Dienstag, der 11. Dezember 2012
Liebe Freunde,
Die Mitternacht zog näher schon; in stummer Ruh lag Babylon... Ach nee! Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich goldene Lichtlein blitzen. So gehört sich das ja um diese Zeit. : - )
Sehr weihnachtlich sieht es hier in Chaguaramas allerdings nicht aus, zumal es tropisch heiß und feucht ist. Da unsere Freunde Arno & Peter uns eine kleine Klimaanlage geliehen haben, ist es in unserem Boot sogar erträglich. Seit dem 19. November stehen wir hier bei Powerboats an Land und ohne dieses Wunder der Technik wären wir hier wohl schon längst durchgedreht.
Aber nun mal ganz von vorne.
Vor einem Jahr lagen wir noch mit einer gebrochenen Want in Richards Bay, Südafrika. Der Törn um das Kap der Guten Hoffnung herum war einer der haarigsten, den wir je gemacht haben. Es ist zwar nichts weiter schreckliches passiert, aber eine Zitterpartie war es trotzdem. Und ausgesprochen teuer! Bei den harten Bedingungen dort unten geht einfach mehr kaputt als woanders. Kurscomputer, Steuerseile, Ruderquadrant, ein Saildrive und noch vieles weitere mehr. Wir waren froh als wir endlich in Houtbay in dem kleinen Yachthafen lagen. Liping benannte die Ecke um in "Howling Bay", da die Fallwinde bei Sturm ziemlich schnell und oft Orkanstärke erreichen. Kalt war es auch und zwar richtig, aber trotzdem gefiel uns Houtbay gut.
Weiter ging es nach Sankt Helena - dieses Mal allerdings nicht mit Absicht. Bei der schweren See dort unten brach ein Stutzen an unserer Süßwasserdruckpumpe und all unser Wasser landete in der Bilge. Wir hatten nur noch den Notvorrat in Kanistern. Auch mal was neues. Dieses Mal - und überhaupt zum allerersten Mal - segelten wir zusammen mit einem anderen Boot und zwar der SALSA von Kirk. Während wir allerdings mit 25 Knoten genau von hinten ein sehr angenehmes Segeln nur unter Genua hatten, so rollte die kleine Alberg 30 ganz fürchterlich.
Sankt Helena war angenehm, wenn auch der Ankerplatz mitten im Ozean lag. Mit Grausen stelle ich mir vor was passieren würde, wenn der Außenbordmotor einmal streiken sollte. Tat er aber nicht und so ging es recht bald weiter nach Brasilien. Nach Salvador de Bahia sind wir überhaupt nicht gefahren, sondern gleich daran vorbeigesegelt nach Itaparica, wo die Kriminalität wesentlich niedriger ist als in der Großstadt.
Furchtbar lange haben wir es dort auch nicht ausgehalten und so ging es weiter nach Trinidad. Das dauerte unverhältnismäßig lange, denn wir sind zu weit aufs Meer raus gefahren und kamen in eine starke Gegenströmung gekoppelt mit Flaute. Doldrums oder Intertropical Convergence Zone (ITCZ). So kam es daß die viele kleinere SALSA schon drei Tage vor uns am Ziel war. Der krönende Abschluß unserer Weltumsegelung war ein Sturmbö mit 50 Knoten und Sicht Null, natürlich alles bei strömendem Regen und äußerst regem Schiffsverkehr.
Kirk ist inzwischen schon in Cartagena, ein paar Freunde sind hier und ein paar kommen demnächst an. Ansonsten muß ich sagen, daß das Ende einer Weltumsegelung eher enttäuschend ist. So ziemlich der einzige der wirkliche Begeisterung zu erkennen gab, war unser alter Kumpel Jörn Grote aus Hamburg, der schon seit ewigen Zeiten hier lebt und selbst auch eine Weltumsegelung plant. "Der Weg ist das Ziel" (Konfuzius) - so läßt sich das ganze Projekt am besten beschreiben.
