Donnerstag, der 17. April 2008
Am Sonnabend, dem 12. April 2008 habe ich zum ersten Mal Sashimi aus "Pacific Blue Marlin" (ein sehr großer Schwertfisch, wird bis zu 500 kg schwer) gegessen. Es schmeckte gut, aber ich muß sagen, daß mir das rote durchsichtige Fleisch vom Thunfisch als Sashimi weitaus am besten gefällt. Aber auch Mahi Mahi und Wahoo schmeckten gut roh, vor allem mit Kokosmilch auf polynesische Art (Poisson Cru).
Die nächsten paar Tage war ich unter DHARMA BUM III zugange, um das Unterwasserschiff zu reinigen. Das ist ganz schön anstrengend & man kommt gut aus der Puste dabei. Trotzdem bin ich nicht fertig geworden, denn da ich nicht frisch rasiert war, lief mir immer Wasser in die Taucherbrille. Außerdem habe ich noch Wasser und Benzin geholt, so daß wir inzwischen komplett vollgetankt sind. Abends war ich dann kurz bei Johnny Willis aus Nauru , der ankündigte, daß er uns gerne noch einmal an Bord besuchen würde, bevor wir hier abhauen. Auch der Marschallese Anton deBrum meinte, daß er mir unbedingt noch ein paar vernünftige Angelsachen schenken wollte.
Mittwoch morgen bin ich gleich wieder über Bord gesprungen, um weiter an den Rümpfen herumzukratzen. Dieses Mal trug ich allerdings meinen Bleigürtel & arbeitete eine Etage tiefer. Dazu kann ich nur zwei Worte sagen: Puh & Ächz! Trotzdem sind die Rümpfe immer noch nicht so richtig sauber. Kurz vor Mittag riefen auf einmal die Taiwan-Frauen an. Sie haben uns im Luxusrestaurant Uliga zum Essen eingeladen. Im Nebenzimmer saß übrigens Präsident Litokwa Tomein und ließ es sich ebenfalls gut schmecken. Es gab ganz wunderbaren Ma Po Dofu und Spinatblätter auf chinesische Art. Sehr lecker! Außerdem Spargel, Krabben und alle möglichen anderen Köstlichkeiten. Es schmeckte so gut, daß wir viel zu viel gegessen haben. Anschließend ging es zu einem ehemaligen Cafe, das gerade Räumungsverkauf hatte. Auch hier wurden wir fündig & haben wieder 87 Taler verbraten. Dafür gab es ganz edle italienische Soßen (Il Saporito mit einer leckeren Gewürzmischung, gutes Olivenöl, guten dunklen Balsam-Essig), fünf Liter Pastis aus Marseille, Kaffee, getrockneten Tintenfisch, und natürlich wieder jede Menge Zutaten für chinesisches Essen. Langsam muß ich meine liebe Taitai doch lieber bremsen, denn sonst wird es wirklich zu schlimm mit dem Gewicht - und dem Platz - an Bord.
Denkste! Sie ist dann mit Aurora los, um noch zwei große Säcke Reis und etliche Kilo Zucker zu kaufen. Um kurz nach 17:00 Uhr habe ich den Kram ins Beiboot verladen & habe gleichzeitig Nauru-Johnny & Nauru-Geoff abgeholt. Anton mußte noch sein Boot aus dem Wasser holen & wurde später von jemand anders vorbei gebracht. Ich habe den Jungs unser Boot gezeigt & erklärt. Anton schenkte mir zwei künstliche Köder mit wahrhaft riesige Angelhaken, womit man getrost auch die größten Fische angeln kann. Sie sehen aus wie Tintenfische & ich habe sie gerade eben fotografiert. Anton riet mir, die dicken Angelsehnen direkt an der größten Klampe zu befestigen & den Fisch eine Weile hinterher zu schleifen bis er eben tot ist. Es wäre nicht weise so ein Riesenvieh an Bord zu hieven, wenn es noch leben würde, selbst wenn es kein Hai ist. Hmmm.... Wie kriege ich denn so einen schweren Fisch überhaupt an Bord? Motor an & per Ankerwinsch? Ich glaube ich werde erst einmal mit dem kleineren Köder anfangen.
Die Jungs haben mein Dunkelbier, dann das neue (eher potente) Lions-Lager, ihr eigenes XXXX-Bitter & schließlich auch noch das Party-Bier aus Yanjing in China getrunken. Dann hatte ich leider keine kalten Drinks mehr an Bord, denn soooo riesig ist unser Kühlschrank ja nun auch nicht. Botschafter Bruce rief an & meinte, da wir ja nun doch länger bleiben würden (???), sollten wir unbedingt am Freitag- oder Samstagabend zu ihm nach Hause zum Essen kommen und Liping erzählte, daß auch die Taiwanesin Jenny uns gerne am Sonntag besuchen würde. Naja, was soll ich sagen. Die Einladung eines netten Botschafters schlägt man nur ungern aus & da der Wind sowieso gerade mehr aus SO (und damit einer ungünstigen Richtung) bläst und das Wetter auch sonst nicht so besonders ist, haben wir uns überreden lassen noch ein paar Tage mit der Abfahrt zu warten.
Anton meinte noch, daß er unbedingt einmal mein Boot segeln will. Also sollen wir uns bei unserer Rückkehr per Funk bei ihm melden. Er wird sich dann von einem starken Motorboot raus fahren lassen, um dann die letzten paar Stunden am Ruder zu stehen. Er hat nämlich einmal einen "Long Liner" (Thunfischboot der alten Art) vom Osten der Staaten durch den Panamakanal hierher überführt und denkt immer noch gerne zurück an diese Zeit. So ganz nebenbei erfuhr ich übrigens, daß mein Kumpel Vincent Reimers zu einer der bedeutendsten und reichsten Familien auf den Marschallinseln zählt (er ist der Sohn des Reimers-Patriarchen) & auch im Aufsichtsrat der "Robert Reimers Enterprises" sitzt. Ihm gehört sogar eine ganze Insel in diesem Atoll. Die will er aber nicht wirtschaftlich erschließen, sondern so belassen, wie sie ist. Würde man nie denken, wenn man ihn so sieht.
Heute morgen gab es wieder eine gewaltige Sturmbö, wobei draußen vor der Lagune von MOONBIRD bis zu 40 Knoten gemessen wurden. Wie Conny aus Irland heute morgen zu mir meinte: "Everything above 30 knots means business!"
Liping wünscht, daß ich gleich ein neues Faß Bier ansetze, denn sie schlägt immer Alarm, wenn die leeren Flaschen überhand nehmen. So, nun werde ich mal die neueste Grib-Datei mit dem Wetter herunterladen und mich an die Arbeit machen.
