Tuesday, December 13, 2011

//WL2K Holli121/2011 - Di., 13.12.2011 - 2. Tag in Richards Bay, S=?ISO-8859-1?Q?=FCdafrika - 28=B047.69'S 032=B0?=04.71'E

Dienstag, der 13. Dezember 2011
Moin to Hus,

Genau 24 Tage nach dem Verlassen von Crater Bay, Nosy Be, Madagaskar und nach 16 Tagen auf See sind wir wohlbehalten angekommen.

Inzwischen liegen wir an einem deutschen Segelboot längsseits, welches wiederum an der Betonpier liegt. Wir sind am 12.12. um 10:00 Uhr morgens in Richards Bay, Südafrika angekommen - und warten immer noch auf die Leute von der Einwanderungsbehörde. Seit 28 Stunden.

Die letzten paar Tage wurden etwas haarig. Wir nahmen alle Segel runter, denn wir wollten nicht nachts im Dunklen vor der Einfahrt von Richards Bay stehen. Nur... Auch ohne Segel machten wir noch 6 Knoten!!! Die Strömung ist hier unglaublich stark. Ich haben den Kahn also so hingedreht, daß er möglichst wenig Windwiderstand bietet und so ging es dann.

Dachte ich.

Als ich um 04:50 Uhr aufwachte, merkte ich allerdings, daß wir gerade dabei waren an Richards Bay vorbei zu treiben. Mit einer Maschine langte es nicht wegen der Strömung und außerdem kam die blöde Front schon viele Stunden früher als vorausgesagt. :-( Also den zweiten 40 PS Volvo an - es reichte immer noch nicht. Der Wind hatte 30 Knoten genau von vorne, aber es blieb uns nichts anderes übrig als zu segeln. Da der Bug bei diesem Spiel immer voll in die Seen krachte, kriegte ich jede Minute etliche Salzwasserduschen ab und war bald am Fluchen wie ein Rohrspatz. Immerhin ging es nun mit 2 Knoten in die richtige Richtung. Dann auf einmal rote Bojen und "braunes Wasser" überall, doch auf der Karte war nichts zu sehen.

Den Mann von der "Port Control" konnte ich beim besten Willen nicht verstehen. Später hörte ich, daß die anderen es auch nicht geschafft haben. Wie können die nur jemanden an die Funke setzen, der nicht vernünftig Englisch spricht?!? Das hier ist der größte Hafen in Südafrika und der größte Kohlehafen weltweit! Irgendwann hatte ich die Schnauze voll & habe ihm klipp & klar gesagt, daß ich jetzt sofort einlaufen würde, zumal das Wetter immer schlechter wurde und acht große Schiffe in meiner Nachbarschaft herumfuhren. Seine Antwort: "Permission granted!"

Auch im Hafen selbst war es ungemütlich genug und dazu noch ausgesprochen eng. Ich bin fast eine Stunde herumgekurvt, immer in Sorge, daß ich irgendwo reinkrachen könnte, bis man endlich einen Platz für mich gefunden hatte. Einige Leute sind wirklich unmöglich, denn viele Boote weigerten sich mich längsseits gehen zu lassen (erzählten mir später Kirk & Lars), obwohl wir hier einklarieren *müssen* und alles rammelvoll mit Booten war. Schließlich kam Max von der SAFINA mit dem Schlauchboot zu mir raus, kletterte an Bord und lud mich ein bei ihm längsseits zu gehen. Auf seinem großen Kahn standen schon Kirk, Lars und Co. bereit, um die Leinen anzunehmen. Puh!!!! Um 10:00 Uhr konnte ich die Motoren ausschalten. Bei uns an Deck herrschte ein unglaubliches Tohuwabohu, zumal ich die 125 Meter lange Polypropylen-Trosse (die eigentlich für Schiffe gedacht ist) benutzen mußte, um mich an Land an einem Poller zu belegen. Hier gibt es nämlich einen Sturm nach dem anderen & wenn dann die Leinen brechen ist Feierabend.

Die Aufregung ging an Land allerdings noch weiter, denn ein Boot (GAMBIT) welches nur wenige Stunden hinter uns segelte, riefen über Funk durch, daß der Mann sein Gefühl in einem Bein komplett verloren hatte und auf dem Fußboden lag. Sie wurden von einem Schlepper reingeholt & hier warteten sie schon von der "Sea Rescue". Die Schlepper machen das übrigens umsonst und in den letzten paar Wochen war es schon das 7. Boot, welches sie reinholen mußten!

Abends war Grillen im Yachtclub angesagt, wobei man seinen eigenen Kram mitbringen sollte. Ein anderer alter Einhandsegler mit einem riesigen 80 Fuß Boot hatte extra für unsere Gruppe mit eingekauft und lud uns ein. Wirklich sehr freundlich. Nach einem längeren Fußmarsch kamen wir ziemlich erschossen dort an. Meine beiden Frauen wurden allerdings von VAMP mit einem dicken Mercedes dorthin gefahren. Auf dem Weg sahen wir, daß die Leute hier "im Gefängnis" leben, nämlich hinter dicken und hohen Mauern mit ernstzunehmenden und vielfach starken Elektrozäunen obendrauf. Die Bösewichter laufen frei herum, sind äußerst zahlreich und bei Anbruch der Dunkelheit wird es auf den Strassen lebensgefährlich! So wurde uns jedenfalls erzählt.

Die Leute im Zululand Yachtclub überschlugen sich fast vor Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Aurora Ulani machte sofort neue Freunde, deren Eltern allesamt (sehr schlecht bezahlte) Lehrer waren. Wir selbst trafen GERONIMO, ZEBBEDEE und viele andere alte Bekannte. Die Leute fuhren uns nach Hause, doch der Tag war immer noch nicht zu Ende, obwohl ich mich kaum mehr auf den Beinen halten konnte. Wegen der beschädigten Want hatte ich drei Tage lang immer Angst gehabt den Mast zu verlieren (sprich kaum Schlaf) und außerdem war ich schon um 04:50 aufgestanden. Alle Segler, die sich das Teil angesehen haben meinten daß ich tatsächlich haarscharf daran vorbeigeschrammt war das ganze Rigg mit allem Drum & Dran zu verlieren. Das hätte das Ende unserer Weltumsegelung bedeutet, denn um die US$ 50.000 habe ich nicht mehr rumliegen...

Es gibt noch so viele andere Sachen zu erzählen, aber jetzt muß ich mich erst einmal ein wenig aufs Ohr hauen...

Viele liebe Grüße von
Holger, Liping & Aurora Ulani
Catamaran DHARMA BUM III
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At 12/13/2011 9:45 AM (utc) our position was 28°47.69'S 032°04.71'E

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