Wednesday, July 04, 2012

Südafrika bis Sankt Helena - 4. Juli 2012

Unsere Zeit in Sankt Helena geht nach drei Wochen ihrem Ende entgegen.  Die Überfahrt von Kapstadt war für uns bis auf den ersten Tag einer der besten Törns überhaupt.  Der Wind kachelte fast ständig mit um die 25 Knoten ziemlich genau von hinten, so daß das Groß die ganze Zeit unten blieb und wir trotz der ebenfalls von hinten kommenden gewaltigen Dünung streßfrei wie auf Kufen liefen.  Für unseren Kumpel auf einem 30 Fuß Langkieler war es allerdings das genaue Gegenteil.  Er rollte wie verrückt, mußte ständig drei Reffs im Groß fahren und hatte eine sehr unangenehme Überfahrt.  So viel kommt es darauf an, mit was für einem Boot man unterwegs ist!  Selbst am Ankerplatz ist der Unterschied ob des Rollens unübersehbar. 

Eine Sache hatten die Wellen allerdings auch bei uns verursacht.  Meine schwere Ersatzbatterie riß sich los, fiel auf die Frischwasserdruckpumpe, welche das ganze Boot mit Trinkwasser versorgt und brach dort den Stutzen ab.  Da die Pumpe sich unten im Maschinenraum befindet, der Tank aber oben im "Wohnzimmer" steht, verloren wir all unser Trinkwasser. 
 
Nicht gerade lebensbedrohlich, da wir weiteres Wasser in Flaschen, sowie noch alle möglichen anderen Getränke an Bord hatten.  Während ich mich in der Not damit abfinden kann nur noch Homebrew zu trinken, so ist es zum Duschen und Haare waschen allerdings eher ungeeignet.  Besonders die beste aller Frauen wird dann ganz schnell grantig und so mußte ich mir schnell etwas einfallen lassen.   Wir mußten sofort in den nächsten Hafen und Wasser bunkern.  Nur, der nächste Hafen war Jamestown in Sankt Helena, wo wir eigentlich dran vorbeisegeln wollen. 
 
Nach 16 Tagen auf See kamen wir dort an, wobei wir die letzte Nacht gedriftet waren, da wir nicht im Dunklen ankommen wollten.  Wie uns Freunde schon berichtet hatten, war es ausgesprochen tief und extrem wackelig.  Nicht ganz so extrem wie in Betio, Tarawa, Kiribati, aber dafür kamen die Wellen hier fast immer genau von der Seite. 
 
Nach kurzer Zeit waren wir mit ein paar alten Freunden und Bekannten zusammen und konnten auch gemeinsam meinen 52. Geburtstag feiern.  Dabei waren Henry & Tuk von der PARPAR, Kirk von der SALSA, Neil von der FULL MOON, sowie Bill & Melissa von der RELIANT.  Ich habe mich viele Tage mit dem Wassersystem beschäftigt, wobei es ein Problem nach dem anderen gab.  Ich hatte eine Ersatzpumpe eingebaut und Wasser in den Tank gekippt, aber nichts ging mehr.  Selbst die Fußpumpe in der "Küche" wollte nicht mehr.  Es blieb mir nichts anderes übrig, als den ganzen Salon auseinanderzunehmen, um den Tank aufmachen zu können.  Dann mehrmals Ein- und Ausbau diverser Pumpen (die alte, stärkere hatte ich inzwischen repariert).  Endlich kam wieder Wasser, welches allerdings dermaßen verdreckt war, daß wir es gleich ins Meer gekippt haben.  Die Fußpumpe wollte immer noch nicht.  Langsam wurde ich ernsthaft gereizt und rastete bei dem kleinsten Anlaß vollkommen aus. 
 