Sonntag, der 20. April 2008
Ich habe ja ganz vergessen, daß auch die Weltumsegelung unserer Freunde Linda, David & Isaac auf der PADDY WEST'S vorzeitig geendet hat. David ist Hubschrauberpilot & hatte fest mit einem Job in Australien gerechnet. Das hat anscheinend nicht geklappt, so daß sie gezwungen waren das Boot zu verkaufen, um zurück nach Amiland zu fliegen.
Sie hatten Isaac auf dem Boot per Calvert selbst unterrichtet. Zurück in Amiland durfte er einen Jahrgang überspringen & war trotzdem immer noch Klassenbester. Ich habe immer mehr Zutrauen auf diese Methode!
Donnerstag habe ich Wasser geholt, sowie ein weiteres Faß Bier angesetzt. Obwohl die GRIB-Dateien gutes Wetter anzeigten, war es bis gestern einschließlich ausgesprochen schlecht. Eine Bö folgte der anderen & es regnete so gut wie ununterbrochen. Normalerweise ist das ja nicht so schlimm, aber wenn man arbeiten will, nervt es denn doch. Es kann gut sein, daß der Taifun in der Nähe der Philippinen für diesen Unsinn verantwortlich ist - obwohl etwa 3000 Seemeilen dazwischen liegen.
Freitag habe ich ausklariert, wobei sich alle Beamten wunderten, daß ich bei solchem Sauwetter los wollte. Hinterher war ich bei Huang Jianming, dessen Bruder Hong in Tarawa die Firma Wishing Star hat. Ich habe ihm versprochen ein paar Sachen für Hong & den Bruder seines Angestellten mitzunehmen. Abends ging es dann zum "Long Island Hotel", wohin uns Botschafter Bruce eingeladen hatte. Außer uns waren noch der Präsident der Bank der Marschallinseln (BOMI), Patrick Chen, als auch der Stellvertreter von Bruce, Oliver Wong, seine Frau Mei, deren zwei Kinder, als auch Großhändler Jack & seine Frau Jenny eingeladen. Ich war ganz erstaunt, als ich erfuhr, daß Jack im gleichen Jahr geboren wurde wie ich, denn ich hatte ihn für viel älter gehalten. Nach dem Essen ging es zu Bruce nach Hause, wo hauptsächlich Karaoke gesungen wurde. So kamen wir erst nach Mitternacht ins Bett.
Samstag war Liping Wäsche waschen & einkaufen, während ich Dichtungen für unsere Bordtoiletten ausgewechselt habe. Nun gehen alle vier (!!!) wieder ganz wunderbar. Auch habe ich die alte Luke auseinandergebaut, um die speziellen Scharniere, Handgriffe, Schlösser und Dichtungen auszubauen. Die sind nämlich alle noch gut. Der Rest wurde verschrottet. Außerdem war ich in den beiden Maschinenräumen tätig, einerseits um ein für alle Mal das Problem mit dem Schwimmerschalter zu lösen, als auch um die beiden Diesel zu warten. Hinterher habe ich sie eine Weile laufen lassen, zumal wir eh kaum mehr Strom hatten. Brauche wirklich noch einen "Regengenerator"... ;-)
Abends saß ich lange mit Johnny & Anton zusammen, wobei mir Anton schon wieder etwas schenken wollte. Dieses Mal war es eines seiner oberscharfen Messer, die er immer mit drei Sorten Sandpapier schleift. Ich habe wieder viel über diverse Fische wie Sweet Lips, Snake Mackerel, Trevally als auch über das Hochseeangeln und die Zubereitung der Fische gelernt. So muß man einige Fische
(wie z.B. die Snake Mackerel) sofort ausnehmen & nicht erst, wenn man mit dem Boot wieder an Land ist. Ansonsten wird der Fisch ungenießbar. Anton hat früher viele Preise gewonnen & ist auf diese Weise bis nach Japan gekommen. Jetzt macht er allerdings aus Protest nicht mehr mit, da sich der Club hier weigert, das Mindestgewicht von 200 Pfund (90 kg) auf 300 Pfund (136 kg) heraufzusetzen. Er selbst schmeißt Großfische unter diesem Gewicht wieder zurück ins Meer. Außerdem ist er dafür, daß beim Sportfischen nur Angelhaken ohne Widerhaken verwendet werden dürfen. Er erzählte von einem Fisch, der so riesig war, daß er wohl alle Rekorde gebrochen hätte, wenn er ihn denn auch aus dem Wasser geholt hätte. Er kämpfte viele Stunden mit dem Fisch, wobei er nur eine Leine von 50 Pfund (22 kg) Bruchlast benutzt hatte. Zu guter Letzt wandte der Fisch eine neue Taktik an und tauchte steil ab, so daß schließlich doch die Leine brach.
(wie z.B. die Snake Mackerel) sofort ausnehmen & nicht erst, wenn man mit dem Boot wieder an Land ist. Ansonsten wird der Fisch ungenießbar. Anton hat früher viele Preise gewonnen & ist auf diese Weise bis nach Japan gekommen. Jetzt macht er allerdings aus Protest nicht mehr mit, da sich der Club hier weigert, das Mindestgewicht von 200 Pfund (90 kg) auf 300 Pfund (136 kg) heraufzusetzen. Er selbst schmeißt Großfische unter diesem Gewicht wieder zurück ins Meer. Außerdem ist er dafür, daß beim Sportfischen nur Angelhaken ohne Widerhaken verwendet werden dürfen. Er erzählte von einem Fisch, der so riesig war, daß er wohl alle Rekorde gebrochen hätte, wenn er ihn denn auch aus dem Wasser geholt hätte. Er kämpfte viele Stunden mit dem Fisch, wobei er nur eine Leine von 50 Pfund (22 kg) Bruchlast benutzt hatte. Zu guter Letzt wandte der Fisch eine neue Taktik an und tauchte steil ab, so daß schließlich doch die Leine brach.
Als ich auf die Uhr sah, bekam ich einen Schock, denn es war schon wieder 2:00 Uhr geworden.
Heute scheint endlich wieder die Sonne, so daß wir hoffen demnächst bei gutem Wetter absegeln zu können. Vorher muß ich allerdings noch das Bier abfüllen, denn es blubbert nicht mehr im Wasserverschluß. Muß man ja nicht gerade am ersten Tag auf See machen, wenn man seekrank ist. Heute um 17:00 Uhr kommen die Taiwanesen Jack, Jenny, Oliver, Mei, Debbie, Albert und drei Kinder zu Besuch. Sie wollen den Geburtstag von Mei & Liping feiern, die beide am 28.4. geboren wurden. Die sie nicht wollen, daß Liping für alle kocht, werden sie das Essen selbst mitbringen.
