über der Wasserlinie gründlich zu reinigen.  Nun müssen wir irgendwo komplett aus dem Wasser & zwar dort, wo es vernünftige Mechaniker gibt.  Das wird sehr schwierig und/oder teuer werden.  Der Taiwan-Gesandte & Stellvertreter des Botschafters Wallace rief an, um uns zum Hash und anschließendem Essen einzuladen. 
 
Nachmittags zog ich mich per Hand am Heckanker in tieferes Wasser und kurz vor 17:00 Uhr ankerten wir wieder in Betio.  Waren natürlich beide total K.O. und außerdem wurde Aurora wieder richtig krank.  Ich hätte sie wohl doch nicht so lange unter dem Boot im flachen Wasser spielen lassen dürfen. 
 
Am nächsten Tag hatte sie wieder hohes Fieber, hustete andauernd & natürlich war die Nase ebenfalls dicht.  Sie blieb fast den ganzen Tag im Bett, während ich erst die Pumpe für die Dusche geinstet habe & dann im Maschinenraum war.  Dort galt es erst einmal die Lichtmaschine auszubauen, denn der Keilriemen scheuerte an einem Bolzen, den Henry von RARE EARTH dort eingebaut hatte.  außerdem hatte er ihn auch noch überdreht, so daß ich ihn durch einen anderen ersetzen mußte.  Jetzt ist ein neuer Keilriemen drin & scheuern tut er auch nicht mehr.  Weiter ging es mit der Säuberung der Bilge, was eine unglaubliche Sauerei ist.  Ging aber nicht anders, denn ich wollte ja das Schwimmerschalter und Bilgepumpenproblem ein für alle Mal lösen & dazu muß man gut sehen können.  Natürlich fiel mir erst einmal meine neue Leselampe in die Bilge und als ich später eine zweite Lampe extra in einer ZipLock-Plastiktüte mit in die Höhle nahm, da platzte diese Tüte und die Lampe fiel ebenfalls heraus.  Irgendwann habe ich aber doch alles geregelt bekommen und machte mich an die Elektrik, die auf Bikeman Island angefangen hatte zu spinnen. 
 
Der Grund war sofort klar.  An einem Batteriekabel hatte sich die große Kupferklampe komplett in Kupfersulfat verwandelt.  Die Klampe war gar nicht mehr vorhanden und also bestand unsere Hausbank statt aus sechs Batterien, nur mehr aus vier.  Wenn ich mir ein Kabel machen lasse, werde ich es nicht mehr durchziehen können, da die Klampen nicht durch die Löcher passen.  Also muß das an Bord geschehen.  Nur wie?  Erst einmal habe ich ein Starthilfekabel benutzt, um die Verbindung wiederherzustellen.  Dann habe ich insgesamt eine Gallone (3,78 l) destilliertes Wasser in die sechs Batterien geschüttet.  So viel Wasser haben die sonst noch nie verbraucht.  Zu guter Letzt habe ich noch die beiden Maschinen gewartet, wobei ich leider feststellen mußte, daß ich noch mehr Wasser im Saildrive hatte, als vorher.  Den Rest des Abends habe ich als Zombie im Cockpit verbracht.
 
Donnerstag, der 22. Mai 2008
01°21.92'N  172°55.81'E 
 
Heute bekam ich eine Antwort von Lee Sails in Hong Kong.  Ich war recht erstaunt, daß sie für unsere große Rollgenua nur 1400 Dollar haben wollen.  Eine *gebrauchte* aus Amiland, die nur noch etwa die Hälfte ihres Lebens in sich hat, kostet nämlich fast 2000 Dollar.  Was ich auch recht verwunderlich fand, ist die Tatsache, daß es billiger ist das schwere & große Segel mit FedEx per Luftfracht ($245) zu schicken als es per Schiff kommen zu lassen. Auf jeden Fall habe ich nun ein neues Segel bestellt.  Es wird etwa acht Wochen dauern, bis dieses fertig ist & dann noch einmal fünf bis sieben Tage, bis es in Majuro ankommt.  So gegen den 24. Juli sollte es dort sein.  Nun werde ich noch einmal mindestens ebenso tief in die Tasche greifen müssen, um neues laufendes Gut zu bestellen, denn meines ist echt um.  Einfach zu viel UV Strahlung, da der Kram ja permanent der Tropensonne ausgesetzt ist.  Zu guter Letzt dann noch die Reparatur des Saildrives - nur wo & wie diese stattfinden soll, steht noch in den Sternen. 
 
Wir wollten gerade wieder zurück an Bord, als Hong aus Bairiki zurück kam & uns zum Essen in seinem Wishing Star Restaurant einlud.  Der Mann arbeitet echt fast nur.  Wir haben ihm zwei Liter selbst gebrautes Bier, sowie einen Laib selbst gebackenes Brot geschenkt.  Die kupfernen Kabelenden kann man laut Hong hier gar nicht kaufen & so werde ich diese Reparatur wohl erst in Majuro angehen können. Ist aber nicht so schlimm, denn ein anderes Kabel tut es so lange auch. 
 
Aurora ist nach wie vor erkältet & auch Hong krebst seit über einer Woche mit einer ähnlichen Geschichte herum.  Trotzdem kam er hier mit einem Aluminiumbeiboot vorbei, um sich unser Boot anzusehen.  Er meinte unser "Turm" wäre ja ganz schön hoch, was ihm letztes Mal gar nicht aufgefallen sei. 
 
Freitag, der 23. Mai 2008 
 
Beim Frühstück rief Wallace an, um uns für heute abend zum Dinner in "Aboy's Kitchen" einzuladen.  Das warf erst einmal wieder die ganze Planung durcheinander, denn heute ist hier Zahltag & so gibt es nach 17:00 Uhr auf viele Dinge 50% Rabatt, so daß Liping eigentlich die Gelegenheit nutzen wollte, um unseren Proviant aufzustocken.  Ich selbst war bis um 14:30 Uhr damit beschäftigt meine Brauereiutensilien zu sterilisieren und 25 Liter "Lion Draught" in Flaschen abzufüllen.  Jetzt habe ich nur noch große
2l-Flaschen, die ich nur höchst ungern benutze, da ich sie im Kühlschrank nicht hinstellen kann, was zur Folge hat, daß sich die Hefe nicht vernünftig am Boden absetzen kann.  Ich muß also warten, bis ich wieder 25 1l-Flaschen gesammelt habe.  Und auf See will ich sowieso nichts mit diesem Job zu tun haben. 
 
Somit haben wir insgesamt wieder 56 l "Homebrew" (selbst gebrautes) an Bord, was wohl erst einmal langen sollte.  "Normales" Bier haben wir überhaupt keines mehr, denn die Preise sind zu absurd.  Auch "normales" Brot haben wir keines, denn die Jungs hier kippen immer abartig viel Zucker in ihren Teig, daß das Brot dermaßen süß wird, daß man es nur mit ganz bestimmten Sachen essen kann.  Sonst schmeckt es nicht.  Also backt Liping lieber selber, wobei in letzter Zeit immer eine Handvoll Sonnenblumenkerne mit dazu gehört.  Auch mit ihrer ursprünglichen Joghurtkultur ist sie seit etlichen Monaten erfolgreich, aber irgendwann werden uns die Bakterien doch einen Strich durch die Rechnung machen.  Das gute an dieser Geschichte ist, daß man dazu außer der Kultur selbst ausschließlich Milchpulver und Wasser braucht. 
 