Wir vermissen (Jetzt schon!) Madagaskar, Chagos, Neuseeland, Kiribati, die Marschallinseln, die Tuamotus, die Marquesas, unsere Freunde dort und diverse Segelfreunde und gucken uns Bilder von den San Blas Inseln an. Ich bekomme fast schon Lust alle Vernunft in den Wind zu schlagen und einfach weiterzusegeln... Die Frau von Capt'n Fatty Goodlander hatte uns schon vor der Post Partum Depression gewarnt, was allerdings nichts genützt hat. Leider hatte sie nur all zu Recht. Cool war daß unser guter Kumpel Michael Herbst von der TANOA für seine langjährige Weltumseglung und seine Fahrt um Südaustralien und Tasmanien herum die begehrte Auszeichnung von Trans Ocean verliehen bekommen hat. Glückwunsch, Michael!!!
Die Preise sind hier ganz enorm gestiegen, so daß man Trinidad nicht mehr billig nennen kann. Karibik ist genausowenig unser Fall wie Brasilien, scheint es. In Sachen Boot, Ersatzteile und Reparaturen ist es sogar ganz extrem teuer geworden! Die Saildrives bekommen heute neue Lager, die beiden Driveplates sind schon eingebaut und bald geht es weiter mit dem Antifouling und dann zurück ins Wasser. Unsere Freunde Arno & Peter aus Holland haben ganz wunderbare Fiberglasarbeiten an dem Mittelrumpf (Nacelle) geleistet und die Ecke neu gespritzt. Den Rest können wir auch im Wasser machen. Sobald unser Boot wieder halbwegs vernünftig aussieht, werden wir ernsthaft mit dem Verkauf beginnen und vielleicht sogar einen Yachtmakler anheuern.
Aurora Ulani ist in der 4. Klasse in der Calvert School und nach wie vor eine gute Schülerin. Lust hat sie allerdings keine mehr, zumal sie ja auch noch Pusteblume 3 für Deutsch, sowie ihre Chinesischen Schularbeiten machen muß. Vor kurzem erfuhr ich, daß ich meine permanente Aufenthaltsgenehmigung für Taiwan (PARC) nun garantiert verloren habe und somit den ganzen Kram von vorne beantragen müßte. Das gleiche gilt für Liping in Deutschland. Es ist also klar, daß mal wieder ein gewaltiger Papierkrieg auf uns zukommt. Deutschland fällt wahrscheinlich aus finanziellen Gründen aus - wir können uns ein Leben dort nicht mehr leisten. Also werden wir wohl früher oder später wieder in Taiwan leben und kleine chinesische Kinder unterrichten. Etliche unserer ehemaligen Schüler sind inzwischen verheiratet.
Mit zwei Yachtmaklern war ich schon in Kontakt und mir wurde gleich auf Anhieb gesagt, daß wir uns keinen schlechteren Zeitpunkt für den Bootsverkauf ausgesucht haben. Auch vom Ort her ist Trinidad ziemlich unten auf der Liste. Fast alle sind der Ansicht, daß wir woanders wesentlich bessere Chancen hätten,vor allem in Australien. Es ist aber nicht geplant, daß wir dorthin segeln, es sei denn hier wird uns wirklich kein vernünftiges Angebot gemacht. So kommen wir vielleicht doch noch zu den San Blas Inseln und können auch ein paar alte Freunde wieder treffen. : -)
Jetzt wünschen wir euch allen erst einmal ein schönes Weihnachtsfest sowie einen guten Rutsch ins Neue Jahr!
Viele liebe Grüße schicken euch
Holger, Liping & Aurora Ulani Jacobsen
Catamaran DHARMA BUM III
HolgPhone: +18683995675
LipingPhone: +18683325494
Powerboats, Chaguaramas, Trinidad, 10°40'51.70"N 061°38'02.71"W