Dienstag, der 22. April 2008
Das Dinghy liegt inzwischen auf dem Vordeck & der Außenborder ist im Cockpit verstaut. Eigentlich wollten wir ja schon längst weg sein, aber das Wetter war schlicht und einfach zu besch....eiden. :-)
Sonntag kamen Jack & Jenny mit ihrem Sohn vorbei. Der Rest der Bande hat abgesagt. Albert mußte einen wichtigen Report schreiben, Oliver hatte Angst, daß seine Kinder ins Wasser fallen und ansonsten hat das Wetter bestimmt auch eine Rolle gespielt. Trotzdem war der Abend recht gut & Jack meinte, wenn er gewußt hätte wie angenehm es ist im Cockpit zu speisen, so hätte er öfter sein Essen mitgebracht um hier zu essen. Sein Sohn fing einen Fisch und später kam auch noch Russ von HUEGELIG mit seiner Filipina Freundin vorbei.
Montag war erst einmal Abwasch, Aufräumen, sauber machen & natürlich Bier abfüllen angesagt. Außerdem war plötzlich der Abfluß in der Küche verstopft. Bei all diesen Geschichten wurden wir ob des Wetters immer vergriester. Auch jetzt kommt der Wind immer noch von vorne, aber wenigstens gibt es weder Sturmböen noch Regenschauer. Also werden wir gleich hier abdampfen und mindestens einen Ankerplatz weiter fahren, um dort die Nacht zu verbringen. Wenn der Wind mitspielt fahren wir allerdings direkt durch den Paß und dann Richtung Tarawa.
Ihr werdet also erst in etwa 10 Tagen von uns hören, wenn wir in Tarawa Zeit für das Internet haben.
Maifeiertag 2008
Breite: 01°21.93'N Länge: 172°55.80'O
Mit dem Ankerplatz wurde es nichts, denn dort hing ein großes Motorboot an der Muring. Folglich ging es gleich weiter durch die Passage, wobei ich bemerkte, daß uns eine kleine Ketsch folgte. Später erfuhren wir über Funk, daß es Conny & James auf dem Weg nach Vanuatu waren. Kaum waren wir durch die Passage durch, ging es auch schon los mit Regen und Sturmböen. Wir wurden alle drei seekrank & ich mußte all meine Überredungskünste aufbringen, um Liping dazu bewegen trotzdem ihre Pillen zu schlucken. Glücklicherweise halfen sie, obwohl man sie eigentlich vorher schlucken sollte.
Mittwoch, den 23. April gingen gleich beide Vorsegel kaputt. Der Garmin-GPS ging zwar noch, wollte aber keine Daten an den Autopiloten übermitteln, so daß ich ihn gegen den alten austauschen mußte. Immer wenn ich den Seehahn meiner Toilette öffnete, rieselte dort trotz Schwanenhals Wasser hinein. Am schlimmsten war aber die Tatsache, daß der Acer Computer, den wir hauptsächlich für die Navigation benutzen, unbemerkt unter einer Leckstelle stand. Er war total naß geworden und als Liping ihn anschaltete, gab er keinen Pieps mehr von sich. Selbst die LEDs wollten nicht mehr aufleuchten.
Da Aurora auch am nächsten Tag immer noch unter schwerer Seekrankheit litt - zum ersten Mal meinte sie, daß es vielleicht doch eine gute Idee wäre DHARMA BUM III zu verkaufen - strich ich morgens um 9:00 Uhr alle Segel & wir trieben erst einmal 24 Stunden lang. Da ging es unserem kleinen Rumpelstilzchen schon wieder viel besser, fast so als ob gar nichts gewesen wäre.
Am fünften Tag, morgens gegen 4:00 Uhr, versuchte Liping unsere alte Taktik anzuwenden und wollte einer Sturmbö den Achtersteven zuwenden. Es gab einen Knall, die Genuaschot brach - ist uns nun schon das zweite Mal passiert, und dieses Mal hatte ich eine neue Schot eingesetzt - und das Mylar-Vorsegel zerschredderte sich, wobei sich der ganze Mist um Vorstag, Wanten, Saling und so weiter wickelte. Merke: Halse nie während einer Bö! Vorher ist ja ok, aber nicht wenn es mit 30, 40 oder noch mehr Knoten kachelt.
Natürlich stellten sich die "Fäden" im Mylar Material als extrem stabil heraus, so daß ich schon befürchtete dort hoch zu müssen, um den ganzen Mist abzuschneiden. Glücklicherweise bekam ich aber das Segel trotzdem herunter und konnte dann an Deck herumschnibbeln.
Als wir die neu geklebte Dacron-Rollgenua setzten, zerfledderte auch diese sofort, wohl weil der Kontaktkleber noch nicht genügend durchgehärtet war. Also alles wieder runter und weiter treiben lassen. Dieses Mal 33 Stunden lang. Währenddessen manövrierten wir die nasse, schwere und riesengroße Rollgenua rein in unser Wohnzimmer, denn draußen regnete es fast ununterbrochen. Drinnen trockneten wir das Teil so gut wir konnte, klebten es erneut & machten uns daran es zusätzlich zu nähen. Sah zwar aus wie Frankensteins Monster, schien uns aber recht stabil zu sein.
Auf jeden Fall hielt das Segel dann erst einmal wieder und wir konnten weiter gen Tarawa dackeln. Leider waren wir nun so weit abgetrieben, daß wir um das Gegenankreuzen nicht mehr herum kamen. Nicht so der Hit auf einem Mehrrumpfboot, schon gar nicht wenn es total überladen ist. Wir verschoben das Kreuzen also auf später. Manchmal hat man ja auch Glück und der Wind dreht sich in eine günstigere Richtung. Manchmal wird man dann auch gefragt, was man denn des Nachts so träumt...
Kurz bevor ich Liping zum Geburtstag gratulieren konnte, gab es schon wieder Streß. Eigentlich war es ungewöhnlich ruhig gewesen, das Meer versuchte nicht alle paar Sekunden unseren Tisch vom Sockel zu reißen und ich hatte über meinem Kopf eine Luke geöffnet, da es mit über 30°C doch ein wenig warm war. Prompt kam eine Welle von irgendwo aus dem Lande Nirgendwo, durch die Luke, auf meinen Kopf - und auf den Computer. Dieses Mal waren es gleich ein paar Liter Salzwasser & ich schrieb den Acer endgültig ab.