Nebenbei habe ich mir auf meinem 30-Dollar-MP3-Spieler die CD von Dr. med. Hannes Lindemann in Sachen "Autogenes Training" angehört & zwar gleich mehrmals.  Ich habe doch schon so einiges vergessen in dieser Richtung.  Außerdem habe ich das Gefühl, daß die Frau, welche es mir 1977 in Tarp beigebracht hatte, nicht so ganz den ursprünglichen Vorschlägen gefolgt ist. 
 
Jetzt schläft unser kleiner Zwerg.  Sie hustet zwar immer noch, ist aber ansonsten auf dem Wege der Besserung.  Gestern war sie überhaupt den ganzen Tag ganz uncharakteristisch lieb, so daß wir schon dachten, daß sie nun richtig krank wird.  ;-)))  Heute hat sie die 70. von insgesamt 160 Lektionen absolviert, da wir erst am 9. März mit dem Unterricht angefangen haben.  Und manchmal klappt es natürlich auch nicht mit dem Unterricht, z.B. wenn wir segeln, sie seekrank ist, wir beide am Boot arbeiten müssen oder sonst etwas besonderes anliegt.  Sie hat nach wie vor großen Spaß an der Sache & schafft alles spielend, obwohl Englisch ja nicht gerade ihre Muttersprache ist.  Wir sind ganz froh, daß es so ist & hoffen, daß es noch einige Zeit so bleibt.  Wenn wir nicht ganz großes Glück haben & sie auch in dieser Richtung nach Liping schlägt, dann wird sie wohl irgendwann die Nase voll haben. 
 
Und Liping & ich sind uns einig, daß sie entweder auf ein vernünftiges Gymnasium oder eine gute "Senior High School" gehen muß, ob ihr das nun in den Kram paßt oder nicht.  Wir halten beide nicht so viel davon den jungen Kindern selbst eine so ausgesprochen wichtige Entscheidung zu überlassen.  (O-Ton Liping: "Ein typisch chinesischer Gedankengang.")  Das sehen viele Leute natürlich ganz anders & ich muß mich bei solchen Gesprächen immer am Riemen reißen und möglichst versuchen den Mund zu halten.  Gar nicht so einfach!  <Grins> 
 
Sonntag, der 25. Mai 2008 
 
Gestern habe ich einmal Pause gemacht.  Wenn ich daran denke, daß andere Leute jeden Sonntag frei haben, dann kann ich richtig neidisch werden.  ;-)))  Abends haben wir den Film von Wolf & Doris von NOMAD angeschaut, den wir von ihnen geschenkt bekommen hatten http://www.yacht.de/schenk/who/who31.html & http://www.seenomaden.at .  Draußen kachelte es mal wieder ordentlich, so daß wir mehr als genug Strom hatten. Leider war Aurora total übermüdet, so daß wir mittendrin abbrechen mußten.  Obwohl der Film sehr professionell gemacht ist, wundert es uns im Prinzip nicht, daß das Fernsehen in Österreich ihn nicht ausgestrahlt hat.  Es ist fast genauso, wie mit unserem Buch "Destination Paradise".  Alles ist sehr realistisch, eben so wie es im Leben eines Yachties tatsächlich zugeht.  Auch die Bilder sind faszinierend.  Doch Liping bemerkte sogleich:  "Wer will denn so ein hartes Leben mitmachen?"  Es sind einfach nicht genug positive Aspekte dabei und gerade diese sind nötig, um jemanden der von so einem Leben träumt diesen Film wirklich schmackhaft zu machen.
 
Freitag, der 30. Mai 2008
01°21.92'N  172°55.81'E
 
Ich bin bei Ah Hong geblieben, wo meine beiden Mädels dann später auch eintrudelten.  Dabei habe ich dann auch den Innenminister kennengelernt, der ein Jahr jünger ist als ich.  Wenn er nicht gerade Minister spielt, dann kümmert er sich um eine kleine Flotte von winzigen Fischerbooten.  Die Fische verkauft er an Hong und andere Restaurants.
 
Ah Hong selbst litt immer noch unter Dengue-Fieber, von dem es hier gerade eine kleine Epidemie gibt.  Die Berichte der Zeitungen, der Kiwi- und der Taiwan-Botschaft klaffen allerdings ganz schön weit auseinander, so daß niemand so richtig weiß, was denn nun Sache ist.
 
Mein Batterie hat sich leider nicht wieder erholt und große 6-Volt Batterien gibt es hier ebensowenig zu kaufen wie in Majuro.  Nun ist guter Rat teuer, denn einfliegen lassen kann man Batterien auch nicht.  Es geht allerhöchstens per Schiff & das dauert natürlich ewig und drei Tage.
 
Mittwoch war ich ganz kurz im Internet & habe ansonsten alle möglichen Sachen eingekauft.  Abends ging es ein weiteres Mal an Land, denn ich wollte mich von Mei Songping verabschieden und ihm außerdem eine Flasche japanischen Sake sowie zwei Liter Holg-Bier schenken.  Das zog sich alles in die Länge, denn dort traf ich einen ehemaligen I-Kiribati Kapitän von Hamburg-Süd, der ein Jahr jünger als ich & inzwischen "Shipping Manager" ist.  Er möchte allerdings lieber wieder zur See fahren und hat außerdem großes Interesse an der astronomischen Navigation, natürlich hauptsächlich als Hobby.  Der Ingenieur von Ah Hongs Schiff lud uns dann noch zu sich an Bord zum Essen ein, so daß ich erst sehr spät wieder an den Laden kam.
 
Gestern habe ich mich hauptsächlich mit Aurora beschäftigt.  Inzwischen hat sie "Blauköpfchen" aus meinem alten Buch "Kleine Vogelgeschichten" komplett auswendig gelernt, wobei sie aber doch ziemliche Probleme mit der deutschen Grammatik hat.  Ein Chinesisches Buch hat sie schon vorher auswendig gelernt & kann das ganze Buch fehlerfrei (mit richtiger Betonung & allem Drum und Dran) aufsagen, wobei sie so tut als ob sie liest.  Natürlich weiß sie auch, wo im Buch sie gerade ist, so daß sie einen Uneingeweihten vielleicht hereinlegen könnte.  Dafür kann sie immer noch keinen Ball fangen, vernünftig springen, Rad fahren oder Schwimmen.  Erinnert mich irgendwie an die "große" Aurora (die allerdings eine ausgesprochen kurze Person ist ;-).
 
Heute abend geht es noch ein letztes Mal zu Huang Jianhong.  Er wird uns um 18:30 Uhr bei Mei Songping abholen, damit wir zusammen essen können.  Nebenbei werde ich mir dann das Wetter holen, ein paar Sachen im Internet checken und vielleicht einen neuen TO-Standerschein beantragen.
 
Samstag, der 7. Juni 2008
Jokwe!                                                           
 
Am 1. Juni kurz vor Mittag liefen wir also aus Tarawa aus & ausnahmsweise war das Wetter einmal gut.  Es gab nur schwache Winde und so schaukelten wir langsam am Abaiang Atoll vorbei.  Keiner von uns war seekrank und auch ein paar Regenböen konnten unsere Laune nicht dämpfen.  Da es am nächsten Tag immer noch recht angenehm war & der Wind erfreulich aufgefrischt hatte, dachte ich daran die große Angel auszubringen, welche Anton deBrum mir geschenkt hatte.  Das sollte ich allerdings später bitter bereuen.  Als nämlich unser Autopilot mal wieder einmal verrückt spielte, verfing sich die extra dicke Angelsehne im Ruder.  So dachte ich zumindest.
 
