Sonntag, der 29. April 2012
Inzwischen ist es recht leer geworden hier im Yachthafen von Hout Bay. Das ist kein Wunder, denn jetzt naht mit großen Schritten der Winter – und draußen lauert der südliche Ozean mit einem Sturmtief nach dem anderen und bis zu 17 Meter hohen Wellen gleich hier draußen vor der Bucht. Fast alle Boote sind inzwischen über St. Helena in Richtung Brasilien oder die Karibik davongesegelt und die meisten anderen Leute sind in einen Flieger gestiegen, um für ein halbes Jahr oder so ihre Familien im Heimatland zu besuchen. Das hatten wir eigentlich auch vor, aber es klappte leider aus verschiedenen Gründen nicht. Hier liegen nur noch SALSA und MERLIN, die sich ebenfalls auf den Weg machen wollen.
Es war nicht das einzige was nicht so lief, wie wir uns das vorgestellt hatten. Der Mechaniker Charles ließ uns sieben Wochen lang warten, bevor er uns eröffnete, dass er gar keine Zeit für uns hat. Das ist schlecht, denn nun können wir den Saildrive hier nicht mehr reparieren und müssen mit nur einer funktionsfähigen Maschine rüber nach Brasilien. Was allerdings über Erwarten gut lief, war Segelmacher Steve Meek von North Sails. Wir bekamen ein neues voll durchgelattetes Großsegel (52 m²) und haben alle anderen Segel und die LazyJacks / StackPack von ihm reparieren lassen. Hochziehen konnten wir das alles allerdings noch nicht, denn hier gibt es andauernd Starkwind oder Sturm. Jetzt, wo ich dieses hier schreibe, bläst es auch schon wieder mit bis zu 10 Windstärken. Wir mussten etwas über € 1.400 für alles zusammen bezahlen, was unserer Meinung nach billiger ist als Lee Sails in Hong Kong. Steve hat das beste Tuch von North Sails aus New York verwendet und wenn die Jungs keinen Mist gebaut haben, so sind wir mit dieser Geschichte zufrieden.
Seit über zwei Monaten (!!!) warten wir übrigens auf unsere Visumsverlängerung vom Department of Home Affairs (DHA). Wir haben jeder zwei Textnachrichten/SMS erhalten, dass wir das Teil abholen können, aber jedes Mal nachdem wir dort etwa drei Stunden gewartet hatten, bekamen wir zu hören, dass es noch nicht da wäre. Außerdem sind die Offiziellen dort ausgesprochen unhöflich – und inkompetent. Der Yachthafen hier ist zwar im Sommer sehr starken Winden – wir hatten bis zu 70 Knoten, also Orkan – ausgesetzt, aber im Winter ist er wesentlich geschützter als der Yachthafen in Simonstown. Zusätzlich ist er noch um vieles billiger als die anderen Marinas in dieser Gegend. Es gefällt uns gut hier und wir haben uns mit einigen Dauerliegern angefreundet.
Wunderbar war auch, dass der Taiwan-"Konsul" George (es bestehen keine diplomatischen Beziehungen zwischen Südafrika und Taiwan) von Kapstadt ein Kumpel von Bruce Linghu ist, den wir in Majuro auf den Marschallinseln kennen und schätzen gelernt hatten. George ist inzwischen ebenfalls ein guter Freund geworden. Gestern haben wir ihn, den Vizekonsul Jack, dessen Frau, Sekretärin Grace und Fischereibeauftragten Joshua anlässlich Lipings 42. Geburtstag zu uns an Bord eingeladen. Andere Leute haben wir nicht eingeladen, denn wenn die Unterhaltung nur auf Chinesisch ist, dann ist es für sie langweilig. Wie fast immer, wenn wir Gäste an Bord haben, gab es schlechtes Wetter. Das machte aber nichts, denn wir hatten so etwas schon geahnt und uns darauf eingestellt. So saßen wir denn mit acht Mann hoch um unseren Tisch im "Wohnzimmer", haben viel geschnackt und gefuttert, wie es halt bei den Chinesen üblich ist. Nicht so ganz üblich war allerdings die Speisekarte, denn es gab Eisbein mit Sauerkraut, diverse Salate, Rosmarinhühnchen auf italienische Art, frisches deutsches Bauernbrot und als Abschluss eine große Geburtstagstorte. Getrunken haben wir hauptsächlich Bier und zwar sehr viele verschiedene Sorten, wobei die meisten aus Belgien oder Deutschland kamen. Da stört dann auch kein schlechtes Wetter!
Nach etwa fünf Stunden sind die Gäste wieder gegangen und ich durfte erst einmal die Maschine anschmeißen, denn mit der Stromversorgung hapert es hier ein wenig. Die Spannung fällt oft merkbar ab und öfters bricht sie auch ganz zusammen. So etwas mögen die Batterieladegeräte nicht, so dass sie schon auf drei Booten an unserem Schlengel (heißt das wirklich so?) das Zeitliche gesegnet haben. Leider gehörte meines auch dazu. Bei einem Freund von uns hat es zusätzlich drei Batterien zerhauen, was natürlich teuer wird. Sein Ladegerät (Made in Germany) hat allerdings auch gleich 1.000 Teuronen gekostet.
Liping wird demnächst einen neuen Taiwan-Pass beantragen, was hier nur etwa drei Wochen dauert. Dann wird es allerdings allerhöchstens Zeit, dass wir hier verschwinden. Unser Nachbar Doug, Kapitän und Fischer hier aus der Gegend, meinte dass ER nicht im Juni über den Südatlantik fahren würde. Wenn wir denn unbedingt weg wollen, dann sollen wir an der Küste entlang nach Norden fahren und zwar so lange bis die Stürme des Südatlantiks endgültig hinter uns liegen. So hatten wir das uns auch gedacht, aber es bedeutet, dass es lange Zeit sehr kalt und vor allem neblig sein wird, da wir ja immer im eiskalten Benguela Strom bleiben, der aus der Antarktis hochkommt.
Bei einem kleinen Ausflug zum Kap der Guten Hoffnung konnten wir die wundersamen Klippschliefer beobachten, die zwar aussehen wie Nagetiere, aber weitaus näher mit Elefanten und Seekühen verwandt sind. Sie haben derartig viele seltsame Eigenschaften, dass es sich durchaus lohnt sie sich bei Wikipedia einmal genauer anzuschauen.
Der nächste Bericht wird wohl erst von Brasilien oder der Karibik aus stattfinden, es sei denn das Wetter zwingt mich dazu weiter drinnen zu hocken, wenn es draußen doch so viel zu tun gibt. Ansonsten kann man immer nachgucken wo wir gerade sind: http://pangolin.co.nz/yotreps/tracker.php?ident=WDC7641 und eMails kann ich auch auf See immer empfangen.
Viele liebe Grüße schicken
Holger, Liping & Aurora Ulani
Catamaran DHARMA BUM III
Hout Bay Marina, Berth No. 90
Catamaran DHARMA BUM III
Hout Bay Marina, Berth No. 90
Cape Town, South Africa
34°03.02'S 018°20.85'E
Phone 1: +27719749347 Holger
Phone 1: +27719749347 Holger
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