Ihren 38. Geburtstag verbrachte die beste aller Frauen in Regenzeug am Ruder, denn wieder einmal folgte einer Bö der anderen. Dabei entwickelte sie die Theorie, daß man vielleicht an den Wellen sehen könnte, welche Bö denn nun von heftigem Wind begleitet wird und welche hauptsächlich aus Regen besteht. Das war dann so wie bei Radio Eriwan. Im Prinzip stimmt das nämlich anscheinend, nur hat man dann vielleicht zwei Sekunden, um zu reffen. So schnell geht das natürlich nicht & so bleibt einem gar nichts anderes übrig als sofort zu reffen, sobald man eine dunkle Wolke am Horizont entdeckt. In dieser Ecke ist das mit unglaublich viel Arbeit verbunden. Selbst jetzt noch sind meine Hände angeschwollen und jucken vom ewigen Zerren an Schoten, Fallen und Winschen.
Eines schönen Tages konnten wir sogar alle Segel setzen und als sich herausstellte, daß wir um das Kreuzen nicht herum kommen würden, ging es dann auch relativ erfolgreich gegen den Passat gen Osten. Leider währte dieser Zustand nur wenige Stunden, denn schon bald kachelte es wieder aus allen Rohren. Trotzdem sahen wir abends um 18:15 Uhr die Palmen von Abaiang vor uns liegen und - Wunder über Wunder - auch der Computer lief wieder. Trotzdem bin ich froh, daß ich mir gleich zwei von den Viechern zugelegt hatte!
Von da an ging es stetig auf die Einfahrt von Tarawa zu, so daß ich kurz vor Mitternacht die Segel bergen mußte. Ehrlich gesagt gefiel mir das ganz gut, denn in buchstäblich stockdunkler Nacht auf ein Korallenriff zuzulaufen ist mir trotz GPS & modernster Seekarten ausgesprochen unheimlich. Erst zunehmende Sorge und dann irrationale Angst machten sich in mir breit, doch als ich sah, daß wir trotz des Ostwindes nach Süden trieben, gefiel mir die Sache schon ein wenig besser.
Am 9. Tag (andere Boote brauchen für diesen Trip weniger als drei Tage, aber immerhin trieben wir von dieser Zeit zwei Tage und 16 Stunden in die falsche Richtung) fegte schon wieder ein Unwetter über uns hin, doch als es ein wenig ruhiger war, liefen wir mit den beiden Dieseln auf den Paß zu. Auch die Segel hatte ich kurz oben. Manchmal konnte ich Betio überhaupt nicht mehr sehen & zu allem Überfluß quasselte Radio Tarawa etwa eine Dreiviertelstunde mit mir über UKW, so daß Liping sich alleine um das Boot kümmern mußte. Nächstes Mal werde ich mich garantiert nicht per Funk anmelden! Jedenfalls ankerten wir gegen 10:30 Uhr vor Betio. Wir gruben den Delta-Anker extragut ein und drei Stunden später war das Beiboot samt Außenborder im Wasser und ich war unterwegs zum Zoll. Dort war allerdings immer noch geschlossen & als die Trulla endlich von ihrem ausgedehnten Mittagessen wieder im Büro erschien, ließ sie mich 40 Minuten warten, um dann genau das zu machen, was ich den Leuten dort schon viel früher erzählt hatte. Ich brachte den Zöllner (dieses Mal nicht barfüßig, sondern in Badelatschen) an Bord und schwang mich daraufhin in den Minibus nach Bairiki zur Einwanderungsbehörde. Dort wollten sie mir zu meiner Überraschung nur 30 Tage Aufenthalt gewähren. Danach wären A$ 60 pro Person für eine Verlängerung fällig. Maximal könne ich insgesamt vier Monate hier bleiben.
Kaum war ich wieder an Bord, um meine beiden Mädels abzuholen, da bekamen wir einen langen Anruf von Steffi. Weiter ging es zur Taiwan-Botschaft und von dort aus zu den Kiribati Hash House Harriers. Auch dort gab es etliche Veränderungen. Die alte Garde war so gut wie gar nicht vertreten und alle tranken Cola, Wasser oder ähnliche Sachen. Hmmm...
Die ruinierten Trampoline kann ich hier nicht vernünftig reparieren lassen, so daß ich versuchen werde eine Rolle Tauwerk zu kaufen, um wenigstens behelfsmäßig ein Sicherheitsnetz zu bauen. Das Beiboot wird beim nächsten Törn ohne Außenborder an der Edelstahlkette in den Davits bleiben & zusätzlich mit Gurten abgesichert werden. Vielleicht ist das eine bessere Methode, als es auf dem Vordeck spazieren zu fahren, zumal wir ja eh viel zu kopflastig sind. Die beiden vorderen Hilfstanks werden wir in Zukunft ebenfalls leer lassen, es sei denn es geht auf eine wirklich lange Reise. Das spart dann noch einmal 265 kg an Gewicht. Gewichtsersparnis steht von jetzt an sowieso an oberster Stelle.
Mittwoch, der 7. Mai 2008
Breite: 01°21.93'N Länge: 172°55.80'O
Am Maifeiertag war ich im "Wishing Star Restaurant", denn ich hatte Huang Jianhong und seinem Koch ein paar Sachen aus Majuro mitgebracht. Hong hat sich total darüber gefreut & wollte sich auch gerne einmal DHARMA BUM III ansehen, so daß wir ihn gleich mit an Bord genommen haben. Außerdem hat er uns überreichlich beschenkt, vor allem mit leckeren Würsten aus Kanton
(Guangdong), wo er ursprünglich herkommt.
(Guangdong), wo er ursprünglich herkommt.
Freitag, den 2. Mai, war ich kurz in Bairiki, während wir nachmittags wieder bei Hong waren, denn er hatte uns den Gebrauch seiner Waschmaschine angeboten. Sonnabend ging es dann schon morgens zur Taiwan-Farm, denn wir hatten ja noch die Calvert-School Pakete als auch etliches an Proviant für Megan & Tsai Mama an Bord. Dort haben wir auch zu Mittag gegessen. Sonntag warteten wir dann vergeblich auf zwei Anrufe. Schließlich kam Hong per Aluboot vorbei, um uns zu sagen, daß er uns nicht anrufen könne. Kaum war er an Bord, wurde er richtig seekrank, wie ihm das noch nie passiert war. Er ist ja oft zu den Außeninseln unterwegs. Später ging es wieder ins "Wishing Star Restaurant", wo er uns zusammen mit seinem Freund Mr. Lu aus Hong Kong (exportiert Seegurken) zu einem leckeren Dinner eingeladen hat. Zu trinken gab es goldenes Holg-Bier, was Hong besser schmeckt als "Victoria Bitter" aus Australien. Ich selber bin allerdings nur von dem "Indian Pale Ale" von Coopers wirklich überzeugt.