Es saß bombenfest & ließ sich überhaupt gar nicht mehr bewegen.  Auch mit dem Bootshaken ließ sich nichts machen & ich überlegte schon die Sehne durchzuschneiden, entschied mich dann aber dagegen, da ich mir nicht eventuell noch größeren Ärger einhandeln wollte.  Also blieb mir nur noch eines, worauf ich allerdings überhaupt gar keinen Bock hatte, zumal die Wellen schon eine bedrohliche Höhe erreicht hatten.
 
Die Segel mußten runter & ich durfte mit einem sehr scharfen Tauchermesser bewaffnet über Bord springen.  Das Wasser war klar wie Luft!  Natürlich mußte ich andauernd an den Film "Der Weiße Hai" denken, aber glücklicherweise sah ich nur eine Schule winziger Fische zwischen unseren Rümpfen herumschweben.  Und natürlich die blöde Angelsehne, die sich gleich in beiden Schrauben total vertüddelt hatte.  Wenn ich die Maschinen angeworfen hätte, wäre der ganze Mist geschmolzen & ich hätte richtigen Spaß gehabt.  Es dauerte eine ganze Weile, bis ich die Dinger aus den Schrauben raus hatte, aber irgendwann klappte es dann doch.  Entwirrt habe ich das Ganze allerdings bis heute noch nicht.
 
Das Wetter blieb auch am nächsten Tag recht angenehm, aber da der Wind aus NNO kam, krachte es gewaltig & Aurora Ulani wurde seekrank.  Strom hatten wir allerdings mehr als genug, denn der Windgenerator alleine brachte viele Ampere.  Nur komisch, daß der Kühlschrank immer mehr verbrauchen wollte, was er sonst nur tut, wenn die Spannung fällt.  Und so richtig kühlen wollte er auch nicht mehr.  Wird wohl auch demnächst auf der Strecke bleiben...
 
Erstaunlicherweise standen wir schon nach drei Tagen in der Nähe des Majuro Atolls, wobei es klar wurde, daß wir kreuzen sowie um die andere Seite herum mußten, da wir zu weit im Westen gelandet waren.  Lag natürlich an den vorherrschenden Winden aus NNO.  Als wir an Laura (wo die Taiwan Farm ist) vorbeigekreuzt waren, übernahm Liping die Wache & ich kroch ziemlich müde in meine Falle.
 
Dort blieb ich allerdings nicht lange, denn kurz nachdem ich eingeschlafen war, fiel eine kräftige Sturmbö über uns her, was besonders in der Nähe eines Riffs eher unangenehm ist.  Wir hantierten eine Weile mit den Segeln herum, beschlossen dann allerdings, diese komplett zu streichen, da wir eh nicht bei Dunkelheit durch eine Passage fahren.
 
Am nächsten Morgen sah der Himmel immer noch sehr merkwürdig aus, aber wir fuhren trotzdem in die Passage ein.  Und natürlich - es sind ja schließlich wir, die da herumgondeln - ging die Sch...ietwetterphase gleich wieder los.  Es blies in den Spitzen mit 45 Knoten genau gegenan, wozu noch eine starke Tidenströmung kam.  Die Segel hatte ich sofort runter geholt & die beiden Volvos liefen mit recht hohen Drehzahlen.  Sehen konnte man gar nichts mehr - es flog einfach zu viel Wasser durch die Luft.  Was aber viel schlimmer war, konnte man am GPS-Chartplotter ablesen:  Wir kamen nicht dagegen an!  Also Taucherbrille auf und in die Gischt spähen.
 
Was soll ich sagen...  Der Mist dauerte Stunden & ich merkte schon, daß ich obendrein noch krank wurde.  Fieber, Durchfall, Schluckbeschwerden, Kopf- & Gliederschmerzen und irgendwann fror ich dazu noch ganz erbärmlich.  Als das Wetter auf normalen Starkwind abgeflaut war, mußte Liping mich ablösen, so daß ich in die Koje kriechen konnte.  Ich blieb dort etwa eine Stunde liegen, wurde aber trotz dreier Becher heißer Hühnerbrühe nicht wieder warm.  Da rief ich dann den alten Wasserschutzpolizisten Jerry von der PO'O INAROA an, damit er mir vielleicht bei der Aufnahme der Muring ein bißchen zur Hand gehen könnte.
 
Das tat er dann auch & sagte, mir daß er schon gewußt habe, daß DHARMA BUM III wiederkommt, denn so besch...eidenes Wetter hätten sie die ganze Zeit über nicht gehabt.  Die Front sei ganz offensichtlich meine Schuld.  Er besah sich die aus den Entwässerungslöchern herabhängende Ankerkette, die zerfetzten Trampoline und den viel zu tief im Wasser liegenden Bug & meinte, daß ich in der nächsten Zeit wohl genug zum Spielen hätte.  Von der kaputten Batterie, dem zerfressenen Batteriekabel, dem Wasser im Saildrive und den anderen Sachen wußte Jerry natürlich nichts.
 
Kaum lagen wir an der Boje, so krochen wir allesamt ins Bett.  
 
Am nächsten Tag war ich zwar immer noch recht unfit, aber immerhin hatte ich kein Fieber mehr.  Also ging es los zum Zoll, wo ich Taiwan-Jenny traf, die mir ein paar M'Bazang schenkte und uns für Sonntag zum Drachenbootfest im Uliga Restaurant einlud.  Fast alle Taiwanesen auf Majuro werden dort erwartet.  Glücklicherweise hatte ich genug Geld mit, denn in der Zwischenzeit waren die Taxipreise von 80¢ auf einen Dollar gestiegen.  Der Reis ist inzwischen fast doppelt so teuer wie beim letzten Mal!  Bei der Einwanderungsbehörde erstaunten mich die Jungs, da sie uns 90 Tage Aufenthalt gewährten, was ich natürlich ganz große Klasse fand.
 
Weiter ging es zur Post, wo ich ein Paket mit Schulbüchern aus dem Klett-Verlag und ähnlichen von meiner Freundin Anke Melzer aus Leipzig vorfand.  Sie hatte es vor vier Monaten in D-Land per DHL-Luftpost aufgegeben!!!  Und leider mußte ich feststellen, daß sie wesentlich schlechter als die der Calvert-Schule sind.  Zwar schön bunt und auch sehr interessant, doch das Prädikat "pädagogisch wertvoll" haben sie nicht verdient.  Alles ist kreuz und quer durcheinander, die Beispiele sind schlecht gewählt, auf Übereinstimmung mit Ausspracheregeln wurde nicht geachtet - die Liste ist endlos.  Ich muß sagen, daß ich tatsächlich ein wenig geschockt bin.
 
Anschließend habe ich mein Handy-Konto wieder aufgefüllt & mich daran gemacht etwa 1.134 Liter Wasser aus dem rechten Vorderabteil abzupumpen.  Das dauerte trotz eine elektrischen Bilgepumpe vierzig Minuten.  Und der Grund?  Zum einen ein zu dünnes Kabel am Schwimmerschalter von der Firma Rule.  Zum anderen ein Designfehler, denn langsam wird es klar, daß entweder die Durchlässe viel höher liegen müßten oder aber zusätzlich zum Schwanenhals ein Ventil eingebaut werden müßte, um Wassereinbruch in diesen Mengen zu verhindern.
 
Weiter ging es zu meinem Freund Vincent Reimers, der einer der besten Mechaniker hier ist.  Er meinte mein Boot müßte bei PII aus dem Wasser, was allerdings teuer werden würde.  Wir schnackten zusammen mit Johnny Willis bis tief in die Nacht, wobei ich allerhand Neuigkeiten erfuhr.
 
