Monday, October 20, 2008

Vor Anker in Port Vila, Vanuatu

                                                                                  Montag, der 20. Oktober 2008
                                                                                  Breite: 17°44,20'S Länge: 168°18,59'O
 
Vor einer Woche haben wir das Visum für Liping beantragt, so daß wir noch zwei Wochen lang darauf warten müssen. 
 
Hier weckt uns jeden morgen das Handy um 5:30 Uhr.  Zu der Zeit ist es schon hell und ich muß die Solaranlage nach der seltenen Sonne ausrichten.  Auch Wind ist eher rar, was bedeutet, daß der Strom an Bord recht knapp ist.  Wollen ja nicht unbedingt den teuren Diesel verbrennen, zumal fünf Liter Motoröl auch noch US$ 38 kosten.  Dafür regnet es oft.  Donnerstag habe ich mir einen Regenfänger gebaut.  Dieses Mal aus der kleinsten Plane, die ich finden konnte.  Vorne ein Rohr aus PVC, um das Teil vernünftig über meiner Kabine aufhängen zu können.  In der Mitte ein Durchlaß aus Plastik, ein klarer Schlauch dran, der in einen 25 l Kanister führt. Fertig.  Dauerte trotzdem fast den ganzen Tag.  Natürlich fing es mitten drin an zu regnen, was aber gar nicht so schlecht war, denn so konnte ich gut herumtesten.  Am Ende des Tages hatten wir dann auch 260 Liter allerbestes Trinkwasser aufgefangen und unser Tank war wieder randvoll.  Super!
 
Gleich nach dem Aufstehen gibt es eine große Schale heißen Zitronentee - es ist recht kühl hier - und anschließend köstliche Baguetten mit Pate, Brie und anderen Leckereien.  Leider ist der Brie ausgesprochen teuer.  Der Rest ist durchaus erschwinglich, vor allem wenn man auf dem Markt & in den Chinesenläden einkauft. 
 
Um 6:00 Uhr gibt es das "Rag of the Air" KW-Funknetz mit generellem Wetterbericht, um 7:00 Uhr folgt die deutsche KW-Funkrunde, mit individuellem Wetter für jede Yacht und um 8:15 Uhr kommt dann das lokale Funknetz auf UKW.  Um die Zeit sind wir allerdings oft schon unterwegs an Land, denn hier fängt alles sehr früh an und mittags wird eine lange Siesta eingelegt.  Wenn wir nicht an Land sind, ist meist Unterricht für Aurora Ulani angesagt, denn sie scheint morgens besser zu lernen als nach dem Mittagessen. 
 
Sonnabend habe ich damit verbracht unseren Törn nach Whangarei zu planen, was dieses Mal besonders sorgfältig geschah.  Ich habe sowohl meine schlauen Bücher als auch die statistischen Monatskarten benutzt & es sieht so aus als ob der Trip 1169 Seemeilen lang werden würde. 
 
Mittags um 12:00 Uhr sind wir meist wieder an Bord, wo es entweder wieder Baguetten oder aber ein kleines chinesisches Mittagessen gibt & nachmittags wird hauptsächlich am Boot gearbeitet.  Hinterher ist immer eine heiße Dusche angesagt (unser Sprüher hat sich wirklich bewährt), da man sich vor allem im Stbd Maschinenraum immer total einsaut. 
 
Um 18:00 Uhr gibt es ein leckeres Abendessen im Cockpit, welches von einer der 60 Flaschen Weißwein begleitet wird, die wir in Majuro geschenkt bekommen haben.  Eigentlich planen wir gegen 21:00 Uhr in die Heia zu gehen, aber oft wird daraus dann 22:30 oder so. 
 
Sonnabend waren wir kurz auf der Superyacht KE AMA II, denn sie wollten los nach Auckland.  Hinter uns hing ein großer belgischer Trimaran (Norman Cross Design) an einer Muring, den wir auch noch kurz besucht haben.  Luc und Jackie (Ami-Chinesin) von der SLOEPMOUCHE sind schon seit vielen Jahren unterwegs, wobei sie meist mehrere Jahre an einer Stelle verbleiben.  Sie haben schon drei Zyklonsaisons hier verbracht & rieten uns so spät wie möglich nach Neuseeland auszulaufen.  Sie selbst würden frühestens Anfang Dezember auslaufen, um keinem der Stürme in der Nähe Neuseelands zu begegnen. 
 
Wir haben uns überlegt DHARMA BUM III an Land stehen zu lassen, wenn wir nach D-Land fliegen.  Das kostet zwar schon wieder fast US$ 500 pro Monat, aber eine Muring ist auch nicht gerade billig (ich schätze so um die 10 Dollar pro Tag) und außerdem müßten wir dann noch jemand anheuern, der die Bilgepumpen kontrolliert und eventuell instet.  Und natürlich macht man sich mehr Sorgen um ein Boot im Wasser als um eines welches sicher irgendwo an Land steht.  NORSAND hat geschrieben, daß sie Platz haben und Arbeiten auch in unserer Abwesenheit durchgeführt werden können.   Auch Warwick von der JEMELLIE hat geantwortet.  Er, sein Schwiegervater & dessen Kumpel (Dieselmechaniker) könnten einen Teil der Arbeiten übernehmen, aber wir haben uns noch nicht entschieden die Arbeiten in unserer Abwesenheit durchführen zu lassen.   Das werden wir erst vor Ort & zusammen mit Warwick entscheiden.  Liping hat inzwischen die Nase gestrichen voll von dem "Himmel" in unserem Boot, der überall herunterfällt und total vergammelt ist.  Ich werde mir also überlegen müssen, auch diesen in Kiwiland zu erneuern. 
 
Hier wird es langsam leer, denn die meisten Boote haben viel mehr Angst vor einem verfrühten Wirbelsturm hier als vor einem verspätetem Wintersturm im Süden.  Dabei sind letztere relativ häufig - und erstere ausgesprochen selten.  Ähnlich ist es mit der Malaria.  Wir waren in der Apotheke & der Mann dort erzählte uns, daß hier in Port Vila die Wahrscheinlichkeit sich die Krankheit einzufangen ausgesprochen gering ist.  Er riet von der Medizin ab.  Wenn wir wirklich besorgt seien, meinte er, so sollten wir uns mit reichlich Mückenspray eindecken und außerdem langärmelige Hosen tragen.  Tut hier allerdings kein Mensch und auch ich laufe seit Panama ausschließlich in Badehosen herum, die wie Shorts geschnitten sind und auch in der Stadt getragen werden können. 
 
Viel mehr Sorge macht mir unsere Ankersituation, denn falls wir anfangen zu treiben, so sitzen wir sofort auf einem anderen Boot.  Und gleich dahinter liegt ein Riff.  Zur Zeit weht gerade ein kräftiger Westwind & ich schaue besorgt auf den Chartplotter, lausche nach dem Ankeralarm und peile generell die Lage.  So gibt es eigentlich immer irgend etwas, was einen in Trab hält. 
 
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Holger Jacobsen
S/V DHARMA BUM III
YACHT-IN-TRANSIT
Port Vila, Vanuatu 

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