Auf dem Rückweg wurden wir total naß, denn es folgte mal wieder ein Regenschauer auf den anderen. Da der Wind auch noch mit über 35 Knoten blies, kam ich erst spät nach 1:00 Uhr ins Bett. Der Anker hielt allerdings prima. Ist auch besser so, denn das Riff liegt direkt hinter uns...
Tja, und am nächsten Tag hatte ich dann so heftig La Duzi, wie schon seit Jahren nicht mehr. Ich war so krank, daß ich den ganzen Tag im Bett bleiben mußte. Meinen beiden Mädels ging es allerdings gut. Vielleicht habe ich einfach zu viel Sashimi mit Sesamöl, Sojasoße und Chilischoten gegessen. Oder zu viel Hummer. Oder ich kann die hiesigen Bakterien immer noch nicht ab. Natürlich gab es wieder starke Böen, so daß Liping stundenlang vor dem Navigationscomputer saß, um rechtzeitig zu sehen, ob wir etwa ins Treiben geraten würden.
Dienstag war ich wieder halbwegs fit, so daß ich mich daran gemacht habe die Trampoline wenigstens notdürftig zu reparieren. Ursprünglich wollte ich gutes Tauwerk kaufen, aber so etwas gibt es hier natürlich nicht. Als Hong & ich mehrere Läden abklapperten, kriegte er fast einen Anfall ob der Preise. Beim Betio Shipyard wollten sie z.B. für eine 300 Meter Rolle Nylontauwerk über A$ 300 haben. Dafür kann man sich in China schon ein kleines Motorrad kaufen, meinte Hong. Also habe ich mich mit 2 x 61 Meter Polypropylen leine von 3 mm Durchmesser beschieden. Dieses habe ich dann nach der Art eines Fischernetzes verknüpft. Die alten Trampoline sind obendrauf, um die Last möglichst gleichmäßig zu verteilen. Das Segel habe ich mit Kontaktkleber (kostet hier das Dreifache verglichen mit Majuro) geklebt & Liping hat zusätzlich noch genäht. Und "nebenbei" die Calvert Lektion 58 unterrichtet. Außerdem bekamen wir noch Anrufe von Steffi, Craig und meinem Vater. Botschafter Craig wird heute nicht zum Hash gehen, denn er muß zum Präsidenten. Dafür hat er uns aber für morgen zu sich eingeladen, denn wir hatten ihm gesagt, daß wir wohl nicht mehr lange hier bleiben werden.
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Unser Hauptproblem ist zur Zeit mal wieder unser Boot. Wir müssen endlich einmal irgendwohin, wo man es *vernünftig* reparieren kann (wir brauchen neue Vorsegel, neue Trampoline, und müssen endlich mal die Lecks in Angriff nehmen). Und wo es trotzdem noch erschwinglich ist, wo wir von den Visa als auch von der Wirbelsturmsaison her genug Zeit dazu haben. Ihr könnt Euch kaum vorstellen, wie schwierig es ist, all diese Sachen unter einen Hut zu bekommen, denn danach wollen wir ja weitersegeln, was auch immer nur zu einer bestimmten Jahreszeit geht. Und schließlich würden wir ja auch noch gerne Weihnachten 2008 und die Goldene Hochzeit 2009 in Frörup verbringen. Eine wirklich gute Lösung gibt es nicht, so viel ist schon einmal klar. Entweder müssen wir eine sehr lange Zeit im teuren Australien verbringen oder aber die Taifunsaison in den Philippinen. Die Witwe Robert Adairs lebt zwar angeblich außerhalb des Taifungürtels, aber ich weiß nicht ob ich mein Boot dort auch aus dem Wasser holen kann. Wir haben einfach zu viele kleine Lecks, die unglaublich nerven, weil man sich andauernd darum kümmern muß. Auch ist fraglich, ob unser Boot dort überhaupt sicher ist.
Und ein Aufenthalt in Australien würde garantiert zigtausend von Talern kosten, zumal der australische Dollar gerade so hoch steht. Dazu kommt dann noch die Route selbst. Nur ausgesprochen ungern möchten wir noch einmal durch die blöde Intertropische Konvergenzzone (ITCZ) segeln. Inzwischen wissen wir übrigens, warum es hier so turbulent zugeht. In dieser Ecke treffen der Nordost- und der Südostpassat in einem so steilen Winkel aufeinander, daß man zu jeder Zeit mit gewaltigen Sturmböen rechnen muß. Klasse, ne?
Australien, die Solomonen und Papua Neuguinea haben allerdings auch sehr ernsthafte Nachteile. Wegen der riesenhaften und extrem gefährlichen Salzwasserkrokodile kann man überhaupt nicht ins Wasser - und so auch nicht das Unterwasserschiff reinigen, was alle zwei Wochen geschehen sollte. Die Australier beschlagnahmen so gut wie allen Proviant an Bord, oft wird eine Reinigung des Unterwasserschiffs per Dampfstrahler angeordnet (teuer) und von den Visa her ist es ebenfalls sehr großer Streß.
Doch selbst damit noch nicht genug. Wie nämlich geht es nach dem Aufenthalt weiter? Von den Philippinen durch das Südchinesische Meer nach Singapur, Malaysia und Thailand? Oder von Australien quer über den Indischen Ozean? Und wollen wir überhaupt wirklich um das Kap der Guten Hoffnung, wo es garantiert sehr kalt wird und alle paar Tage ein Sturm angerauscht kommt? Oder vielleicht doch lieber durch das rote Meer (nichts als Riffe, Gegenwind & unfreundliche Leute), den Suezkanal und das Mittelmeer (hoher EU-Einfuhrzoll für DHARMA BUM III, Mistral & wieder extrem hohe Kosten)?
Oft denke ich, daß SOULS CALLING, PADDY WEST'S & HAI YUN vielleicht doch am schlauesten sind, denn sie haben ihre Boot ja in Australien verkauft. So schwierig wie dieses Mal war die Entscheidung noch nie. Eine wirklich gute Lösung gibt es nicht.