Heute ging es dann zu Huang Jianhongs Bruder Huang Jianming, wo ich eine große Kiste abzuliefern hatte.  Fast hätte ich ihn übrigens verpaßt, denn er wollte mit Marshall Air nach Kiribati fliegen.  Er wartete Stundenlang auf dem Flugplatz, aber dann wurde ihm erzählt, daß die eine Stewardeß krank wäre und die Mutter der anderen gestorben wäre.  Der Flug müsse also leider abgesagt werden.  <hihi>
 
                                                       Montag, der 9. Juni 2008
 
Ich habe inzwischen zwei neue Schwimmerschalter einer anderen Firma, sowie eine weitere Extra-Bilgepumpe derselben Firma gekauft.  Außerdem habe ich ganz vergessen von einem weiteren unfreiwilligen Tauchgang zu erzählen.  Als ich nämlich das Beiboot zum Einklarieren zu Wasser lassen wollte, rutschte mir der Stöpsel für den doppelten Boden aus der Hand und versank im Wasser.  Obwohl ich sofort mit voller Montur und Brille hinterher sprang, konnte ich ihn nicht mehr erwischen.  Glücklicherweise fand ich ihn dann kurze Zeit später zwischen den Korallen.
 
Samstag bekamen wir doch keinen Besuch, denn hier pfiffen mal wieder die Böen durch die Gegend und so etwas mögen die meisten Leute - außer meinem Bruder Knud ;-))) - ja gar nicht so gerne haben.  Selbst Anton deBrum war seit drei Tagen verschollen, so daß ich mir schon anfing Sorgen zu machen.  Johnny Willis war total erkältet & auch ich habe immer noch unter diesem Unsinn zu leiden.
 
Sonntag war ich dann dran, Aurora Ulani aus den neuen Büchern vorzulesen, wobei sie gar nicht genug bekommen konnte.  Also kam das Boot wie schon so oft zu kurz.  Abends dann ein Festessen mit den Taiwanesen.  Als sie mich endlich dazu breit geschlagen hatten, eine Betelnuß zu kauen, waren die Männer ganz begeistert und schrieen:  "Jetzt bist Du *wirklich* einer von uns!!"  Auch am mega-teuren Johnny Walker kam ich nicht vorbei, obwohl Whisky ja nun überhaupt nicht mein Fall ist.  Der ehemalige Taiwan-Bundestagsabgeordnete Patrick Wang hatte meine beiden Mädels zu sich nach Hause entführt, während der Boss des Uliga-Restaurants unbedingt meine Meinung zu seinem neuen dicken Boot hören will.  Ich soll es mir demnächst angucken & ihm beibringen, wie man so ein Monster überhaupt fährt.  Von meinen Beteuerungen, daß ich davon nicht den blassesten Schimmer hätte, wollte er überhaupt gar nichts hören und so kam ich nicht darum herum ihm zu versprechen mein Bestes zu tun. 
 
Zu Hause bin ich sofort ins Bett gegangen, aber natürlich verschlimmerte sich meine Erkältung trotzdem.  Heute habe ich allen möglichen Bootskram eingekauft, nur konnte ich leider die allerwichtigsten Sachen gar nicht bekommen.  Immerhin haben wir jetzt ein stromsparendes Stroboskop-Licht, welches wir sowohl im Beiboot als auch auf DHARMA BUM III benutzen können.  Außerdem eine mobile 12 Volt Leuchtstofflampe, drei nagelneue Fender und etlichen anderen Krimskrams, den man eben an Bord so braucht.  Irgendwann war ich aber einfach zu krank (Erkältung, Durchfall, Fieber, Muskelschmerzen,...), um weiterzumachen & bin wieder nach Hause, wobei ich nebenbei noch Taxi für drei andere Boote gespielt habe.
 
Hier bemerkte ich dann, daß eines unserer UHF-Radios die Salzwasserduschen auf dem letzten Törn nicht vertragen hat & anscheinend nicht mehr vernünftig empfangen kann.  Mist!  Außerdem bekam ich wieder eine eMail von dem Manager einer Fluggesellschaft in den Philippinen, der schon seit langer Zeit an DHARMA BUM III interessiert ist.  Ich habe ihm den Zustand des Bootes genau beschrieben, aber dabei auch gleich gesagt, daß ich es trotzdem nicht weit unter Preis verkaufen werde.  Dann lasse ich es lieber in Asien reparieren, so daß ich den Originalpreis verlangen kann.  Ich habe ihn darum gebeten mir möglichst bald ein Angebot zu machen oder sich sonst zu melden.  Wenn er mir nicht lächerlich wenig bietet, werde ich ihm den Kahn verkaufen und die Sache hat sich damit erledigt.
 
Der Grund ist unter anderem die ernüchternde Feststellung, daß es nirgends auf der Welt so schön ist im Pazifik.  Eine Weiterfahrt würde immer anstrengender und dabei immer weniger lohnend werden.  Das Kap der Guten Hoffnung ist laut Karl & Libu eine saukalte Ecke, wo ein Sturm nach dem anderen angebraust kommt und auch sonst sind die Höhepunkte nach Asien eher auf der negativen Seite zu suchen.  Wozu sollen wir uns all das antun, zumal wir schon jetzt zu 100% ausgelastet sind?  Wenn der Knabe allerdings nicht genug bietet, werden wir wohl weiterfahren wie geplant, denn es ist höchst unwahrscheinlich, daß wir dort einen anderen Käufer finden.
 
Donnerstag, der 12. Juni 2008
 
Ich fand SUKA-Doug an Land, wo er gerade bei seinem alten Arbeitsplatz (die Leute hatten kein Geld mehr, um ihn zu bezahlen) eine Taucherflasche mit einem uralten Kompressor auffüllte.  Die Taucherflasche braucht er weniger zum Tauchen, als um sein marodes Beiboot mit Luft zu füllen, was per Hand immer eine sehr mühsame Angelegenheit ist.  Ich haben ihn also für US$ 15 (€ 10) pro Stunde angeheuert, um mir bei der Reparatur meines Bootes zu helfen.  Anschließend waren wir bei uns an Bord, um etliches zu besprechen. Er hat dann auch bei uns mitgegessen.
 
Ich erfuhr dann auch gleich eine wichtige Sache, die mir vorher gar nicht klar gewesen war und die wohl einer der Hauptgründe ist, warum meine Batterien andauernd kaputt gehen.  Da ich ja sechs 6-Volt Batterien zu einer 12-Volt Anlage zusammengeschlossen habe, gibt es natürlich viele Punkte, an denen man allerlei anschließen kann.  Nur sollte man das tunlichst vermeiden.  Es gibt nur genau zwei Punkte (so daß der Strom sowohl beim Laden als auch beim Entladen, durch die *gesamte* Batteriebank laufen muß), an denen man irgend etwas anschließen sollte.  Da der Strom immer den Weg des geringsten Widerstandes nimmt, werden sonst immer bestimmte Zellen überlastet und gehen dann leicht kaputt.  Ist ja eigentlich ganz logisch - nur war mir das leider bis jetzt nicht klar.
 
Am nächsten Tag war SUKA-Doug genau wie Johnny & ich krank, so daß er wohl eine Zeit lang ausfallen wird.  Also habe ich 25 Liter Coopers Dark Ale gebraut, alle Batterien mit dem Hygrometer durchgecheckt (es war so, wie ich befürchtet hatte), den Windgenerator & die Solaranlage neu verkabelt, das UHF-Radio repariert, noch mehr Wasser aus dem Mittelabteil abgepumpt & bin anschließend zu Shoreline und Johnny, denn Anton hatte bei Liping nach mir gefragt.  Anton kam allerdings gar nicht an den Laden, wohl weil der Flieger mal wieder ausgefallen und sein Vater nach wie vor bei ihm zu Besuch ist.  Ich war dann kurz nach acht im Bett.
 
