Liebe Freunde, 23. Dezember 2010
Frohe Weihnachten & einen guten Rutsch ins Neue Jahr wünschen Euch Aurora Ulani, Liping & Holger auf der DHARMA BUM III!
Vor einem Jahr hatten wir das Weihnachtsfest in Batam (Indonesien) gegenüber von Singapur gefeiert. Jetzt sind wir schon seit über einem Jahr per Boot in Asien, was ein gewaltiger Unterschied ist zu dem Leben an Land. Und eine gänzlich andere Erfahrung als jene, die ein Tourist oder Backpacker machen würde. Das wußten wir natürlich im Vorhinein, aber die persönliche Erfahrung ist wesentlich eindringlicher.
Singapur erinnerte uns sehr an Taiwan und wir haben dort viele neue Freundschaften geschlossen. Wir hatten keinerlei unangenehme Erfahrungen und hatten auch keine Streß mit den angeblich so drakonischen Bestimmungen und Verboten dort. Wir denken oft und gern an die Zeit dort zurück. Selbstverständlich war der Fernsehfilm der dort über uns gedreht wurde, ein besonderes Highlight und ist ein ausgezeichnetes Souvenir für uns.
Malaysia gefällt uns auch sehr gut. Wir haben fast die ganze Zeit in Langkawi verbracht, dort aber keine größeren Arbeiten am Boot machen lassen. Dafür war Phuket vorgesehen und schon bald mußten wir feststellen, daß Phuket nicht wirklich Thailand ist. Es ist eine reine Touristenenklave und viele dieser ehemaligen Touristen haben sich inzwischen dort niedergelassen. Das ist heutzutage ganz einfach, besonders wenn man über 50 ist.
Wir holten DHARMA BUM III im Asian Phuket Marine and Dockyard aus dem Wasser und anfangs lief auch alles ganz wunderbar. Wir freundeten uns mit dem Manager Jeab an, der ganz vernarrt in unsere Tochter war. Obwohl die Werft um einiges teurer war als Norsand Boatyard in Neuseeland, so schienen doch die Arbeiter ungleich billiger. Schon am zweiten Tag wurden unsere beiden Maschinen und Saildrives ausgebaut und zwar von Virat Hlanden und seiner Gang. Kurze Zeit später fing Khun Oz mit seinen Jungs an unser Boot für die großen Malerarbeiten vorzubereiten. Eigentlich hatte ich vorgehabt, diese zuletzt machen zu lassen aber dummerweise habe ich mich überreden lassen, daß es nichts ausmachen würde. Pustekuchen!
Eine andere Firma machte sich an das Innere. Ein neuer Himmel überall, neue Polster, neue Vorhänge und viele andere Sachen wurden gemacht. Ich muß zugeben, daß unser Boot jetzt wirklich schön aussieht, sowohl von außen wie auch von innen. Trotzdem waren die über fünf Monate auf der Werft eine der frustrierendsten und ärgerlichsten Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren so gemacht haben.
Schon nach kurzer Zeit ging es nur noch im Schneckentempo voran und das obwohl wir die ganze Zeit an Bord lebten und immer zur Hand waren. Und niemand, mit der ruhmreichen Ausnahme von unserem Tischler Sutin Pensawat hatte auch nur die bescheidensten handwerklichen Fähigkeiten. Die schlechtesten Erfahrungen machten wir mit der Generalüberholung der beiden Diesel und Antriebe. Obwohl wir diese an Land getestet hatte, machten sie später erhebliche Schwierigkeiten, sobald wir im Wasser waren.
Keine der beiden Maschinen wollte anspringen, so daß wir den Mechaniker um Hilfe bitten mußten. Auf dem Weg zum Ankerplatz wurde eine Maschine zu heiß, so daß ich sie schnellstens abstellen mußte. Die andere produzierte keinen Strom. Der sogenannte Elektriker-cum-Mechaniker Virat Hlanden hatte das Massekabel nicht vernünftig installiert, so daß sowohl die Lichtmaschine als auch der teure externe Xantrex Alternator Regulator (XAR) Regler den Geist aufgaben. Die Lichtmaschine hatte ich gerade erst in Neuseeland gekauft. Da war ich dann mal wieder so richtig glücklich! Dazu kam noch, daß sowohl das Motor- als auch das Getriebeöl aus den Maschinen und dem Saildrives siffte, und zwar in ganz erheblichen Mengen. Immerhin kam kein Wasser in die Saildrives hinein...
Dann bemerkte ich, daß unser Außenborder plötzlich nicht mehr anspringen wollte. Als ich die Haube abnahm, bemerkte ich sofort einen klaffenden Riß unter dem unteren Zylinder. Die Jungs in der Werft müssen das Teil runtergeschmissen haben. Natürlich haben die dazu kein Wort verlauten lassen. Der Schaden war irreparabel, so daß mir nichts anderes übrig blieb als tief in die Tasche zu greifen und einen neuen Motor zu kaufen.