Andererseits meint Liping, daß sie noch bis zu sechs Jahren weiter segeln könnte. Dann steht natürlich das Sparen an oberster Stelle, was wiederum Australien ausschließt und einen längeren Aufenthalt in Asien ermöglichen würde. Harold & Diana von ZEPHYRUS waren ja eh der Meinung, daß Asien auf der ganzen Weltumseglung die beste Ecke war. Sie bereuten es später sehr nicht längere Zeit dort zugebracht zu haben.
Zur Zeit sieht es jedenfalls so aus, als ob wir erst einmal nach Port Vila in Vanuatu segeln werden. Von dort dann weiter Richtung Neukaledonien und Brisbane oder aber Richtung Honiara in den Solomonen, Papua Neuguinea, Palau und den Philippinen. Ich warte allerdings auch noch auf Antwort von Karl, Libu & vor allem Kai Hauschke als auch Herbert Salvenmoser und Jerry. Wäre ja dumm, nicht auf deren Ratschläge zu hören.
Donnerstag, der 8. Mai 2008
Breite: 01°21.93'N Länge: 172°55.80'O
Gestern war ich also bei Hong, der mir angeboten hatte sein "Coconut Wireless" zu benutzen. Ist ein WiFi-System mit starken Sendern, Antennen & Empfängern, was fast überall in Süd-Tarawa funktioniert. In etwa so, wie man in D-Land eine DSL-Leitung benutzt. Kostet etwas über A$ 60 im Monat & man ist permanent online. Wenn es denn funktioniert.
Er war gerade dabei ein geliehenes Kurzwellenradio anzutesten, denn seines ist im Eimer & er braucht es dringend für die Kommunikation mit den Außeninseln, die er mit Reis und anderen Sachen beliefert. Und damit verdient er ganz erstaunliche 10.000 bis 15.000 Dollar im Monat!!! Auch Taiwan-Jack von Home Garden in Majuro hat auf diese Weise seine Millionen gemacht & war selbst ganz erstaunt, wie unglaublich gut das Geschäft lief. Es sieht schlicht und einfach so aus, daß sie zur richtigen Zeit in das richtige Geschäft eingestiegen sind. Und natürlich sind sie dermaßen sparsam, daß es schon nicht mehr feierlich ist (die Wohnung Hongs ähnelt einer Bretterbude wie in einem Slum) & arbeiten wie man es in den sogenannten zivilisierten Ländern noch nie gesehen hat. Hong war noch ein ganz kleines Kind, als ich mit dem ersten DHARMA BUM unterwegs war & obwohl er noch so jung ist, denkt er schon jetzt daran in nicht allzu ferner Zukunft in den Ruhestand zu treten. Eventuell in Australien oder Neuseeland.
Ich habe Huang Jianhong eine Flasche japanischen Sake geschenkt, aber gegen seine Großzügigkeit kommt man eh nicht gegenan. Er schleppte nämlich gleich wieder acht Dosen XXXX-Bitter an, kochte eigens für mich ein Nudelgericht, was ich aber leider gar nicht essen konnte, da Liping mich für 19:30 Uhr zum Abendessen bestellt hatte. Er beklagte sich, daß ich ihn nicht angerufen hatte, denn dann hätte er mich vom Hafen abgeholt, statt mich quer über die Insel zu Fuß gehen zu lassen. Und natürlich hat er mich auch wieder zurück gebracht. Außerdem meinte er, daß wir sein Auto leihen könnten, solange wie hier blieben. Haben wir aber dankend abgelehnt. Dafür haben wir ihn & seine Familie für Sonntag an Bord eingeladen.
Als ich gerade wieder zu Hause ankam, kam natürlich eine Bö angepfiffen, aber Liping war auf Zack und hatte den Nav-Computer und den Autopiloten angeschmissen. Sobald ich das Beiboot oben in den Davits hatte, habe ich dann auch beide Maschinen angeworfen, hauptsächlich um zu sehen ob sie auch gut anspringen. Das taten sie. Nach nur 10 Minuten habe ich sie also wieder ausgeschaltet und irgendwann war dann auch der Spuk vorbei. Wir haben drinnen ganz leckere Cremehühnchen a la Liping gegessen & saßen dann noch eine ganze Weile im Cockpit. Es ist erstaunlich wie viel wir immer wieder zu beschnacken haben.
Heute morgen war ich stundenlang damit beschäftigt für Steffi ihre ganzen Seemeilen zu berechnen, denn sie will sich als Crew bei Luxusyachten bewerben. Da sie so eine nette, lebensfrohe Person und außerdem noch eine ausgezeichnete Köchin ist, hat sie bestimmt gute Chancen. Neben uns liegt jetzt wieder die VANESSA von Tom & Julie. Zur Zeit weht fast gar kein Wind und es gibt auch keine Wellen. Im Prinzip sollte ich über Bord springen und das Unterwasserschiff säubern, denn die Chance ist einmalig.
Nachher sollen wir zu Botschafter Craig, der uns zum Abendessen eingeladen hat. Herbert Salvenmoser unterrichtet bis Dezember an einer Ausländerschule in Honiara auf den Solomonen, konnte aber ansonsten nichts positives von dort berichten. Er rät uns davon ab, es dort mit der Bootsreparatur zu versuchen, meint aber das es auch in den Philippinen nicht so der Hit ist. Sollte vielleicht auch einmal Wolfgang Hausner um Rat fragen.
Dienstag, der 13. Mai 2008
Breite: 01°21.93'N Länge: 172°55.80'O
Bei Craig waren meine beiden Mädels im Swimming-Pool, während ich aufgrund das wahrscheinlichen "Grossen Kribbelns" lieber darauf verzichtet habe. Das Essen war typisch angelsächsisch. Es scheint egal zu sein, ob man nun in England, Australien, Neuseeland oder sonstwo ist. ;-)
Freitag war ich gleich zwei Mal tauchen, um das Unterwasserschiff zu reinigen. Danach war ich ziemlich erledigt & bin zu Hong, um Geburtstagsgrüße und Glückwünsche noch rechtzeitig auf die Reise zu schicken. Hong selbst war total am Rotieren, denn es war Zahltag und sein Laden war gerammelt voll. Außerdem hatte er noch ein Schiff an der Mole - und dann muß alles ganz schnell gehen, denn die Mole ist teuer. Ich bin also mit ihm zurück zum Hafen. Als ich mit meinem Beiboot los wollte, mußte ich feststellen, daß andere Leute ihre Boote - unter anderem eine Fähre - so vertäut hatten, daß ich nicht weg konnte. Schließlich habe ich es aber doch noch geschafft und kam nur wenig zu spät nach Hause.