Mittwoch war ich immer noch krank, so daß ich langsam anfange zu überlegen, vielleicht doch mal zum Arzt zu gehen.  Es geht ja jetzt schon über eine Woche so & komischerweise ist es früh morgens am schlimmsten, wird nach dem Frühstück ein wenig besser, zum Mittag wieder viel schlimmer und bleibt dann so.  Da ich ja nicht immer nur rumgammeln kann, habe ich trotzdem endlich die Ankerkette eingeholt, die zerfransten Taue am Trampolin abgeschnitten, die Bolzen an einer Toilette nachgezogen, beim Formosa Supermarkt Wasser geholt, sowie bei ACE Werkzeug, Materialien und Ersatzteile eingekauft.  Außerdem habe ich meine leere Propangasflasche abgegeben, die ich dann wohl irgendwann gefüllt abholen kann.  Johnny erzählte mir, daß er sich ebenfalls mit dem Gedanken trägt zum Arzt zu gehen, denn bei ihm dauert diese Erkältung schon über zwei Wochen.  Auch gestern war ich wieder um kurz nach acht in der Heia und habe mit ein paar kurzen Unterbrechungen bis morgens um sieben geschlafen, fühle mich allerdings trotzdem nicht besser.
 
Dummerweise sind alle anstehenden Arbeiten recht anstrengend und ich weiß nicht so recht, ob es nun besser ist trotzdem zu arbeiten oder aber lieber zu warten bis ich gesund bin.  Doug meinte nämlich schon, daß drei Monate kaum ausreichen würden, alles zu reparieren. (!!!)  Wir werden wohl nur die wichtigsten Sachen schaffen, zumal Doug auch noch auf WINDSWEPT arbeitet und für Carey auf SEAL taucht, um Murings zu verlegen und zu inspizieren.  Nun, wir werden es erleben.  Und Batterien kann man nur mit dem Schiff verschicken, was noch ganz besonders interessant werden wird.
 
Aurora Ulani ist total besessen von ihren diversen Schulbüchern und Unterrichtsmaterialien und will den ganzen Tag nichts anderes tun, als zu lernen.  Vielleicht ab und zu mal ein bißchen malen oder uns eine lange selbst erfundene Geschichte erzählen.  So ein Kind habe ich in meinen vielen Jahren als Lehrer noch nicht erlebt & Liping ist genau so erstaunt über unser kleines Heinzelmännchen. Wenn ich nicht da bin & Liping gerade etwas anderes arbeitet, überrascht sie Aurora manchmal dabei, wie sie ganz alleine deutsche Buchstaben, Wörter, Sätze sowie Zahlen und einfache Rechenaufgaben übt.  Auf "normales" Spielen hat sie keine große Lust und körperliche Betätigung mag sie auch nicht.  Damit steht sie in genauem Gegensatz zu den Marschallesenkindern hier, paßt aber recht gut mit den Chinesenkindern zusammen.  Komisch, daß es da so große kulturelle Unterschiede gibt.  Wenn sie malt, sind übrigens außer uns alle Leute immer tiefbraun bis schwarz, wie sie es ja auch tatsächlich auf diesen Inseln sind.  Das wird gar nicht groß kommentiert, weil es so selbstverständlich ist.
Sonnabend, der 14. Juni 2008
 
Donnerstag bemerkte Johnny, daß er überall auf den Beinen rote Punkte bekam - genau wie es Ah Hong in Kiribati ergangen war.  Dort hatte der Arzt Dengue Fieber diagnostiziert, bei dem man allerdings einzig und allein die Symptome abmildern kann.  Johnny hatte es in Nauru schon zwei Mal gehabt & meinte, es wäre anders.  Zum Arzt ist er dann auch nicht gewesen.  Ich war wieder gegen 20:30 Uhr im Bett, wie bis jetzt fast jeden Tag.
 
Freitag war ich tagsüber immer noch recht unfit, so daß ich es gerade mal geschafft habe Aurora ein wenig vorzulesen als auch ein paar ganz winzige Kleinigkeiten zu erledigen.  Nun ist unser 132 Liter Zusatztank an Steuerbord wieder randvoll mit Regenwasser. Reicht bei unserem Verbrauch für etwa 13 Tage, da wir bei jedem Regen zusätzliches Trinkwasser auffangen, welches wir nicht mit Bleiche versetzen und gleich in 5 Liter Trinkwasserflaschen abfüllen.  Dieses Wasser trinken wir dann so wie es ist & benutzen es auch zum Bier brauen.  Ansonsten hatten wir seit dem 17. April kein Wasser mehr gebunkert & das Wasser aus Haupttank und einem Zusatztank (insgesamt 510 Liter) ist immer noch nicht alle.  Wenn ich mich nicht verrechnet habe, bedeutet dieses, daß wir mit drei Leuten pro Tag weniger als neun Liter Wasser verbrauchen.
 
Nach Feierabend habe ich dann Johnny, seinen Freund Padonk (?) aus den Philippinen und dessen Assistenten abgeholt.  Padonk arbeitet ebenfalls für Robert Reimers Enterprises (RRE), wie auch Vincent, Michael, Johnny, Geoff und viele andere hier.  Er ist der Spezialist für Kühlanlagen & wollte mal erforschen woran es liegen könnte, warum mein Teil auf einmal so viel Strom verbraucht und trotzdem nicht so recht kalt wird.  Anfangs gab es ein wenig Streß, da wir das fest eingebaute Teil nicht heraus bekamen, aber zum Glück war das dann gar nicht nötig.  Padonk besah sich die Kühlfläche und bemerkte, daß sie von vorne bis hinten überall vereist wäre.  Genug Kühlmittel müßte ich also haben, meinte er.  Dann bemerkte er die große Hitze, die sich hinter dem Kühlschrank staute & meinte, daß die Ursache hier zu suchen wäre.  Der Kondensator sei total überhitzt.  Nur eine Minute später hatte er einen kaputten Ventilator ausfindig gemacht, der noch nicht einmal angeschlossen war.  Entweder sind daran die starken Vibrationen schuld, oder aber er war noch nie vernünftig angeschlossen, seit ich das Boot habe.  Auf jeden Fall haben wir die Verschalung abgebaut, was dann auch bald Besserung brachte.  Nun warte ich auf einen neuen 12 Volt Ventilator (wie sie auch in Computern benutzt werden), den Johnny mir organisieren wird.  Für seine Hilfe schenke ich Johnny meine letzte große Kavawurzel & ansonsten tranken wir mein ganzes kaltes Homebrew aus.  Padonk und sein Gehilfe lehnten nämlich jedwede Bezahlung ab.  Sie fanden es Klasse mal auf einer richtigen Yacht im Cockpit zu sitzen und dort ihr Bier zu schlürfen.
 
Ich brachte die ganze Bande wieder zurück an Land, wo ich Anton und Vincent traf.  Anton schlug mir vor mich von einem Kumpel an Land stellen zu lassen, statt mein Geld wieder PII in den Rachen zu schmeißen.  Auch Vincent hielt das für eine gute Idee, denn er glaubt nicht, daß es zwischen Ebbe & Flut zu machen ist, da Loktite benutzt wurde und der Mist außerdem stark korrodiert ist. Vincent wird das für mich regeln.  Doug ist inzwischen wieder gesund, aber dafür ist nun seine Frau krank.  Wenn sie wieder auf dem Damm ist, wird sie sich den Überzug für unser Beiboot als auch das Bimini vorknöpfen.  Doug selber scheint allerdings kaum Zeit für mich zu haben, denn er hat sich hier noch nicht wieder blicken lassen.
Montag, der 16. Juni 2008
 
Über das Wochenende habe ich den neuen Ventilator von Johnny hinter dem Kühlschrank eingebaut, aber leider scheint das nichts zu bringen.  Der Stromverbrauch geht natürlich nach oben, da diese Lüftung ja auch ein wenig Saft benötigt, aber so wie vorher will es trotzdem nicht werden.  Hmmm... Auch im Maschinenraum kann man keine deutlichen Fortschritte bemerken, obwohl ich das dicke Kabel mit einer neuen Klemme (dank Nicopress) und die Batterie mit einem neuen Anschluß versorgt habe und außerdem alles schön mit "Lanocoat" eingefettet habe.  War aber leider alles für die Katz'.
 