Da war ich dann bald so sauer, daß ich mich mit Mordgedanken trug. Glücklicherweise behielt die Vernunft die Oberhand und ich befinde mich nach wie vor auf freiem Fuß. ; - )
Sehr traurig fanden wir, daß wir bis auf Sutin keinen einzigen Thai-Freund in Phuket kennengelernt haben. Jeder, der uns ein wenig besser kennt, weiß daß diese Freunde zu den Hauptgründen gehören, warum wir auf diese oft unbequeme, anstrengende und manchmal auch gefährliche Weise leben. In dieser Hinsicht war Phuket ein Schuß in den Ofen. Aber voll! Glücklicherweise halfen uns unsere ausländischen Freunde über diese Enttäuschung hinweg. Vielen Dank, Jungs!
Was wirklich wunderschön ist, sind die Inseln zwischen Langkawi und Phuket. Das sind die Ecken von denen man träumt. Unzählige Sachen sind unter Wasser zu sehen, Schönheit an Land, ruhig, friedlich und einsam. Bevor wir aus dieser Ecke verschwinden, hoffen wir diese Ankerplätze ein weiteres Mal genießen zu können.
Auf dem Törn zurück nach Langkawi waren wir viel zusammen mit den Schweizern Martin, Theres und Ann von der STYRR. Normalerweise bevorzugen wir es alleine zu segeln, in unserem ganz eigenen sehr langsamen Rhythmus. Es war etwas völlig Neues mal mit einem anderen Boot zusammen zu segeln.
Wir kamen ganz wunderbar miteinander aus. Die beiden Kinder spielten zusammen, die Erwachsenen unterhielten sich und es wurde nie langweilig. Ich kann es immer noch nicht so recht fassen, daß Martin diesen antiken Rahsegler oft ganz alleine segelt. Und wie er mit den beiden uralten Rolls Royce Motoren fertig wird, wird mir wohl auch immer ein Rätsel bleiben. Hut ab!
Zurück in Langkawi haben wir erst einmal unsere Freundschaft mit der Chinesischen Familie von
Sin Hwa Cold Storage erneuert. Aurora Ulani freute sich ganz besonders endlich wieder mit Junxuan und Ningning spielen zu können. Unser Freund mit der Bananenplantage, Abraham/Ibrahim war gerade auf See, um zu fischen aber als er ein par Tage später wieder da war, konnten wir uns auch wieder treffen.
Dann mußten wir natürlich damit anfangen, all die Schäden zu beheben, welche die Jungs in Phuket angerichtet hatten, aber ich werde Euch nicht mit den Details langweilen. Inzwischen haben wir einen nagelneuen 15 PS Außenborder von Yamaha und auch die Lichtmaschine wurde neu gewickelt.
Bald dürfte die STYRR hier wieder eintrudeln und auch die Ankergenehmigung für den Tschagos Archipel haben wir schon erhalten. Als nächstes kommen die Visa für Mauritius, Madagaskar und Südafrika dran und irgendwann soll es dann los gehen über den Indischen Ozean. Wir planen uns weit abseits von den Gebieten zu halten, wo die Piraten zur Zeit ihr Unwesen treiben.
Am 30. Dezember wird Aurora Ulani ihren siebenten Geburtstag feiern. Bis jetzt hat sie das jedes Jahr in einem anderen Land gemacht. Mit der Schule läuft es ebenfalls prima, obwohl ich sagen muß daß es doch eine Menge Arbeit für die Eltern ist. Bis gegen 10:00 Uhr morgens oder kurz danach unterrichte ich Deutsch, wonach Liping mit Chinesisch und der Calvert School an der Reihe hist. Das dauert dann bis Mittags oder oft auch noch weit in den Nachmittag hinein. Aurora Ulani ist zur Zeit komplett dreisprachig; im Verstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben. Ihre beste gesprochene Sprache ist ihre Muttersprache Mandarin-Chinesisch, ihre beste geschriebene Sprache ist Englisch. Deutsch Lesen klappt auch ganz gut, aber beim Schreiben strandet sie oft an den Klippen der deutschen Grammatik. Dies ist einer der Gründe warum ich jetzt eine weitere Stunde Deutschunterricht ins Programm genommen habe.
Vor einiger Zeit hat mich meine schöne und einzigartige Frau mal wieder sehr überrascht, als ich sie nämlich fragte, was wir wohl machen sollen, wenn wir unseren Kutter in der Karibik nicht vernünftig verkauft kriegen. Ihre Antwort war: "Dann segeln wir eben noch einmal über den Pazifik! Warum nicht?" Warum also nicht?!? Sie deutete darauf hin, daß Kinder in Taiwan erst mit 12 auf die Junior High School kämen, während man in D-Land schon im Alter von 10 Jahren aufs Gymnasium kommt. Das würde heißen, daß wir noch fünf Jahre lang diesen höchst interessanten Lebensstil genießen könnten statt wie ursprünglich geplant nur noch maximal drei weitere Jahre. Wir werden sehen. Auf jeden Fall wird das Leben auch weiterhin höchst interessant und aufregend bleiben.
Wir hoffen, daß es Euch allen gut geht und daß wir bald einmal wieder etwas von Euch hören werden!
Viele liebe Grüße aus Kuah, Langkawi, Malaysia schicken Euch Holger, Liping & Aurora Ulani auf dem Kat DHARMA BUM III
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