Am 10.5. holten uns P.K., Tsai Mama und Sohn Ah De ab, um in "Mary's Motel" zu Mittag zu essen. Mißtrauisch geworden, bestellte ich nur einen Hamburger, der sich als zwei Scheiben pappiges Toastbrot mit warmen Rindfleischstückchen und etwa vier Quadratzentimetern kaltem Cheddar-Käse entpuppte. Auch die anderen hatten mit ihrer Auswahl kein Glück, wobei P.K. allerdings meinte, daß es doch um Ecken besser wäre als das Essen im größten Hotel am Platze, welches der Regierung gehört. <hihi> Aurora ging uns den ganzen Tag lang auf die Nerven, so daß ich schon dachte, daß sie vielleicht krank werden würde. Dem war aber nicht so. Später waren wir noch ganz kurz bei Peter Lange von South Pacific Marine Service (SPMS), nur um mal "Moin!" zu sagen. Als ich ihm erzählte, daß wir nur 30 Tage Aufenthaltsgenehmigung bekommen haben, meinte er, daß sie sich genau wie in Fidschi alles selber kaputt machen würden. Es geht den Jungs nämlich ganz offensichtlich um die Gebühren, wobei sie ganz vergessen, daß ein Boot normalerweise Tausende von Dollars pro Monat im Lande läßt.
Muttertag/Pfingstsonntag hatten sich sowohl Craig als auch Hong angemeldet, wobei letzterer allerdings warnte, daß er eventuell arbeiten müsse und dann natürlich nicht kommen könne. Da gerade die Sonne schien & auch der Wind nur mehr sanft über die Lagune fächelte, habe ich mich entschlossen, endlich die Fenster über unserem Salon (Wohnzimmer) neu abzudichten. Die Dinger sind riesengroß & da ich ähnliches schon einmal mit meinem Bruder Birger in Französisch Guyana ausprobiert hatte, verspürte ich nicht besonders viel Lust an diese Sache heranzugehen. Die Lecks waren allerdings immer schlimmer geworden & jedes Mal, wenn eine Welle über das Vordeck kam, wurde es drinnen richtig naß. Wie in einer Tropfsteinhöhle. Es ging allerdings alles glatt und um 15:00 Uhr holte ich Botschafter Craig im Innenhafen ab.
Obwohl er leicht seekrank wurde, blieb er sogar bis nach dem Abendessen, wo es ein Szechuangericht mit Reis, Kohl, Staudensellerie, Soße aus fermentierten schwarzen Bohnen und Bambussprossen gab. Sehr lecker! Dazu einen herben Weißwein aus Australien. Vorher hatte Craig allerdings schon wahre Unmengen von unserem selbst gemachten Parmesan-Popcorn & Curry-Popcorn gefuttert. Sogar unsere Petroleum-Drucklampe Rhino aus China lief einwandfrei, was sie sonst eigentlich nie tut, wenn wir Gäste haben.
Als ich Craig zurück an Land brachte, stellte ich ihm Mei Songping vor, der ja einen kleinen Laden am Hafen hat. Tagsüber arbeitet er allerdings zusätzlich noch als Bauarbeiter, während seine Frau und deren Schwester den Laden schmeißen. Mei Songping lud uns auf ein paar Biere ein & schenkte mir schließlich noch einen riesigen Sack voller Herzmuscheln. Ich wollte gar nicht so viele haben, aber er ließ sich nicht davon abbringen.
Am nächsten morgen bin ich in aller Herrgottsfrühe zu VANESSA, denn sonst trifft man Tom & Julie kaum dort an. Tatsächlich waren sie schon auf dem Sprung und machten sich Sorgen zu spät zu kommen. Ich habe ihnen einen halben Sack Muscheln geschenkt & den Rest das Tages war Aurora dann ganz fasziniert von den lebenden Muscheln. Ich durfte andauernd das Wasser wechseln & auch Liping hatte volles Programm. Erst gab es Muschelsuppe mit Karotten, Ingwer & Rettich auf chinesische Art. Der Hit folgte beim nächsten Gang. Dieses Mal waren die Muscheln in Wein gekocht worden, um dann mit einer Mischung aus Brotkrümeln, fein gehacktem Knoblauch, Petersilie, Salz, Pfeffer und Butter bestrichen und dann gebacken zu werden. Sehr lecker, besonders zusammen mit dem Weißwein! Für eine klassische "Clam Chowder" (Muschelcremesuppe mit Kartoffeln) fehlten uns leider die Zutaten (Kartoffeln wachsen hier ja nicht), so daß wir die restlichen Muscheln in Gläsern eingekocht haben. Dabei mußten wir leider feststellen, daß unser alter Druckkochtopf, den wir 1994/1995 für unseren Trimaran DHARMA BUM II in Mexiko gekauft hatten, nicht mehr richtig dicht ist.
Ansonsten war ich mit klopfendem Herzen dabei, die alten Dichtungen unter den Fenstern (nicht Luken) der beiden Vorderkabinen rauszuschneiden. Dort sah es nämlich richtig schlimm aus, so daß es gar kein Wunder ist, daß DHARMA BUM III leckt wie ein Sieb. Das Wasser vom Vordeck sammelt sich an der Oberkante der Fenster (astreine Wasserauffangvorrichtung) und läuft dann in den Innenraum des Bootes. Später habe ich eine zweite Tube Silikon aufgemacht (Polysulfid kann man bei den Lexanfenstern nicht verwenden) und alles neu abgedichtet. Jetzt brauchen wir entweder massive Regenfälle oder aber ein paar Tage kreuzen hoch am Wind, um zu sehen, ob die Aktion erfolgreich war.
Gleich geht es an Land, denn Liping muß Wäsche waschen, während ich auf eMails warte, die mir bei der Entscheidungsfindung helfen sollen. Wir brauchen unbedingt mehr Info in Sachen Vanuatu & Philippinen. Fast die Hälfte unserer 30 Tage hier sind schon um & ich muß mich dringend entscheiden, wie es nun weiter gehen soll. Die große Frage ist natürlich, was unser Hauptziel ist. Entweder die Weltumsegelung zügig voranzutreiben, oder aber mehr Zeit auf den Inseln im Pazifik zu verbringen. Wir können uns einfach nicht entscheiden, denn es gibt so viele Vor- und Nachteile zu berücksichtigen. Herbert schrieb eigentlich nur negatives über Honiara in den Solomonen & auch sonst haben wir das Gefühl, daß es im Zentralpazifik schöner & angenehmer ist als westlich von hier. Asien ist natürlich wieder OK, aber so besonders neu und aufregend wird es für uns sicherlich nicht sein.