Sonnabend schleppte mich Johnny auf eine Familienfeier mit, da ich ja Kava gestiftet hatte.  Diese fand beim Außenminister Tony deBrum zu Hause statt & ich kam nicht darum herum mir mindestens vier große Schalen des nach Schlamm schmeckende Gebräus einzuverleiben.  Anschließend hatte ich dann einen tauben Mund, so in etwa als wäre ich beim Zahnarzt gewesen.
 
Der CEO von Robert Reimers Enterprises war ebenfalls da, als auch ein Futures-Trader (handelt hauptsächlich mit Warentermingeschäften), den ich vorher schon ein paar Mal getroffen hatte.  Hatte Johnny mir natürlich nicht erzählt, daß es eine Fete von hohen Tieren werden würde.
 
Mittwoch, der 18. Juni 2008
 
Gestern habe ich 3 1/4 Stunden damit verbracht 26 Flaschen zu sterilisieren, 25 Liter Bier abzufüllen & das Braugefäß zu reinigen. Hinterher war ich ganz erschossen, was mir im letzten halben Jahr oder so immer häufiger zu passieren scheint.  Vielleicht sollte ich doch einmal zum Doc latschen, um dieser Geschichte auf den Grund zu gehen.  Liping ist jetzt gerade dort - mal sehen was sie so zu berichten hat.  Ansonsten haben wir den Papa von Außenminister Tony deBrum & seinem Halbbruder Anton verabschiedet, denn er fuhr wieder zurück auf "sein" Atoll Likiep.  Dieses Atoll wurde einst von drei Deutschen aufgekauft, die dort zahlreiche Nachkommen hinterlassen haben.
 
Da wir zur Zeit weder Wind noch Sonne haben, mußte ich eine Weile den Motor laufen lassen, denn die Spannung ging immer weiter runter.  Auch heute sieht es ähnlich aus.  Heute abend werden wir meinen Geburtstag hier an Bord feiern, so daß ich die Riesen-Kühlkiste schon teilweise mit Eis, Bier, Homebrew, Rotwein, Weißwein, Sekt, Sake usw. gefüllt habe.  Die meisten meiner Kumpels haben allerdings angedroht weitere Drinks, Eis & Essen mitzubringen.  Liping hat ebenfalls eine große Fütterung der Raubtiere eingeplant.  Unter diesen sind voraussichtlich Botschafter Bruce (er rief sofort an, als er aus Taiwan zurück kam), Anton deBrum, Johnny Willis & seine Kinder, die beiden Kühlschrankexperten aus Luzon, Vincent Reimers & Russ von HUEGELIG.  Wenn es noch mehr Leute geworden wären, so hätten wir bei Johnny gefeiert.  Nur mit wirklich guten Freunden zusammen ist mir das allerdings viel lieber.  Hoffentlich regnet es nicht wieder Katzen und Hunde, wie die Angelsachsen so schön sagen.  Eventuell werde ich schon heute nachmittag die Maschine ein wenig laufen lassen, so daß wir heute abend nicht durch Lärm, Gestank & Vibrationen gestört werden. Allzulange wir die Fete aber wohl kaum dauern, da ja alle morgen früh wieder arbeiten müssen.  Auch nicht schlecht! 
 
Donnerstag, der 19. Juni 2008
 
Gestern regnete es fast den ganzen Tag, so daß ich mindestens fünf Mal dabei war, das Cockpit aufzuwischen.  Glücklicherweise hatte ich die Cockpitkissen drinnen verstaut, denn ich wollte ja nicht, daß meine Gäste einen nassen Hintern bekommen. 
 
Um 17:00 Uhr bin ich - immer noch im Regen - losgefahren, um die erste Fuhre Leute abzuholen.  Botschafter Bruce hatte schon vorher verlauten lassen, daß er es frühestens um 18:30 Uhr schaffen könnte.  Vincent Reimers erschien pünktlich, Johnny Willis kam kurze Zeit später, aber der Rest der Bande richtet sich offensichtlich nach der "Island Time" (Inselzeit), die extrem flexibel ausgelegt und für Fremde manchmal schwer zu verdauen ist.  Das machte allerdings fast gar nichts, denn wir unterhielten uns ganz prima & als die hübsche Tochter von Johnny, Joemma, mit ihrer Dusche fertig war und auch sein Enkel Achmed an den Laden gekommen waren, fuhr ich sie alle zum Boot raus.  Kaum dort angekommen, mußte ich wieder los, denn Bruce stand schon am Steg.  Und als ich diesen abgeliefert hatte, waren die drei Filipinos inzwischen mit dem Kochen fertig - einer hatte mal in einem Fünf-Sterne-Restaurant als Spezialitätenkoch gearbeitet.  Da war es dann 19:00 Uhr.  Ich suchte sie vergeblich im "Shoreline", wo sie mich hinbestellt hatten. Tatsächlich warteten sie aber bei Johnny, wo ich sie nach einigem Suchen dann auch fand und abholte.  Anton deBrum blieb ganz und gar verschollen (er mußte plötzlich zum Flugplatz).  Statistikprofessor Russ von HUEGELIG kam angerudert & somit waren wir insgesamt elf Leute aus sechs Nationen, wobei Russ aus Amiland der einzige Yachtie war.  Er hat lange Zeit in Dänemark und der Türkei gelebt und unterrichtet.  Als ihn seine Frau im Schwarzen Meer vor etwa 15 Jahren verließ, ist er eben alleine weitergesegelt.  Jetzt hat er hier einen Job als Lehrer-Trainer (US$500 pro Woche) und eine Filipina-Freundin, die als Optikerin tätig ist.
 
Es gab Leber mit Zunge auf Filipino-Art, ein indisch-tonganisches Rindfleisch-Curry und eine Hühnersuppe mit Reis (ähnlich wie Frische Suppe) a la Liping.  Die meisten holten sich eine große zweite Portion und obwohl es ja ein eher einfaches Mahl war, schlug besonders Botschafter Bruce ganz ordentlich zu & lobte den guten Geschmack.  Hungrig ist auf jeden Fall keiner nach Hause gegangen. Natürlich brachten die meisten Leute irgend etwas mit, so wie etliche Sechserpacks XXXX-Bitter von Vincent & Johnny, eine Flasche zwölf Jahre alten Johnny Walker Black Label von Bruce usw. usf.  Bruce steckte sich eine King Edwards Zigarre an & schien sich ausgesprochen wohl zu fühlen, wobei er sich viel mit Vincent, Johnny & Russ unterhielt.
 
Aurora Ulani malte und schrieb ganz alleine eine wunderschöne Grußkarte, worüber ich mich sehr gefreut habe.  Als der Lehrer & ehemalige Statistikprofessor Russ ihr aus einem "Read-to-Me Storybook" vorlas, war letzterer total erstaunt, daß sie absolut alles begriff.  Sie löcherte ihn nämlich mit Fragen und stellte ein paar Mal die Logik der Geschichte in Frage.  Ausgeglichen wurde dieses leider durch ihre Unartigkeit, so daß sie erstmalig sogar von Bruce ausgemeckert wurde.  Sonst nimmt er sie eigentlich eher in Schutz, wenn wir unsere elterliche Pflicht ausüben.
 