Zu dem Zeitpunkt beschloß ich dann, meine Mädels allein an Land zu schicken, so daß ich ungestört arbeiten konnte.  Das hatte allerdings noch einen zweiten Grund, denn inzwischen war die  Dünung so stark, daß ich mich nicht mehr traute, mein Schlauchboot selbst mit Heckanker dort zu lassen.  Wenn es wie im Fahrstuhl immer 2 Meter rauf und runter geht, daß hält so ein kleiner Anker nicht unbedingt - und dann ist das Beiboot Schrott.  Kirk hat es trotzdem versucht und dabei seine gute Taucherbrille samt Schnorchel eingebüßt.  Und sein Schlauchboot hat seitdem ein Leck und läuft immer voller Wasser. Sein Anker hielt allerdings dermaßen gut, daß er mit einem Brecheisen tauchen mußte, um ihn wieder zu bergen. 
 
Zu guter Letzt kam ich zu der Einsicht, daß ich eine riesige Luftblase im System hatte.  Der Gegendruck war dermaßen stark, daß es auch nichts half von oben Wasser in die Druckleitung zu füllen.  Ich schnappte mir eine starke manuelle Bilgepumpe fürs Beiboot und funktionierte sie kurzerhand um.  Mit viel Druck pumpte ich oben sauberes Wasser in die Leitung, während Liping gleichzeitig unten die Fußpumpe bediente.  Und siehe da!  Alles war wieder beim alten. 
 
Bis auf die Tatsache, daß ich ein Leck im Frischwassertank bemerkte.  Nach unzähligen Flüchen und weiteren zwei Tagen Arbeit, war auch diese Sache behoben.  PARPAR & FULL MOON waren gleich nach meinem Geburtstag nach Ascension abgesegelt und irgendwann machte sich auch RELIANT auf den Weg.  Kirk hatte erheblichen Streß mit seiner Windselbststeueranlage und mußte ebenfalls reparieren.  Über Funk hörten wir dann, daß sowohl FULL MOON als auch RELIANT Probleme mit ihrer Einseitenband-Funke hatten.  Nur PARPAR bleib vorerst verschont. 
 
Trotzdem hatten wir Zeit für eine Inselrundfahrt, bei der wir uns vor allem die Häuser von Napoleon Bonaparte, sein Grabmal, die Riesenschildkröten, die Jakobsleiter und viele andere Dinge angesehen haben.  Der einzige Nachteil war, daß wir auf der Ladefläche eines Pickup-Trucks saßen, was mein Rücken gar nicht gerne mag.  Die Mädels waren auch noch zu einer Grillfete auf der andere Seite der Insel, doch ich hatte mir irgendeinen Virus eingefangen und litt etwa drei Wochen lang an Kopf- und Nackenschmerzen. 
 
 
Aurora Ulani und ich waren mit ihrem Kescher und einem Eimer unterwegs, um Meeresgetier zu fangen.  So etwas liebt sie über alles - genau wie ihr Vater.  Kurze Zeit später hatten wir zwei Seesterne, einen Krebs und ein paar andere Krabbeltiere im Eimer, die wir allerdings nicht bestimmen konnten.  Die Fische waren leider zu schnell für uns und die Seeigel waren zu fest in ihren Löchern verschanzt. 
 
Das "Royal Mail Ship" RMS ST. HELENA kam vorbei, wobei wir beobachten konnten, wie sie die Container auf Leichter mit riesigen "Außenbordmotoren" (sehen wie Baumaschinen aus) verladen und auf diese Weise an Land bringen. 
 
 
Dann gab es noch die große Diskussion, ob wir uns das Schlüpfen der kleinen Seeschildkröten auf Ascension angucken sollten.  Wir hatten es schon im Ashmore Reef zwischen Australien und Indonesien versucht, waren aber nicht erfolgreich gewesen.  Wir würden es uns so gern einmal anschauen!  Wir wußten allerdings von unseren Freunden, daß es dort oft gar nicht möglich ist an Land zu gehen, da die Dünung dort noch mehr Unwesen treibt als hier.  Außerdem bedeutet Ascension einen Umweg, bei dem zusätzlich der Wind von Ascension bis Salvador de Bahia aus einem ungünstigeren Winkel kommen würde.  Selbst heute, am vorletzten Tag, haben wir uns immer noch nicht entschieden. 
 
Auf jeden Fall steht uns wieder einmal eine längere Zeit auf See vor, was uns sehr gut in den Kram paßt.  Außerdem verspricht es immer wärmer zu werden und der Mond wird uns am Anfang des Nachts beleiten. 
 
 

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