Moinsen,
Gerade waren wir wieder im Wasser, so erzählte man uns Horrorgeschichten über einen nahenden Sturm mit bis zu 70 Knoten. Ich hoffte die ganze Zeit, daß unsere Freunde uns wohl ein bißchen erschrecken wollten, aber dem war leider nicht so. Ist schlecht für die Nachtruhe, so was! Doch der neue schwere Bügelanker hielt prima und grub sich immer tiefer in den Schlamm ein. An unserem geschützten Ankerplatz im Fluß maßen wir immer noch 50 Knoten.
Gerade noch in letzter Minute verkauften wir unser Auto & dann hatten wir es plötzlich ganz eilig, denn eines der seltenen Wetterfenster tat sich auf. Dank der "Paihia Bombe", eines Anti-Seekrankheits-Cocktails, ging es uns allen recht gut obwohl die Restdünung des Sturmes den ersten Tag recht holperig machte. Am vierten Tag auf See meinte unser Wetterguru allerdings, daß es "haarig" für uns werden könnte.
So kam es dann auch. Das Wetter wurde schlechter und schlechter und als der Wind kontinuierlich mit 40 Knoten oder mehr blies, holte ich alle Segel runter. Meine beiden Mädels waren furchtbar seekrank, der Windgenerator arbeitete sich lose und das Bimini-Sonnendach hielt der Kraft des Windes nicht mehr statt. In den Spitzen heulte es mit 60 Knoten. Drinnen war alles total naß und das Chaos war unbeschreiblich. DHARMA BUM III hielt sich allerdings ganz wacker und wieder einmal zeigte sich, daß unser Kahn wirklich schweres Wetter sehr gut ab kann. Das Vertrauen in unsere Kiste steigt dadurch immer mehr. Das war der Tag an dem unser Freund Martin in Ilan, Taiwan, ertrunken ist. Für uns war der Spuk glücklicherweise nach nur 36 Stunden vorbei.
Die letzten paar Tage war das Wetter so, wie wir es uns wünschen. Sehr leichte Winde und eine ruhige See. Wir kommen kaum vorwärts, aber darauf legen wir ja - im Gegensatz zu fast allen anderen Seglern - fast gar keinen Wert. Wir waren damit beschäftigt unsere schwimmende Tropfsteinhöhle trocken zu legen und diverse Sachen zu reparieren. Der KISS Windgenerator ist festgelascht, das Bimini ist auch wieder oben und die Maschinen sind gewartet. An der Elektrik habe ich (wieder mal) ein paar Änderungen vorgenommen, denn Strom ist nach wie vor Mangelwaren an Bord.
Jetzt überlegen wir uns gerade, ob wir wie geplant in Richtung Torresstraße, Darwin und Madagaskar weitersegeln sollen. Dann nämlich könnte unsere Weltumsegelung - und damit dieser Lebensstil - schon in einem Jahr beendet sein. Oder aber wir biegen ab in Richtung Asien, um unseren Kahn erst einmal wieder richtig auf Vordermann zu bringen. Die dritte Möglichkeit wäre eine weitere Saison auf den Südseeinseln in Vanuatu und den Solomonen mit unseren Freunden von der WAKATAITEA und der ZANGEZI. Lagerfeuer am Strand, Schnorcheln, freundliche Insulaner und all die Sachen, die wir jetzt schon vermissen, obwohl wir den Pazifik ja noch gar nicht verlassen haben. Eines ist nämlich klar: Wenn wir durch die Torresstraße durch sind, wird es für uns kein Zurück mehr geben. Wieder mal eine schwierige Entscheidung. Vielleicht werden wir sie schlicht und einfach dem Wind überlassen. :-)
Viele Grüße von Aurora Ulani, Liping & Holg - DHARMA BUM III
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