Wie erwartet, mußten die meisten gegen 21:00 Uhr los nach Hause, während es die drei Filipinos (ich weiß immer noch nicht wie man ihre Namen korrekt ausspricht oder buchstabiert) noch bis gegen 22:30 Uhr aushielten & dabei drei Liter doppel-starkes Homebrew und etliche XXXX-Bitter vertilgten.  Auf jeden Fall war es eine gelungene Fete und wir alle hatten unseren Spaß.  Und nicht ein Regentropfen fiel, solange die Gäste da waren!  :-)
 
Hinterher mußte ich eine Weile die Maschine laufen lassen und natürlich auch aufräumen und sauber machen, so daß wir erst nach Mitternacht in die Heia kamen.  Doch wenn ich an unsere NT$ 5.000-Fete in der Villa in der Ping Kuang Road denke, wo ich hinterher drei Tage damit beschäftigt war aufzuräumen und den Schlamm drinnen zu entfernen, so will ich gewiß nicht meckern.  Und unsere Kosten hielten sich dieses Mal mit vielleicht 30 oder 40 Talern ebenfalls sehr in Grenzen, wobei wir nicht einmal an unser Bares mußten, da im Shoreline jetzt Kreditkarten angenommen werden.  Die Jungs dort erzählten mir, daß ich einer der ersten - wenn nicht gar der allererste - Kunde wäre, der diesen Service in Anspruch genommen hat.  Das habe ich Lipings scharfen Augen zu verdanken & ich habe dem RRE CEO Ramsey auch gleich erzählt, daß dieses eine ganz ausgezeichnete Idee war & ich fortan meinen Diesel, mein Benzin und ähnliche Sachen bei ihm kaufen werde.
 
Der große 100 Liter Cooler (Kühltruhe?) in unserem Cockpit ist immer noch halbvoll, denn niemand wollte Sake, Weißwein, Sekt, Pastis, Whisky, Wodka oder irgend etwas von dem anderen Zeug.  Auch etliche XXXX-Bitter und sogar eine ganze Menge Eis waren noch übrig, so daß wir heute ohne Probleme gleich eine zweite Fete starten könnten.
 
Zum Frühstück gab es heute: Hühnersuppe mit Reis und knuspriges Toast dazu.  Da es mir so gut schmeckte, habe ich viel zu viel davon gefuttert, so daß ich erst einmal für eine Weile außer Gefecht war.  Oder ist es das Alter?  Ich habe also Aurora den ganzen Morgen deutsche Geschichten vorgelesen und auch sonst wird heute nicht so furchtbar viel passieren.  Das liegt daran, daß unser kleiner Zwerg schon um kurz nach 4:00 Uhr aufgestanden ist & nicht wieder schlafen wollte.  Und dann schlafen die Eltern auch nicht besonders viel.  Jetzt liegen meine beiden Mädels auf dem Sofa und machen eine kleine Siesta.  Und dann darf man hier natürlich nicht laut mit irgendwelchem Werkzeug herumklimpern.
 
Irgendwann die nächsten Tage müßte dann ja auch meine €900-Genua aus Hong Kong hier eintrudeln.  Daß sie mir acht Wochen "Bauzeit" angesagt hatten, um es dann in drei Wochen fertig zu stellen, erstaunt mich noch immer.  SUKA-Doug scheint leider bis jetzt überhaupt keine Zeit für mich zu haben, so daß ich mir langsam überlegen muß, wie es weiter gehen soll. 
 
Sonntag, der 22. Juni 2008
 
Donnerstag war ich im Maschinenraum, wo ich viel herumgetestet habe & ein Relais auswechseln mußte.  Das war mein letztes Bosch-Relais (werden sowohl für die Glühkerzen als auch den Anlasser benötigt).  Außerdem mußte mal wieder der Keilriemen nachgezogen werden, so daß ich mir überlege, vielleicht doch die Original-Volvo Halterung für die Lichtmaschine einfliegen zu lassen.  Das in Trinidad selbst gebaute Teil bringt nichts als Ärger.  Abends schnackte ich mit Vincent Reimers, Johnny & Lee, einem Ami der früher professioneller Fischer und Taucher war, sich aber nun hier niedergelassen hat.  Er hat eine Marschallesin geheiratet und seine hübsche Tochter ist eine Freundin von Joemma und Achmed.  Mit dabei waren außerdem noch zwei Knaben aus Neuseeland und Australien, die für einen der reichsten Männer (Nummer Drei?) dieser Erde arbeiten.  Er heißt wohl Vladimir Kandinsky oder so ähnlich, ist Russe, und sein Schiff BLUE STAR liegt gerade hier am Uliga Dock.  Lee hat letztes Jahr auch für ihn gearbeitet und als ich ein paar Fragen stellte, meinte er, daß man so etwas tunlichst unterlassen sollte.  Die beiden "Down Under" (Antipoden) Knaben hatten extrem kurz geschnittene Haare, trugen FBI-Sonnenbrillen & sahen auch sonst eher wie Bodyguards aus.  Dabei war der Aussie der Chefkoch auf dem Boot und berichtete, daß Vladimir seinen Fisch "knusprrrig, knusprrrig" bevorzugte.
 
Wo Microsoft Mitgründer Paul Allen mit seiner OCTOPUS auf die Militärmacht in Kwajalein und deren Sicherheitsvorkehrungen vertraut, so hat der Russe seine Sicherheitsvorkehrungen anscheinend selbst in die Hand genommen.  Trotzdem gehe es auf seinem Schiff eher relaxt zu & auch Fremde werden ab und zu an Bord eingeladen.
 
Freitag war ich vergeblich unterwegs, um Relais und Keilriemen zu kaufen.  Entweder megateuer Spezialorder oder zwei Monate warten...  Ansonsten war ich bei der Post - wer weiß, vielleicht kommt der Lerncomputer für Aurora ja doch noch an - und habe 50 Liter Wasser durch die Gegend geschleppt.  In 64 Tagen haben wir weniger als 510 Liter Wasser aus unseren Tanks verbraucht, also nur etwa 7,97 Liter/Tag, wozu allerdings noch das aufgefangene Regenwasser kommt, welches wir ausschließlich als Trinkwasser benutzen. Hinterher habe ich 25 Liter "Brewtec Classic Dark Ale" (Dunkelbier) zum Brauen angesetzt.  Grund dafür sind hauptsächlich Johnny & Co.  Die haben nämlich in letzter Zeit besonders extrem zugeschlagen.  Seine Verwandten Elton & Benion sind sogar noch schlimmer dran, denn sie holen sich sogar Mehl & Reis bei Johnny.  Auch bei Anton läuft es weniger gut, denn er hat kein Boot mehr zur Verfügung, so daß er keine großen Fischfänge mehr vorzuweisen hat, die er seinen Freunden schenken kann.  Also kauft er nun ebenfalls das teure XXXX-Bitter, da außer ihm & mir sonst kein Mensch mehr Bier zur Verfügung stellt.  Und unter den Polynesiern und Mikronesiern ist es so üblich, daß man miteinander teilt, selbst wenn man selbst kaum etwas hat.  Wer das nicht tut, ist ruckzuck nicht mehr ein Teil der Gemeinschaft.
 