Mittwoch, der 14. Mai 2008
Breite: 01°21.93'N Länge: 172°55.80'O
Liping und Aurora haben also bei Hong Wäsche gewaschen, während ich seine "drahtlose Kokosnuß" benutzt habe. Dabei mußte ich feststellen, daß ein permanentes nautisches Jahrbuch nur gegen viel Geld und dazu nur als DOS-Programm zu haben ist. Darüber hinaus steht dort nirgendwo, wie man die Korrekturen für den oberen oder unteren Sonnenrand (upper/lower limb) berechnet.
Natürlich bekamen wir zahlreiche eMails, unter anderem von Karl & Libu. Sie haben gerade Trinidad verlassen, wo sie viele Monate in Chacachacare gelegen haben. Eine einsame Gegend, eben eine echte Pirateninsel. Jetzt sind sie in Bequia und ankern vor dem Frangipani-Hotel, wo wir damals auch lagen. Karl schrieb, daß man in Neukaledonien das Schiff schon insten könnte - die Preise sich aber gewaschen hätten.
Die meiste Zeit habe ich allerdings damit verbracht ein Formular bei Lee Sails in Hong Kong http://www.leesails.com auszufüllen, damit sie mir einen Kostenvoranschlag eMailen können. Hong importiert oft aus Hong Kong & mit ein bißchen Glück bekommt er seine Container schon nach einem Monat. Wir rechnen eher mit zwei bis drei Monaten.....
Wieder an Bord hatte Liping gerade die Wäsche aufgehängt, als es auch schon anfing zu regnen. Also haben wir auch drinnen zu Abend gegessen. Hinterher saß ich wieder draußen, wo ich schon bald sehr müde wurde.
Heute morgen habe ich erst Aurora vorgelesen & mich dann an die Tafeln H.O. 249 (ursprünglich mal drei gelbe Bücher, jetzt Computer Dateien im *.pdf Format) gemacht. Dort im Anhang wird nämlich eine Methode beschrieben, wie man auch *ohne* nautisches Jahrbuch auskommen kann, indem man den Greenwicher Stundenwinkel (GHA) und die Deklination der Sonne selbst berechnet. Da dieses Buch für das Militär geschrieben wurde, kann man sich vielleicht vorstellen, daß es nicht gerade leicht verständlich ist. Trotzdem habe ich nach nur wenigen Stunden herausgefunden, wie alles funktioniert. Ich bin selbst ganz erstaunt! <Grins>
Da die Infos über Vanuatu, die Solomonen, Neukaledonien usw. nicht besonders positiv sind, werden wir es wohl unterlassen dorthin zu segeln. Dann lieber gleich in den sauren Apfel beißen & neue Segel als auch neues laufendes Gut (letzteres von West Marine oder Defender.com) bestellen. Und dann über Majuro, Kosrahe, Pohnpei, Chuuk, Yap und Palau langsam aber sicher in Richtung Philippinen segeln. Die ersten drei Staaten der Vereinigten Staaten Mikronesiens (FSM) liegen genau wie die Marschallinseln außerhalb des Taifungürtels. Man kann also praktisch jederzeit lostuckern, so daß man erst nach der eigentlichen Taifunzeit in Yap oder so ankommt. Und wenn man keine Zeit hat, hält man eben nirgends an, sondern segelt gleich durch bis zu den Philippinen.
Vielleicht kriegen wir es so geregelt, so daß wir Weihnachten & die Goldene Hochzeit in D-Land verbringen können. Danach entweder schnell weiter nach Singapur, Lang Kawi (Malaysia) und Phuket (Thailand) - oder aber ein längerer Aufenthalt in den Philippinen selbst. Leider habe ich von dort nichts weiter gehört, aber langsam habe ich die Nase voll vom ewigen Hin & Her.
Donnerstag, der 15. Mai 2008
Als in einer Calvert-Lektion gefragt wurde, was Vögel denn normalerweise so fressen, zögerte Aurora nicht eine Sekunde. "Fische!" kam es wie aus der Pistole geschossen. Und aus ihrer Erfahrung hat sie natürlich recht, denn alle Vögel die sie so kennt ernähren sich aus dem Meer. Und als wir neulich kleine leckere Kraken (Octopus) verspeisten, zählte sie die Beine (8) und kam dann zu dem Schluß, daß es sich dabei wohl um Spinnen handeln müsse, da diese ja ebenfalls acht Beine hätten. Und ihre letzte Kreation ist ein Lied über die Schwierigkeiten ihres Lebensstils:
We are sailing, we are sailing, we are sailing, EVERYTHING JUMPS!
We are sailing, we are sailing, we are sailing, WAVES!
We are sailing, we are sailing, we are sailing, SQUALLS!
We are sailing, we are sailing, we are sailing, SAILS!
We are sailing, we are sailing, we are sailing, OUR FOOD!
We are sailing, we are sailing, we are sailing, OUR THINGS!
We are sailing, we are sailing, we are sailing, WE HAVE TO STEER!
We are sailing, we are sailing, we are sailing, SOLAR LAMPS FALL!
We are sailing, we are sailing, we are sailing, KEROSENE FALLS!
We are sailing, we are sailing, we are sailing, KEROSENE LAMPS FALL!
We are sailing, we are sailing, we are sailing, SALT WATER!
Gestern haben wir die zum x-ten Mal reparierte Rollgenua wieder hochgezogen & angefangen das Mylar-Segel zu verschrotten. Nachts kam eine Bö & als ich auf den Garmin-GPS sah, mußte ich geschockt feststellen, daß er sich selbst abgeschaltet hatte. Dann funktioniert natürlich auch der Ankeralarm nicht! Ich habe ihn wieder aktiviert & wurde ein paar Stunden später davon geweckt. Da war allerdings so gut wie gar kein Wind. Ich habe den Alarm von 130 auf 140 Fuß umgestellt (ich habe 200 Fuß Kette draußen) und weniger Stunden später war unser kleines Klabautermännchen schon wieder zugange. Aber irgend eines schönen Tages, wenn der Mond kobaltblau scheint, werde ich auch mal wieder ausschlafen können... ;-)
Den Vormittag war ich dann weiter mit der Verschrottung der Mylar-Rollfock beschäftigt. Ganz wegschmeißen werde ich das Material allerdings erst, wenn ich ein neues Vorsegel erhalten habe. Man weiß ja nie. Schließlich habe ich noch an einem langen Artikel für mein Blog geschrieben und nach dem Mittagessen werde ich wohl an Land düsen und zu einem Internetanschluß tapern.
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