Ich hatte Vincent & den Jungs klipp & klar gesagt, daß sie gerne von meinem Homebrew trinken dürfen, daß dieses allerdings - und gelegentlich mal etwas zu futtern oder eine Kavawurzel - meine einzigen Beiträge bleiben würden.  Mit dem Geld oder Gegenstände "verleihen" will ich nämlich gar nicht erst anfangen.
 
Sonnabend habe ich mich endlich daran gemacht, den Durchlaß für die Bilgepumpe ganz vorne rechts - also an Stbd - herauszunehmen, alles schön zu säubern, mit neuer Dichtungsmasse zu versehen und wieder einzubauen.  Natürlich war es ein anstrengender Job, da er sowohl von draußen per Beiboot, als auch von tief unten im "Keller" erfolgen mußte.  Und einen Gehilfen habe ich ja leider nicht. Wie zu erwarten, fing es dann an zu regnen, so daß ich gleich erst einmal erforschen muß, ob die Dichtungsmasse Schaden genommen hat oder nicht.  Wenn ja, dann geht es wieder von vorne los (Wie bei Monopoly:  "Gehe nicht über Start.  Ziehe nicht 10.000 Mark ein.") Ansonsten kann ich weitermachen & werde wohl die blöden Quecksilber-Schwimmerschalter von der Firma "Rule" durch welche mit einer Kugel von der Firma "Sea Choice" auswechseln.
 
Johnny hatte inzwischen ein DECO-Relais "Made in Korea" für mich gefunden, welches anscheinend genau die gleichen Anschlüsse wie mein Bosch-Relais hat und auch die gleiche Funktion erfüllt.  Ich werde es sicherheitshalber erst einmal durchmessen bevor ich es ausprobiere.  Nächste Woche werde ich mir dann eine Handvoll davon besorgen, so sie denn gut funktionieren.
 
Ulani hat gestern mit Hilfe ihrer Mama ein kleines Buch gebastelt und dann auf Englisch eine Geschichte hineingeschrieben.  In dieser geht es um eine Beinahe-Notlandung ihres Privatjets, welche nur mit der Hilfe ihrer Katzen verhindert werden kann.  Ausgedacht und geschrieben hat sie das alles selbst, nur beim Buchstabieren mußte Liping hilfreich zur Seite stehen.  Naja, sie ist ja nun auch bald 4 1/2 Jahre alt, da wird es ja langsam Zeit, daß sie ihren ersten Roman schreibt...
 
Heute sind meine beiden Mädels übrigens mit Lektion 100 der Calvert-Schule beschäftigt.  Auch hier modifiziert unser Zwerg die Geschichten, so daß sie mehr nach ihrem Geschmack sind.  Das große Jubiläums-Mickey-Mouse-Heft, welches sie von Anke Melzer bekommen hat, kann sie auch schon teilweise auswendig - wenn sie auch höchst ungern auf Deutsch spricht.
 
Dienstag, der 24. Juni 2008
 
Sonntag saß ich eine ganze Weile am Computer, denn der potentielle Käufer in Manila scheint nach wie vor ernsthaftes Interesse an unserem Boot zu haben, obwohl ich ihm eine Liste der anstehenden Reparaturen geschickt hatte.  Auch würde er sich das Boot gerne einmal ansehen, wenn wir durch Palau kämen, denn dort fliege die Fluggesellschaft, die er leite, sowieso demnächst hin.  Abgesehen einmal von der Solaranlage, dem Windgenerator, der neuen Genua und ähnlichen Neuanschaffungen, habe ich bei der Berechnung des ungefähren Wertes unseres Bootes einen jährlichen Wertverlust von etwa 10% zugrunde gelegt.  Andererseits muß man ja auch noch den rapiden Verfall des US Dollars mit in die Überlegungen einbeziehen.  Und zu guter Letzt ist es sowieso der Marktpreis eines ähnlichen Bootes, welcher den Verkaufspreis beeinflussen wird.  Und wenn wir den Kahn auf ein Riff setzen oder sonstwie versenken, dann ist sowieso alles futsch. 
 
Wenn wir allerdings keinen solchen Unsinn machen & weiterhin genauso sparsam leben würden wie bisher, so könnten wir theoretisch
(!!!) noch viele Jahre lang so weitersegeln wie bisher.  Wie gesagt theoretisch, denn irgendwann geht ja doch mal etwas wirklich teures zu Bruch, unerwartete Kosten fallen über einen her oder es passiert sonst irgend etwas nicht eingeplantes.  Ganz zu schweigen vom "Grossen Chaos" auf dieser unserer Erde.  Ich mag schon gar nicht mehr BBC World Service Nachrichten hören...
 
Montag war ich dann endlich im Krankenhaus, wo ich mich habe registrieren lassen.  Ich beantragte eine wirklich vollständige Untersuchung für Herz, Lunge, Blutdruck, Cholesterin usw. usf.  Die Röntgenaufnahme des Brustkastens zeigte keinerlei Anomalien & auf die Laboruntersuchungen muß ich noch warten, da es gestern recht spät geworden war.   Die nette Ärztin kommt aus Nepal und die Kosten für die komplette Untersuchung betragen US$ 17.  Da kann man doch nicht meckern, oder?
 
Gestern trieb überhaupt die große Kielyacht ELSEWHERE hier vorbei.  Sie hatte sich von ihrer Muring losgerissen, aber zum Glück bemerkten Jerry von PO'O INAROA und Carey von SEAL die Geschichte und verlegten das Boot an eine andere Muring.  Die Eigner saßen derweil im "Shoreline" und ahnten nichts Böses.
 
Wie fast jeden Abend schnackte ich auch gestern wieder mit meinen Freunden aus Nauru und den Marschallinseln.  Sie erzählten, daß die meisten ihrer Freunde und Bekannten inzwischen in arger finanzieller Bedrängnis wären, denn aufgrund der hohen Kosten für Lebensmittel, Treibstoff als auch der steigenden Frachtkosten, reiche es nun hinten und vorne nicht mehr.  Das ist deutlich sichtbar an Land, wo es vorher von Leuten nur so gewimmelt hat.  Nun liegt das "Shoreline" fast verödet da und auch in den Läden sieht man kaum Kunden.  Das gibt einem doch zu denken - nur ändern kann man es ja nicht.  Johnny meinte schon, daß ich ab jetzt immer drei Liter selbst gebrautes Bier mitbringen müsse und daß er seiner Schwester in Australien den Auftrag geben würde uns die guten Cooper Zutaten zu schicken.  Das war wahrscheinlich nur ein Witz, aber so ganz sicher bin ich mir da nicht.
 
Liping & Aurora sind jetzt an Land, um Wäsche zu waschen, einzukaufen & eventuell auch meine Laborergebnisse abzuholen.  Bin ja mal gespannt, ob das klappt.  Heute nachmittag wollen sie dann zum ehemaligen Taiwan-Bundetagsabgeordneten Patrick Wang, denn Liping sind wieder einmal die Bücher ausgegangen.  Ich selbst kann nicht besonders viel machen, denn seit letzter Nacht zieht hier eine Regenbö nach der andere durch.  So habe ich wieder mal meine Blogs (Online-Tagebücher auf Deutsch & Englisch) auf Vordermann gebracht.  Liping selbst schreibt zur Zeit pro Woche drei oder mehr Artikel, aber da kann ich erst dann wieder mithalten, wenn die Arbeit am Boot weniger geworden ist.  Und wie jeder Yachtie weiß, ist dies ein Zustand der vom Wunschdenken erfunden wurde.  ;-)
 
--
Holger Jacobsen
S/V DHARMA BUM III
YACHT-IN-TRANSIT
P.O. Box 283
Majuro MH96960
Marshall Islands